Das Rathaus in Esch-sur-Alzette wird bei der Eröffnung von Esch 2022 als Kulturhauptstadt Europas farbenprächtig als Raketenzentrale angestrahlt.  (Foto: picture alliance/dpa | Harald Tittel)

Esch-sur-Alzette: Großer Publikumserfolg blieb aus

Barbara Grech / Onlinefassung: Corinna Kern   22.12.2022 | 12:45 Uhr

Das Kulturhauptstadtjahr im luxemburgischen Esch-sur-Alzette geht zu Ende. Im Saarland hat man wenig aus dem Nachbarland mitbekommen – trotz der rund 2400 Veranstaltungen, die stattgefunden haben. Und auch der große Publikumserfolg blieb aus.

Mit einer großen Schlussveranstaltung am 22. Dezember geht das Kulturhauptstadtjahr in Esch-sur-Alzette zu Ende. Im Saarland sprang der Funke nicht über, obwohl die Ernennung zur Kulturhauptstadt für internationale Strahlkraft in der von Krisen gebeutelten Stahlstadt sorgen sollte.

Video [aktueller bericht, 23.12.2022, Länge: 4:04 Min.]
Abschluss des Kulturhauptstadt-Jahres Esch 2022

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Bilanz des Kulturhauptstadtjahres in Esch
Audio [SR 3, Moderation: Simin Sadeghi/im Gespräch: Barbara Grech, 22.12.2022, Länge: 04:04 Min.]
Bilanz des Kulturhauptstadtjahres in Esch

Rund 2400 Veranstaltungen wurden in Esch durchgeführt, doch nach Ansicht von SR-Kulturreporterin Barbara Grech ist der große Publikumserfolg dennoch ausgeblieben: Es sei kein Kulturfest gewesen, das Menschen aus Nah und Fern nach Esch brachte.

Geringe Besucherzahlen

Auch wenn die Besucherzahlen noch nicht vollständig erfasst sind, lässt sich bereits ein Trend herauslesen: Im Vergleich zur anderen europäischen Kulturhauptstadt, Kaunas in Litauen, wurden demnach deutlich weniger Besucher gezählt. Die Hauptveranstaltungen, die bislang aufgelistet sind, kommen auf rund 140.000 Besucher. Großzügig gerechnet werde man, so Grech, allenfalls bei etwa 200.000 Besuchern insgesamt landen.

In die litauische Metropole sollen knapp zwei Millionen Besucher geströmt sein – trotz Pandemie und Krieg in der Ukraine. In Esch könnten im Vergleich gerade einmal zehn Prozent der Besucherzahl erreicht worden sein.

Fehlende Stars und Missmanagement

Die Ursachen für die ernüchternde Bilanz sieht Grech darin, dass das Jahr sehr kleinteilig gestaltet worden sei und die großen Leuchttürme gefehlt hätten. Auch auf Stars der Szene habe man bewusst verzichtet und mehr auf Insider-Kunst und regionale Akteure gesetzt.

Zwei Leitungs-Teams seien bereits im Vorfeld verschlissen worden. Das dritte Team sei dann gezwungen gewesen, in kurzer Zeit ein Programm auf die Beine stellen. Zudem mischte die Kommunalpolitik bei der Gestaltung mit. Aus der Multiethnik der Region, auf die am Anfang gesetzt wurde, sollte auf einmal die digitale Zukunft die Hauptrolle spielen.

Das Motto "Remix Culture", mit dem die Kulturhauptstadt angetreten war, sei so nur am Rande bespielt worden, sagt Grech.

Strukturwandel für Esch

Der beschworene Strukturwandel für Esch und die Region, der mit dem Kultur-Event angestrebt wurde, könnte dennoch nachhaltig für positive Entwicklungen sorgen. Viel Geld wurde in die kulturelle Infrastruktur gesteckt und es wurde versucht, Räume für verschiedene migrantische Gemeinschaften zu schaffen. Zukünftig könnte das zu einer Entlastung der angespannten und teuren Immobilien-Situation in Luxemburg führen.

Esch könnte sich somit als Alternative zur teuren Luxemburg-Stadt etablieren und attraktiv für Künstler und Start-Ups werden. Diese Entwicklung wurde durch das Kulturhauptstadtjahr beschleunigt.

Abschlussprogramm

Am 22. Dezember gibt es in der Rockhal, Esch-Belval, und im Kulturzentrum L’Arche, Villerupt jeweils eine Abschlussveranstaltung. Der Eintritt ist kostenlos, eine Kartenreservierung wird allerdings empfohlen – unter https://esch2022.lu/de.

Zwischen 16.00 und 3.30 Uhr werden dann alle 15 Minuten für Personen mit Eintrittskarten kostenlose Shuttle-Busse zwischen Rockhal und L’Arche verkehren.

Ein Thema in der "Region am Mittag" auf SR 3 Saarlandwelle am 22.12.2022.

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