Jeder Tanzabend in der Alten Feuerwache ist ein Unikat
Am 12. Mai hat eine besondere Aufführung in der Alten Feuerwache Premiere gefeiert: Die Musik für das Ballett-Ensemble kam von einer KI. Die Daten dafür erhielt sie direkt vom Publikum, das zuvor einen Fragebogen ausgefüllt hatte.
Normalerweise sollte das Publikum die Handys vor einer Aufführung auf Flugmodus schalten. Für dieses Stück werden sie gebraucht. Die Theatergäste können einen QR-Code scannen und dann Fragen wie diese beantworten: Fühlen Sie sich im Saarland zu Hause? Können Sie den Sonnenuntergang genießen?
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Die KI komponiert nach Publikumsangaben
Die Antworten werden dann von einer KI in Musik um komponiert. Die Software dazu wurde vom Schlagzeuger des Saarländischen Staatsorchesters Martin Hennecke mitentwickelt. Im Tanzstück „The privacy of things“ improvisiert das Tanzensemble des Saarländischen Staatstheaters zu dieser Musik. Das Publikum ist immer anders und damit sind auch die Antworten immer wieder neu. Auf diese Weise jede Musik und jede Choreographie eine Uraufführung.
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Inhaltlich behandelt das Stück die Grenzen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Besonders anschaulich wird das, wenn die Tänzerin Kiyana Tam von Burg Ausschnitte aus dem Text „Verteidigung des Privaten“ des Soziologen Wolfgang Sofsky vorträgt, wo unser Verhalten in öffentlichen Fahrstühlen beschrieben wird.
„Der personale Raum schmiegt sich den Gelegenheiten an, seine Grenzen sind beweglich und dennoch haben die Angehörigen einer Kultur ein präzises Gefühl für Aufdringlichkeit, für die Verletzung des Individuums in der Öffentlichkeit.“
Die Fahrstuhl-Szene wird tänzerisch und abstrakt dargestellt, bleibt aber durch den Text nachvollziehbar. Gleichzeitig passiert auf der Bühne sehr viel. Diese Bühne in der Alten Feuerwache wurde von Sebastian Hannak designed. Sie befindet sich nicht nur klassisch vor dem Publikum. Das Publikum kann teilweise mitten auf der Bühne sitzen. Und auch in den Rängen gibt es einen kleinen Bühnenteil. So entsteht eine besondere Nähe.
Elegant, ästhetisch und witzig
Die Nähe wird noch verstärkt durch die farbintensiven, leuchtenden Kostüme von Laura Theiss. Wie eine zweite Haut schmiegen sie sich um die Körper der Tänzerinnen und Tänzer und geben quasi alles preis. Hier wird die Grenze des Privaten mutig überschritten.
Die Theatergäste ihrerseits müssen nicht wirklich etwas preisgeben. Das lässt die Tanzenden mit der Bearbeitung um die Frage von Privatheit und Öffentlichkeit etwas allein. Aber das Publikum kann teilweise die Musik beeinflussen und damit immer wieder neue Tänze kreieren lassen. Die sind elegant, ästhetisch und sogar witzig. Fazit„The privacy of things“ lässt jeden Tanzabend zu einem Unikat werden.
Die Besetzung:
Choreographie: Stijn Celis
Musikalische Leitung: Martin Hennecke
Bühnenbild: Sebastian Hannak
Kostüme: Laura Theiss
Datenaufnahme und Visuals: Adriana Rieger
Softwareentwicklung: Benjamin Wolff
Licht: Olaf Lundt
Mit dem Saarländisches Staatsballett und dem Saarländisches Staatsorchester
Die nächsten Aufführungen
Sonntag, 14. Mai, 18:00 Uhr
Donnerstag, 18. Mai, 18:00 Uhr
Freitag, 19. Mai, 19:30 Uhr
Samstag, 20. Mai, 19:30 Uhr
Donnerstag, 08. Juni, 18:00 Uhr
Freitag, 16. Juni 2023, 19:30 Uhr
Dienstag, 04. Juli, 19:30 Uhr
Mittwoch, 12. Juli 2023, 19:30 Uhr
Sonntag, 16. Juli 2023, 18:00 Uhr
Theaterkarten gibt es online hier.
Weitere Informationen
Ein Thema der Sendung "Langer Samstag" am 12.05.2023 auf SR 2 Kulturradio sowie der Sendung "Region am Mittag" auf SR 3 Saarlandwelle.
