"E krääzischie Bohn!"
Eine Kaffeepadmaschine ist für Gesellschaften ab 30 Leuten eventuell nicht das Gerät der ersten Wahl. Davon konnte ich mich dieser Tage bei einer kollegialen Zusammenkunft aus erster Tasse überzeugen.
Schon das Warten auf die erste Tasse war ein Event, das Menschen zusammenführte, die andernfalls nie eine Viertelstunde nebeneinander gestanden hätten.
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Aber vielleicht war ja gerade das schon das erste, gewieft geplante kommunikative Instrument der Veranstaltung. Jedenfalls wurde sehr schnell deutlich, dass nicht - wie einst von Karl Lagerfeld konstatiert - die Jogginghose den Untergang des Abendlandes einläutete, sondern die Erfindung der Kaffeepadmaschine!
Um sie jetzt nicht mit - sicherlich schon zur Genüge gemachten - Witzen über blinkende Leuchten, aufheizende Systeme und überlaufende Restwasserschalen zu langweilen – darf ich gleich zum Höhepunkt vom letzten Samstag kommen: Dem sich auf der Konferenzsaaltoilette alle drei Minuten wiederholenden Akt des Wassertankbefüllens durch immer neue Kaffeedurstige.
Von denen jeder und jede Einzelne nach nur einem Versuch merkte, dass es im Becken zu eng für den Tank, die Neigung des Tanks unter dem Hahn dadurch zu flach und die Sauerei damit recht groß war.
Am schönsten aber war die regelmäßige Komplikation, die der automatisch und üblicherweise auf Handbewegung auslösende Wasserhahn verursachte. Denn sobald es einem endlich gelungen war, den Tank ungelenk unter diesem einzuquetschen, stoppte der Wasserfluss, und war dann auch nur wieder durch ein Rausnehmen des Tanks und erneutes Wedeln mit der Hand in Gang zu setzen.
Eigentlich gibt es nur EINE Kaffeepadgeschichte, die mir noch besser in Erinnerung geblieben ist. Und das, obwohl sie schon viele Jahre zurückliegt.
Da hatten wir mal in großer Runde in einer Kneipe alle Kaffee bestellt, und als der dann kam, schmeckte meiner wie das Grauen in Tassen. Ich hatte das Gefühl, an einem sauren, fauligen Kartoffelsack gesogen zu haben. Da aber alle anderen am Tisch ganz unbeeindruckt und glücklich ihren Kaffee schlürften, schob ich es auf die berühmte „schrooowe Bohn´“ in meinem Kaffee.
Erst beim Bezahlen lüftete sich das Geheimnis. Nachdem ich dem Wirt von meiner Erfahrung berichtet hatte, platzte der ganz zufrieden heraus: „Siehschdes! Hann ich's doch gewusst, das mir´s rauskriehn! Bei der erschd Tass hann ich noch das alte Kaffepad vunn der vorisch Wuch drinnhehadd. Mir wusste awwer noher nemmeh, welche Tass vun Eure das war. Ich hann noch gesaht: Der wird sich schunn melle!“
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Michael Friemels "Friemeleien"
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