Das Schild "Krimi" ist über einem Bücherregal in einer Bibliothek  (Foto: picture alliance/dpa | Peter Steffen)

Schwedenkrimis

Michael Friemel   02.01.2023 | 10:40 Uhr

Die düsteren Schwedenkrimis haben die Regale in den Büchereien übernommen. Die Ermittler: Einzelgänger mit einer Vorliebe für Schnittchen.

An was dachte man noch bis vor einigen Jahren, wenn von Skandinavien die Rede war? An helle Möbel, an die Kinder von Bullerbü, an Skispringer und an Knäckebrot. An was denken wir heute? An Mord und Totschlag - dank des Schwedenkrimis.

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Friemeleien: Schwedenkrimis
Audio [SR 3, Michael Friemel, 02.01.2023, Länge: 02:01 Min.]
Friemeleien: Schwedenkrimis

Ja, diesen Sammelbegriff gibt es inzwischen tatsächlich. Man findet ihn über Bücherregalen in Bibliotheken und Buchhandlungen - als Kategorietitel. Krimis aus Skandinavien haben Konjunktur!

Die Wallanders, Winters und Blomquists zählen zu den erfolgreichsten Ermittlern der Welt und lassen Sherlock Holmes und Dr. Watson im Angesicht ihrer Verkaufszahlen blass aussehen. Und wirklich, hat man sie mal am Wickel, sind sie tatsächlich schwer aus der Hand zu legen - diese Schweden-Schwarten.

Aber einige Fragen muss man sich schon stellen. Sind die da oben wirklich so brutal? Bisher dachte ich ja, das Gefährlichste, dass einem dort passieren könne, wäre einen aus dem Fenster geworfenen Tannenbaum an den Knausen zu bekommen oder zuhause von einem IKEA-Regal erschlagen zu werden. Aber bei Salander und Co. haben wir es seitenweise mit Massenmördern und blutrünstigen Sadisten zu tun, gegen die selbst das dunkelste Billy-Regal blütenweiß erscheint.

Was auffällt sind aber auch die deprimierenden Biografien der Protagonisten. Sie sind einsame Ermittler. Ermittler, die ihr ganzes Leben der Wache und dem Dienst verschreiben. Sie fahren keinen Benz, sondern triste, gebrauchte Klapperkisten. Und wenn sie nach Hause kommen, dann wartet da niemand auf sie.

Eines haben sie alle gemeinsam: Der Feder welchen Autors auch immer sie entspringen, wenn sie vom Dienst mitten in der Nacht nach Hause kommen, machen sie sich Kaffee und ein paar belegte Brote. Um sich dann für einen kurzen Erfrischungsschlaf hinzulegen und um sechs Uhr zur Besprechung wieder im Büro zu sein.

Wir halten also fest: Der skandinavische Kommissar ist Einzelkämpfer, er ist latent unglücklich, braucht keinen Schlaf und er liebt Schnittchen.

Michael Friemel


Die Friemeleien im Podcast

Michael Friemels "Friemeleien"
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Die Friemeleien: Immer montags in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle.

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