Suzanne Valadon, "La Chambre bleue", 1923   (Foto: Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Jacqueline Hyde)

"Suzanne Valadon ist faszinierend – ihre Kunst und ihr Leben"

Reporterin: Barbara Grech / Onlinefassung: Jil Kalmes   20.04.2023 | 12:00 Uhr

Aufgewachsen in Montmartre Ende des 19. Jahrhunderts in ärmlichen Verhältnissen, schaffte es Suzanne Valadon in den Zirkel der damals aufstrebenden Künstler wie Renoir, Toulouse-Lautrec und Degas. Das Centre Pompidou in Metz zeigt nun eine Ausstellung mit ihren Werken und denen ihrer sehr berühmten Zeitgenossen.

Mittendrin im "Fin de siècle", im damals bunten, anrüchigen Treiben rund um Monmartre. Überall Varietes, verruchte Bistros, in dem die Künstler dem Absinth-Trinken frönten und nebenbei die Kunst-Welt erneuerten und eroberten. Die Geburtsstunde der "Moderne" und Suzanne Valadon gehörte dazu.

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"Suzanne Valadon ist faszinierend – ihre Kunst und ihr Leben"
Audio [SR 3, Barbara Grech, 19.04.2023, Länge: 03:06 Min.]
"Suzanne Valadon ist faszinierend – ihre Kunst und ihr Leben"

Eine faszinierende Persönlichkeit

"Suzanne Valadon ist wirklich eine faszinierende Persönlichkeit", sagt Kuratorin Anne Horvath. "Ihr Leben ist verknüpft mit der Belle Epoque und dem pulsierenden Leben auf Monmartre." Eine Künstlerin, die um die Jahrhundertwende gelebt und gearbeitet hat. "Aufgrund ihrer Lebensgeschichte als Modell und Künstlerin, können wir hier auch erzählen, was in dieser Zeit kunsthistorisch alles passiert ist. Und das ist wirklich faszinierend", sagt Horvath.

Serviererin, Gemüseverkäuferin, Artistin

Suzanne Valadon (1865-1938) wurde als Tochter einer Wäscherin im französischen Limousin geboren. Später zog sie mit ihrer Mutter nach Paris – in den damals gerade neu entstandenen 18. Stadtbezirk Montmarte.

Ohne ordentliche Schulausbildung schlug sich Valadon als Serviererin und Gemüseverkäuferin durch – und heuerte sogar als Artistin bei einem Zirkus an. Diese Karriere musste sie allerdings wegen eines schlimmen Unfalls nach kurzer Zeit beenden.

Vom Zirkus zur Kunst: Modell stehen

Das Zirkus-Milieu habe es Valadon aber ermöglicht, sich in den Künstlerkreisen des Montmarte zu bewegen, die sich ja in all den Cabarets und Nachtlokalen aufhielten, so die Kuratorin. Valadon habe begonnen, als Modell für diese Künstler zu arbeiten, zum Beispiel für Auguste Renoir oder Henri Toulouse-Lautrec.

Valadon als Modell

Gemälde der Ikonen der Kunstgeschichte, für die Valadon Modell stand, werden in dieser sehr gut gemachten Ausstellung ebenfalls gezeigt, sagt Kuratorin Horvath. Etwa Renoirs weltberühmte Bild "Danse à la ville" - "Tanz in der Stadt". Es sei ein sehr berühmtes Gemälde, aber kaum einer wisse heute, dass Suzanne Valadon abgebildet sei, so Anne Horvarth.

Valadon als eigenständige Künstlerin

Suzanne Valadon, "Autoportrait aux seins nus", 1931    (Foto: akg-images)
Suzanne Valadon, "Autoportrait aux seins nus", 1931

Schon in der Zeit, als sie Modell stand, arbeitete Valadon als eigenständige Künstlerin. In dieser Zeit entstanden Grafiken, aber auch Portraits, Akte, Landschaften und Stillleben in ihrem Atelier. Immer figürlich, aber im Geist der aufkommenden Moderne – natürlich mit erkennbarem Einfluss von Toulouse-Lautrec, Renoir oder Degas.

Edgar Degas hatte Suzanne Valadon besonders gefördert. So hat er ihr beispielsweise das Radieren beigebracht. Valadon hat nie eine Kunstakademie besucht, sie hat sich die Malerei als Autodidaktin selbst angeeignet.

Edgar Degas hat auch viele Kunstwerke von Valadon gesammelt. Ein Teil dieser Sammlung hat das Centre Pompidou für diese Ausstellung aus aller Welt zusammengetragen und zeigt diese nun zum ersten Mal.

Fazit

Suzanne Valadon ist eine große Entdeckung. Nicht nur wegen ihres imposanten Lebensweges, sondern auch wegen ihres künstlerischen Werkes.


Auf einen Blick


Das Centre Pompidou in Metz (Foto: CPM / Philippe Gisselbrecht)

"Suzanne Valadon – Un monde à soi"
Centre Pompidou Metz
vom 15. April bis 11. September 2023
Weitere Informationen

Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 20.04.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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