Eine Corona-drive-in-Teststation (Foto: Imago Images/CTK Photo/Josef Vostarek)

Drive-in Scheidungen

Michael Friemel   02.04.2020 | 07:15 Uhr

Noch vor 14 Tagen wäre das undenkbar gewesen. Was man doch alles innerhalb nur einer Woche im und am Haus erledigen kann...

Kürzlich hat mir ein Kollege aus der Redaktion von einer einschneidenden Begegnung im Homeoffice berichtet. Als er so da saß und vor sich hintippte, sei plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung eine ihm nur flüchtig bekannte Person in seinem Arbeitszimmer aufgetaucht und habe gefragt, ob er etwas mit ihr trinken wolle. Erschrocken habe er spontan zugesagt und im Laufe der sich anschließenden kurzen Arbeitspause habe sich herausgestellt, dass es sich bei besagter Person um seine Frau handelte.

Er habe sie daraufhin kurzerhand gefragt, ob sie – zumindest in den Pausen – seine Sekretärin sein wolle. Und sie hat ja gesagt. Ähnliches wusste Thomas Wollscheid aus der SR 3-Sportredaktion nach den ersten Tagen mit Ausgangsbegrenzung zu berichten. Er habe seine Frau im Homeoffice zwar sofort erkannt und sie auch spontan seinem Haushalt zuordnen können, aber gleich am ersten Vormittag sei ihm bewusst geworden, dass die ja ganz nett sei! Sind das nicht wunderbare Entwicklungen?

Jedenfalls sind sie der Beweis dafür, dass jeder Krise auch immer ein neuer Anfang innewohnt. Allerdings ist da, wo Licht ist, bekanntlich immer auch Schatten. Während sich die einen Paare zur Zeit fragen, wann die Rathäuser wieder öffnen werden, damit sie endlich ihre wegen Corona abgesagte Hochzeit nachholen können, sehnen die anderen umso mehr die zügige Fortsetzung ihres Scheidungsverfahrens am Amtsgericht herbei.

Es deutet sich an, dass diesbezüglich bei länger andauernder Ausgangssperre ein immenser Bedarf an Kapazitäten besteht. Sollten die Drive-In-Zentren für Schnelltests nicht komplett ausgelastet sein, könnte man ja über eine eigene Spur für Drive-In-Scheidungen nachdenken. Corona links, Justitia rechts. Natürlich nur auf Überweisung vom Anwalt und bei eindeutigen Symptomen. Allerdings sollte man dann hellhörig werden, wenn der Partner einen kleinen Ausflug zum Fordgelände in Saarlouis vorschlägt.


Michael Friemel


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