Ulli Wagner (Foto: SR/Ulli Wagner)

Ulli Wagner von der Leipziger Buchmesse 2023

Ulli Wagner  

Vom 27. bis 30. April hat sich die Bücherwelt wieder in Leipzig getroffen. Im Frühjahr DER Treffpunkt für Verlage, Autorinnen und Autoren und natürlich Lesefreunde. Auch in diesem Jahr war SR 3-Reporterin Ulli Wagner vor Ort und hat täglich in ihrem Blog darüber bereichtet, was es Spannendes auf der Messe zu erleben gab.

Mittwoch, 26. April

Ich war schon als Kind eine Leseratte und lange Bahnfahrten haben mir auch früher nie was ausgemacht, wenn ich genug zu lesen dabei hatte... Und natürlich fahre ich mit der Bahn zur Buchmesse nach Leipzig - das ist erstens viel bequemer, meistens, und zweitens lässt sich dabei auch noch gut was vorbereiten für die Messetage. Heute aber hätte mich diese Form des Reisens fast um eine grandiose Erfahrung gebracht.

Die Eröffnung

Plakat zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse im Gewandhaus zu Leipzig (Foto: SR/Ulli Wagner)
Auftakt zur Leipziger Buchmesse 2023

Aber ich habe es dann doch noch rechtzeitig geschafft, zur offiziellen Eröffnung im ehrwürdigen Gewandhaus zu Leipzig. Dabei geht es immer sehr feierlich zu. In diesem Jahr aber auch sehr fröhlich und voller Vorfreude. "Endlich wieder, endlich wieder Buchmesse Leipzig" - das war auf den Gängen und in den offiziellen Reden zur Eröffnung immer wieder zu hören.

Kein Wunder, nach drei Jahren Corona-Zwangspause. In die Freude mischte sich aber auch Ernüchterung angesichts des Krieges in der Ukraine - auch der war immer präsent im Gewandhaus heute Abend. Kiew ist die Partnerstadt von Leipzig und von hier aus sind es keine Tausend Kilometer bis in die Ukraine.

Da wurde viel Wichtiges und Nachdenkliches gesagt, zum Wert des Lesens und der Literatur überhaupt, dazu, wie sehr auch Bücher zur Meinungsbildung beitragen und wie wichtig es ist, sich eine eigene Meinung bilden und in einer Demokratie leben zu können und auch, wie wichtig es für die Demokratie ist, dass wir dieses Recht der Meinungsfreiheit auch nutzen und uns eine Meinung bilden.

Das Gewandhausorchester Leipzig unter Leitung von Herbert Blomstedt spielt Auszüge aus der 6. Symphonie von Franz Schubert bei der Eröffnung der Leipziger Buchmesse 2023  (Foto: SR/ Ulli Wagner)
Gewandhausorchester Leipzig spielt zur Eröffnung der Buchmesse 2023

Da tat es gut, dass das Gewandhausorchester unter Leitung von Herbert Blomstedt für eine musikalische Verschnaufpause sorgte, mit der 6. Sinfonie von Franz Schubert. Bevor es um eine ganz besondere Frau und einen ganz besonderen Preis ging.

Der Leipziger Buchpreis

Maria Stepanova hat den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2023 erhalten und bedankt sich dafür  (Foto: SR / Ulli Wagner)
Dankesrede von Maria Stepanova bei der Eröffnung der Leipziger Buchmesse 2023

Der hat offiziell einen ganz langen Titel und heißt "Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung". Traditionell wird er zur Eröffnung der Frühjahrs-Buchmesse vergeben. 2023 geht dieser Preis zum ersten Mal an eine Lyrikerin, an Maria Stepanova.

Die ist gebürtige Russin und beweist seit Jahren, wie kraftvoll und aktuell Gedichte sein können. Und wie gefährlich sie werden können, wenn sie das beschreiben, was nicht gesagt werden darf. Maria Stepanova hat viel im Netz publiziert und Online-Plattformen mitgegründet - etwa auch colta.ru, das nach dem Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine ebenso verboten wurde wie etwa TV Doschd.

Inzwischen lebt Maria Stepanova in Deutschland im Exil und arbeitet am Wissenschaftskolleg in Berlin. Morgen, am ersten offiziellen Messetag, wird sie mit anderen Autorinnen und Autoren aus dem russisch-sprachigen Raum in Foren auftreten - mit dabei auch viele aus der Ukraine.

Donnerstag, 27. April

Ein Werbeplakat für die Buchmesse an einer großen Straßenbahnhaltestelle am Leipziger Ring (Foto: SR / Ulli Wagner)
Überall in der Stadt wird für die Buchmesse geworben

Gleich werden sie wieder geöffnet, die Pforten der Leipziger Buchmesse, nach drei langen Jahren endlich wieder. Die Messe und vor allem "Leipzig liest", das größte Lesefest Europas, sind allgegenwärtig - auch hier an der Straßenbahnhaltestelle, wo mein Weg zur Messe beginnt.

Die Vorbereitungen

Die beginnen schon Monate vorher, sobald feststeht, welche Autorinnen und Autoren nach Leipzig kommen - egal, ob raus auf das neue Messegelände oder zu einer der Veranstaltungen im Rahmen von "Leipzig liest" - 2.400 sind das an mehr als 300 Orten, nur um mal eine Vorstellung von der Dimension zu bekommen. Sobald das Gerüst steht, geht es an die Feinarbeit und am Ende sieht es dann ungefähr so aus.

So sieht mein Interviewplan für den zweiten Messetag aus (Foto: SR / Ulli Wagner)
Dieses Timetable ist mein wichtigster Wegweiser auf der Messe

Der Unterwegs-Arbeitsplatz

Wenn ich zur Buchmesse nach Leipzig fahre, habe ich immer zwei Laptops im Gepäck - auf dem einen schreibe ich meine Texte oder auch diesen Blog hier. In den anderen spiele ich meine Interviews ein, bearbeite sie, mixe Collagen und schicke dann alles zum SR nach Saarbrücken.

Aufgebaut ist schon alles - jetzt kann sie losgehen, die Leipziger Buchmesse 2023. Ich freue mich total - auf viele inspirierende Begegnungen und auf die Cossplayer und natürlich bin ich auch gespannt, wie der vergrößerte Saarland-Stand in Natura aussieht und wer sich dort so alles tummelt!

Während der Buchmesse texte und schneide ich meine Beiträge aus dem Hotelzimmer, dort habe ich meinen Unterwegsarbeitsplatz mit Schnittplatz und Internet-PC aufgebaut (Foto: SR / Ulli Wagner)
Mein mobiles Hotelzimmer-Studio

Freitag, 28. April

Gleich am ersten Messetag war schon richtig viel los und die Promis aus dem Saarland hatten bereits erste Auftritte. Markus Heitz tummelt sich am liebsten auf der Phantastik-Bühne und Arno Strobel genoss das Bad in der Menge. Sein Verlag hatte mit seinem Konterfei für die Signierstunde geworben und das Interesse war so groß, dass die Fans lange Wartezeiten in Kauf nehmen mussten ... Lieblingsautoren zum Anfassen, das ist das, was die Leipziger Buchmesse so besonders macht, sagt der gebürtige Saarländer Strobel.

Der Fischer Verlag wirbt in Leipzig mit dem Konterfei von Arno Strobel, dem Bestseller-Autor, der aus dem Saarland stammt (Foto: SR / Ulli Wagner)
Arno Strobels Konterfei am Stand des Fischer-Verlags

Größer & sichtbarer

Seit Jahren gibt es einen Saarland-Gemeinschaftsstand auf der Leipziger Buchmesse - ohne den könnten sich die meisten Aussteller keinen Messeaufritt leisten. Ich wusste zwar, dass der in diesem Jahr größer und an einem anderen Ort in Halle 5 ist, aber das hatte ich dann doch nicht erwartet.

Über dem Gemeinschaftsstand in Halle 5 wehen Saarland-Fahnen, die schon von weitem sichtbar sind (Foto: SR / Ulli Wagner)
Schon von weitem zu erkennen: der Saarland-Gemeinschaftsstand in Halle 5

Aus verschiedenen Blickrichtungen gut sichtbar präsentieren sich die Kreativen aus dem Saarland nun hier in Leipzig. 16 Ausstellerinnen und Aussteller sind es insgesamt und Verlage sind dabei. Von den, nach saarländischen Maßstäben, Großen, wie Conte bis hin zu den Kleinen, wie Attention.rocks von Gabriele Andler aus Illingen.

"Meine Eintrittskarte"

Sie ist zum ersten Mal überhaupt auf einer Buchmesse und sagt: "dieser Gemeinschaftsstand ist meine Eintrittskarte, das hätte ich mir sonst nicht leisten können". Auch die, die schon öfter dabei waren, sind von dem neuen Stand begeistert. Weil er so gut sichtbar ist und weil es keine dunklen Ecken gibt, lockt er deutlich mehr Besucherinnen und Besucher an als in den Vorjahren.

Audio

Das Saarland auf der Leipziger Buchmesse
Audio [SR 3, Ulli Wagner, 28.04.2023, Länge: 03:00 Min.]
Das Saarland auf der Leipziger Buchmesse

Bühne für Kreative

Nicht nur die Verlage zeigen hier, was das Saarland zu bieten hat, sondern auch die Kreativ-Wirtschaft. Hinter dem vielleicht sperrigen Wort verbergen sich kleine Unternehmen, die kreative Spielideen und manchmal auch Lösungen für große Probleme entwickeln. Vom Wimmelbuch haben Sie bestimmt schon mal was gehört. Die Macher sind auch mit hier in Leipzig und haben sich was Spezielles einfallen lassen, also das bekannte Wimmelbuch-Prinzip weiter ausgebaut. "Du musst den Leute auch was zeigen", sagt Jürgen Schanz von Pineo. Und darüber, dass sie und die anderen Kreativen aus dem Saarland das endlich wieder tun können, sind sie sehr froh. Und auch die Cossplayerinnen, die hier in Leipzig zur Buchmesse immer ihren großen Auftritt haben, haben den Weg zum Saarland-Gemeinschaftsstand schon gefunden.

Seit Jahren schon treffen sich Cossplayer zur Leipziger Buchmesse und ziehen in vollem Ornat durch die Messehallen. Hier besuchen gerade zwei Cossplayerinnen den Saarland-Gemeischaftsstand in Halle 5 und posieren für ein Foto (Foto: SR / Ulli Wagner)
Cossplayerinnen am Saarland-Gemeinschaftsstand in Halle 5

Der Zungenbrecher

Österreich ist das Gastland der Leipziger Buchmesse 2023 und das ist eine große Ehre. Zumindest sagte das dessen Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei der Eröffnung am Mittwochabend im Gewandhaus. Für ihren Auftritt hier in Liepzig haben sich die Österreicher etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Ihr Motto lautet:

Die Österreicher haben sich ein sehr lautmalerisches Motto ausgesucht als Gastland der Buchmesse, es taucht überall auf der Messe auf und besteht aus vier Worten: mea ois wia mia (Foto: SR / Ulli Wagner)
Das Motto des Gastlandes Österreich ist ein echter Zungenbrecher ... für Piefkes

Ich habe jetzt drei Tage geübt, kriege diesen Zungenbrecher halbwegs über die Lippen und finde dieses Motto inzwischen nahezu genial: eine Einladung, zusammen etwas Besseres auf die Beine zu stellen als alleine ... hätte ich es von Anfang an "auf platt" gelesen, hätte ich es gleich verstanden ... von wegen: mehr als wir ... mehr als wie mir! Das sind auch vier Worte und die sagen doch alles, oder?

Kriminell gut

Mehr als 100 Veranstaltungen hat unser Nachbarland für diese Frühjahrsbuchmesse organisiert und sie haben ja auch wirklich viel zu bieten, die Österreicher ... zum Beispiel jede Menge Literaturnobelpreisträger und -trägerinnen in den letzten Jahren. Auch was Spannungsliteratur angeht sind sie spitzenmäßig. "Gemischter Satz", so hieß die österreichische Kriminacht Freitagabend im Café Grundmann. Aber die war quasi schon ausverkauft, bevor sie offiziell verkündet war. Die hatte mit Bernhard Aichner, Ursula Poznanski, Marc Elsberg, Alex Beer und vielen anderen aber auch die Creme de la Creme der deutsch-sprachigen Spannungsliteratur zu bieten. Manches davon hatten wir schon als SR 3 Krimi-Tipp, anderes werden wir noch nachholen. Auch ich hab's da nicht mehr reingeschafft. Das war aber nicht schlimm, denn so hatte ich Zeit, Horst Eckert, einen meiner Lieblingsautoren nicht nur im Interview, sondern endlich auch mal wieder bei einer Lesung zu erleben - im Barfusz-Krimi-Keller direkt am Leipziger Markt, wo vor vielen Jahren übrigens auch schon ein Saarländer das Publikum begeistert hat.

Der Autor Horst Eckert liest im Barfusz-Krimi-Keller aus seinem neuen Thriller "Die Macht der Wölfe" (Foto: SR / Ulli Wagner)
Lese-Marathon im Barfusz-Krimi-Keller am Leipziger Markt

Samstag, 29.April

Wer gestern meinte, es sei sehr voll in den Leipziger Messehallen, wurde heute eines besseren belehrt. Und zwar schon beim Versuch, überhaupt auf die Messe raus zu kommen. Ich habe mir ohnehin angewöhnt, nicht am Hauptbahnhof einzusteigen, sondern eine oder gar zwei Stationen weiter - in die falsche Richtung quasi - zu fahren. Nur dann gibt es eine Chance, aber keine Garantie, auf einen Sitzplatz in der Linie 16 und bie der S-Bahn sieht es nicht besser aus.

Großer Andrang

Viele, vor allem junge, Menschen stehen Schlange um in die Leipziger Messehallen zu kommen (Foto: SR / Ulli Wagner)
Am Messe-Samstag ist Geduld gefragt, obwohl alle Zugänge geöffnet sind

Weil ich gleich zu Beginn zwei sehr wichtige Interviews hatte - mehr verrate ich später - habe ich heute doppelt so viel zeit eingeplant wie üblich. Und das war gut so, denn es wurde trotzdem knapp. Und ich war heilfroh, dass ich meinen Messeausweis hatte und nicht an einem der vielen Tagesticket-Schalter anstehen musste.

Bunte Freude

Zwei kostümierte Damen posieren für ein Foto - die eine recht freizügig, die andere im hochgeschlossenen Kleid mit Hut (Foto: SR / Ulli Wagner)
Auch wenn sie noch so müde sind: Cosplayerinnen sind immer freundlich und für ein Foto zu haben

Viele derer, die da auf die Messe drängen, bleiben gleich vorne in Halle 1, denn da ist die Manga Comic Con und hier haben die Cosplayer ihre zentrale Anlaufstelle. Monatelang haben viele auf ihren Auftritt in Leipzig hingefiebert, manche verkörpern historische Figuren ...andere haben sich alles selbst ausgedacht, wie diese junge Dame hier

Eine junge Frau hat sich eine Figur ausgedacht, ein Kostüm und andere Utensilien gefertigt und präsentiert sich stolz auf der Leipziger Buchmesse (Foto: SR / Ulli Wagner)
Alles selbstgemacht und mit Stolz präsentiert

Wie auch immer: die Cosplayerinnen und Cosplayer machen diese Buchmesse noch bunter, sind meist gut gelaunt und freuen sich über jedes noch so kleine Lob. Mir war gar nicht klar gewesen, wie sehr ich auch diese bunte Schar vermisst hatte!

Geschiebe

Hier in Leipzig sind die ungeraden Hallen rechts und die geraden auf der linken Seite. Dazwischen liegt ein großer Außenbereich, der auch gerne genutzt wird und über den insgesamt 3 röhrenartige Brücken führen. An den ersten beiden Messetagen geht es recht flott, zum Bespiel von Halle 5, wo der Saarland-Gemeinschaftsstand ist, nach Halle 4, wo ich heute ein Treffen mit Dora Heldt hatte. Als ich wieder zurück zum Saarland-Stand wollte, war die Brücke kurz wegen Überfüllung gesperrt und dann ging es nur im Zeitlupentempo

Sehr viele Menschen stecken in dem engen Übergang zwischen Halle 4 und Halle 5. Manchmal ist dort Stop and Go (Foto: SR / Ulli Wagner)
Stop and Go in den Übergängen, wie hier zwischen den Hallen 4 und 5

Termin-Jagd

Wer dann hier ne Lesung und da ne Signierstunde hat, der muss ne gute Kondition haben. Und Spaß an der Freud'. Wie Markus Heitz. Der Homburger ist vor allem mit seinen "Zwergen" so berühmt geworden, dass es ihm auf der Messe ohnehin kaum gelingt, von a nach b zu kommen, ohne aufgehalten zu werden. "Das gehört doch dazu", sagt er im SR 3 -Gespräch, "deshalb lieben wir doch gerade diese Messe hier in Leipzig und haben sie so sehr vermisst in den letzten Jahren".

Der Autor Markus Heitz vor seinen "Zwergenromanen" am Stand seines Verlages auf der Leipziger Buchmesse (Foto: SR / Ulli Wagner)
Der Saarländer mit Zweitwohnsitz in Leipzig: Markus Heitz ist auf der Buchmesse sehr gefragt

Mal ist er am Stand seines Verlages anzutreffen, mal auf einer der vielen Phantastikbühnen. Dort habe ich es heute nicht mehr hingeschafft, es war schlicht und einfach zu voll - auch bei der ARD in Halle 2, da hätte ich nur Rücken fotografieren können. Daher hier ein kleiner Einblick in eine der vielen Lesungs-Ecken dieser Buchmesse.

Viele Menschen sitzen in einer Lesebucht und hören einem Autor im Gespräch mit einer Moderatorin zu (Foto: SR / Ulli Wagner)
Eine von vielen Lesungen in den Messehallen

Kontrastprogramm

Zwei Männer waren der Grund, weshalb ich mir heute sehr viel Puffer gelassen habe, beim Weg raus zur neuen Messe. Diese beiden sind so selten zu "greifen", dass ich sie um nichts in der Welt verpassen wollte.

Martin Walker genießt diese Buchmesse und signiert nach dem SR 3 -Gespräch gut gelaunt mehrere Bücher (Foto: SR / Ulli Wagner)
Martin Walker im SR 3 Gespräch

Der eine ein Bestseller-Autor, dessen Name allein schon die Herzen vieler Menschen höher schlagen lässt: Martin Walker, der Schotte, der vor vielen Jahren seine Liebe zum Périgord entdeckt hat und diesen Teil Frankreichs mit seinen Romanen um Bruno, Chef de Police, weltweit bekannt gemacht hat.

Während ich noch mit Martin Walker am Tisch saß - das Interview war schon rum, aber wir waren noch am Plaudern - kam der zweite Autor, den ich unbedingt persönlich kennenlernen wollte.

Beim SR 3 Interview lernen sich die beiden Autoren Sasha Filipenko und Martin Walker kennen - der eine ein junger aufstrebender Schrifsteller, der andere ein älterer Bestseller-Autor (Foto: SR / Ulli Wagner)
Sie lernen sich beim SR 3 Gespräch kennen: Sasha Filipenko und Martin Walker

Ich stellte beide einander vor - sie kannten sich nur dem Namen nach - und schwups waren sie ins Gespräch vertieft. Und es war einer meiner schönsten Messemomente, als der Profi dem jungen Autor, der inzwischen im Exil in der Schweiz lebt, seine Hochachtung aussprach.

Eine Frau sitzt neben einem Mann, einem Autor. Sie ist seine Übersetzerin, beim Interview auf der Messe - sie übersetzt aber auch seine Bücher (Foto: SR / Ulli Wagner)
Sasha Filipenko und seine Übersetzerin Ruth Altenhofer

Und auch Sasha Filipenko, so heißt der junge Mann, war ganz berührt. Der gebürtige Belarusse hat in St. Petersburg studiert und war in Russland ein erfolgreicher Journalist und Autor. Inzwischen drohen ihm dort und auch in seinem Heimatland hohe Gefängnisstrafen, wenn nicht gar Schlimmeres. Deshalb lebt er mit seiner Familie nun im Exil - aber immerhin sind die Zeiten, in denen die Filipenkos von Stuttgart nach Hamburg, von Basel nach London ziehen mussten nun vorbei. Die Familie hat nun eine ordentliche Aufenthaltsgenehmigung für die Schweiz und Sasha Filipenko kann in Ruhe sein neues Buch vorstellen "Kremulator", das zweite von ihm, das in Deutsch erscheint. Es ist also etwas Ruhe eingekehrt, bei den Filipenkos. Sein Sohn, hat er heute erzählt, fragt trotzdem manchmal noch: "Papa, wann können wir denn wieder heim?"

Sonntag, 30. April

Heute ist der letzte Messetag und der Tag nach dem Saarland-Abend im Rahmen von "Leipzig liest". Und der war schön und lang, für mich allerdings aus anderen Gründen als für die meisten. Denn mir war bei einem kleinen Zusammenstoß mit einer Besucherin mein Aufnahmegerät aus der Hand und auf den Boden gefallen - das Gerät ist hart im Nehmen, keine Sorge. Aber das, was ich bis dahin aufgenommen hatte - und es waren schöne Szenen mit vielen Lachern und noch mehr Applaus - das war alles weg. Unwiderbringlich, wie ich später im Hotelzimmer feststellen musste. Shit happens - dafür gibt es ihn nun hier umso ausführlicher, den Rückblick auf den 6. Saarlandabend bei einer Leipziger Buchmesse.

Warm Up

Eine Frau im Kleid steht vor einem Publikum und erzählt etwas (Foto: SR / Ulli Wagner)
Isabella Archan hatte das Publikum schnell im Griff

Sie ist ist Schauspielerin, sie ist gebürtige Österreicherin und sie liebt das Saarland: Isabella Archan. Sie hat den Saarland-Abend im Theater der Jungen Welt am Lindenauer Markt eröffnet, noch bevor Moderator Jörg Sämann auf die Bühne kam. Und sie hatte das Publikum sofort im Griff mit ihrer kleinen Spannungsgeschichte über Urlaub in den Bergen und Handtüchern auf Liegen.

Die Musik macht's

Eine Frau mit Mirkofon, ein Mann mit Gitarre, ein Mann am Kontrabass und ein Mann am Schlagzeug machen Musik  (Foto: SR / Ulli Wagner)
Spanish Mode hat auch in diesem Jahr wieder begeistert

Seit vielen Jahren ist die Leipziger Band "Spanish Mode" fester Bestandteil des Saarlandabends zur Buchmesse. Früher waren sie zu fünft, aber auch an dieser Band ist die Pandemie nicht spurlos vorüber gegangen. Im Theater der Jungen Welt sorgten Frank Kaiser, Claudia Wandt, Christian Siewert und Peter Kuhnsch mal für heiße, mal für leise Töne - ein Ohrenschmaus war es immer!

Offizielles

Zwei Männer auf einer Bühne, einer steht eher im Dunkeln, der andere ist hell erleuchtet und hat ein Mikrophon in der Hand (Foto: SR / Ulli Wagner)
Staatssekretär Benedyczuk beim Saarlandabend

Jörg Sämann, der zuständige Referatsleister im saarländischen Ministerium für Bildung und Kultur hat den Abend nicht nur moderiert, sondern auch organisiert und er hatte ein gutes Händchen beim Zusammenstellen des Programms. Die Rückmeldung gab es von allen Seiten gestern Abend, auch vom Chef, Staatssekretär Jan Benedyczuk

Auftritte

Ein Mann sitzt unter einer Lampe in einem Sessel, hat ein Buch auf den Knien und vor seinem Mund ein Mikrophon (Foto: SR / Ulli Wagner)
Andreas H. Drescher und "sein alter Schwarzfernseher"

Das Lese-Programm war sehr abwechslungsreich. Rita Fischer erzählte von "Ankommen. Bleiben: eine deutsch-deutsche Geschichte", die in der Edition Schaumberg erschienen ist. Bei Germaine Paulus von "The Dandy is dead" ging es um "Ohnmacht. Sex and Crime" und bei Andreas Drescher von der Edition Abel um "mein alter "Schwarzfernseher". In diesem auch für das Auge wunderschönen Buch mit Bildern der Wallerfanger Künstlerin Heike Puderbach, geht es mal ums Politische, mal ums Erotische, auch die Erzählart variiert vom Fabulieren bis hin zur Groteske. Dem Publikum in Leipzig hats Gefallen.

Primstal. In Sachsen.

Ein Mann in einem auffälligen T-Shirt spricht und gestikuliert mit einem Mann und einer Frau in einem Theatersaal (Foto: SR / Ulli Wagner)
Sprache kann Brücken bauen und Kontakte schaffen

Der krönende Abschluss war Frank P. Meyer vom Conte Verlag vorbehalten, der hier in Leipzig das Publikum schon an vielen Orten begeistert hat, auch schon mal im Barfusz-Krimikeller gelesen hat vor vielen Jahren, also vor der Pandemie! und der nicht nur sprachlich ein bisschen Nordsaarland, genauer gesagt Primstal mit nach Leipzig brachte. Mit Wang und Wagnersch Benni und der Geschichte vom "Ende der Bundeskegelbahn" und vom Chinesen, der die Globalisierung ins Dorf brachte. Und dem man erst beibringen musste, dass man bei uns nicht mehr "Guten Morgen" sagt, wenn schon "12 Uhr durch ist. Dann sagt man Guten Tag!"Damit sorgte er nicht nur für viele Lacher, sondern auch für regen Austausch nach dem offiziellen Teil.

Die Aktiven

Viele Menschen auf einer Bühne, die sich über eine gelungene Veranstaltung freuen (Foto: SR / Ulli Wagner)
Ganz schön viele, dabei sind auch da gar nicht alle drauf

Es waren viele zum Saarland-Abend ins Theater der Jungen Welt nach Lindenau gekommen. Manche hatten was mit dem Saarland zu tun, viele mit Sachsen und es waren auch Wiederholungstäter dabei, die diesen einen Abend im Rahmen der Leipziger Buchmesse in so guter Erinnerung hatten, dass sie nach vier Jahren Pause unbedingt noch mal dabei sein wollten. Und natürlich die, die an, mit und für den Saarland-Gemeinschaftsstand in Halle 5 arbeiten. Und den, das hat Staatssekretär Benedyczuk zugesagt, den wird es auch 2024 geben!

Nach Hause

Ich hatte viel gearbeitet und wenig geschlafen, aber ich hatte meinen Radiobeitrag für die Sonntags-Region geschnitten, geschrieben, gesprochen und produziert, ich hatte auch den Blog aktualisiert und es trotzdem geschafft, kurz vor 10 bei der Autovermietung zu sein. Denn ich fahre zwar immer mit der Bahn nach Leipzig, obwohl das mit dem mobilen Studio-Arbeitsplatz schon auf der Hinfahrt eine Herausforderung ist, aber zurück sind es noch mal etliche Taschen mehr ... und zwar schwere Taschen

verschiedene Taschen voller Bücher, manche Titel sind zu erkennen, davor steht eine Laptoptasche (Foto: SR / Ulli Wagner)
Das Arbeitsgepäck nach 4 Tagen Buchmesse

Denn bei jedem Interview für einen SR 3 Krimi-Tipp sammle ich auch Verlosungsexemplare ein, natürlich handsignierte. Und die wollen und müssen ja von Leipzig nach Saarbrücken - deshalb fahre ich zurück immer mit einem Mietwagen. Das hat bislang auch gut geklappt. Bloß heute früh nicht. Da war einfach niemand. Und die Hotline wiederholte stoisch: da muss jemand sein, wir haben sonntags von ... bis ... geöffnet. War aber niemand da und auch die Hotline konnte keinen erreichen. Kann ja mal was sein, ein dringendes Bedürfnis oder die komplizierte Rückgabe eines Mietwagens ... ich habe brav gewartet, mit abnehmender Geduld, gestehe ich. Und als mir nach fast ner halben Stunde immer noch gesagt wurde: "wir erreichen dort niemanden, eine andere Station gibt es in Leipzig nicht", habe ich überlegt, wie meine Bücher ins Saarland kommen, wenn ich nicht mit dem Auto, sondern mit dem Zug zurückfahren muss ... und habe Hilferufe abgesetzt.

Retter in der Not

Zwei Männer vor einer vielbefahrenen Straße in einer Stadt (Foto: SR / Ulli Wagner)
Improvisieren und helfen gehört zur Saarland-DNA

Arno Strobel hat als erster reagiert: "Klar kann ich Deine Sachen mitnehmen. Aber sag mal: wie kommst Du dann heim? Wir haben auch für Dich Platz!" Er ist einfach ein Schatz, der Rodener, der so schaurig-schöne Krimis schreibt - ich darf das sagen, weil es 1. stimmt und seine Frau das 2. genehmigt hat. Als die Autovermietung nach Stunden endlich anrief, waren wir schon kurz vor Jena. So kam ich zu einer denkwürdigen Autofahrt mit Arno Strobel und dessen Freund Dominik Meissner, einem Verleger aus Merzig. Wir haben viel übers Lesen gesprochen, darüber, welche Initiativen es bei uns im Saarland gibt, wer Hilfe braucht, wer kurz vorm Aufgeben ist und auch über das Leben an sich, über das, was uns Sorgen macht und worauf wir uns freuen. Kurz gesagt; meine Rückfahrt von der Buchmesse 2023 ist ein Paradebeleg für die alte Volksweisheit, dass nichts so schlimm ist, dass es nicht auch für etwas gut ist. Danke, Arno!

Arbeitsauftrag

Sehr viele Bücher übereinandergestapelt  (Foto: SR / Ulli Wagner)
Meine Ausbeute: jede Menge handsignierte Verlosungsexemplare

Inzwischen sind die Taschen ausgepackt und die signierten Verlosungsexemplare übereinander gestapelt. Sieht schön aus, oder? Nimmt aber auch jede Menge Platz weg und erinnert täglich an die vielen Beiträge, die dazu noch zu machen sind. Damit kommen wir gut durch den Sommer und vermutlich bis zur Herbstmesse in Frankfurt - erst recht, wenn die ein oder andere Neuerscheinung noch dazu kommt.

Das war's

Eine großer Hinweistafel verkündet den Termin der nächsten Buchmesse 2024 (Foto: SR / Ulli Wagner)
Das Datum der nächsten Buchmesse steht schon fest

In ihrer Abschlussmeldung spricht die Leipziger Messeleitung immer wieder von der großen Freude, die auf dem Messegelände geherrscht hat. Und ja: egal wie müde und überanstrengt ich - und viele andere - nach 4 pickepackevollen Messetagen - auch bin, eins ist völlig klar: es war eine Freude, dass es sie endlich wieder gab, diese Publikums-Messe rund ums Buch und es war eine Freude und eine Ehre, dass ich Leseratte dabei sein konnte und durfte. Und ich freue mich auch schon auf nächstes Jahr ... das Datum steht ... und der Saarland-Gemeinschaftsstand ist ja auch schon fix. Also alles paletti oder - in Anlehnung an das Gastland der Leipziger Buchmesse 2023 - "Servus und baba".

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