In Elmstein werden alte Waldberufe wieder lebendig (Foto: SR/Isabel Schäfer)

Vom Klengen der Zapfen

In Elmstein werden alte Waldberufe wieder lebendig

Isabel Schäfer   06.07.2020 | 06:00 Uhr

Elmstein, knapp 30 Kilometer südwestlich von Kaiserslautern, liegt mitten im tiefsten Pfälzer Wald und ist ein waldgeschichtlich höchst interessanter kleiner Ort. Hier dreht sich alles ums Holz. Schon auf dem Weg dorthin kann man es stapelweise lagernd am Wegesrand sehen. Wenn man das Autofenster etwas runter dreht, kann man es sogar riechen – frisch und gerade erst verarbeitet. Die Menschen in Elmstein und Umgebung leben schon seit Jahrhunderten von der Wald- und Forstwirtschaft.

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Audio

Tour de Kultur 2020: Alte Waldberufe werden wieder lebendig
Audio [SR 3, Isabel Schäfer, 22.07.2020, Länge: 03:32 Min.]
Tour de Kultur 2020: Alte Waldberufe werden wieder lebendig

Die Samenklenge

In der Mitte des Dorfes steht die alte Samenklenge. Hier wurden früher die kostbaren Samen der Waldbäume gelagert. Heute beherbergt das Gebäude ein Museum. Linda Turner, eine sehr nette und kundige Dame, führt die Gäste durch die Ausstellung. Die ihr wohl meistgestellte Frage bezieht sich auf den Namen des Museums: „Samenklenge kommt von Klang. Die Zapfen gehen auf, wenn sie am Baum reif werden und dann so ein Geräusch von sich geben.“

Um die Samen zu verwenden, mussten die Zapfen grün gepflückt werden. In der Samenklenge wurden sie vorgetrocknet und kamen dann in den Darrofen. Dort wurden sie dann zum „Klengen“ gebracht. Das Wort soll schon bei den Gebrüdern Grimm erwähnt worden sein.

In Elmstein werden alte Waldberufe wieder lebendig (Foto: Alte Samenklenge)
Historische Aufnahme von Waldarbeiterinnen

Die Samen wurden gesät, zu Pflänzchen vorgezogen und dann im Wald ausgepflanzt. Das haben früher – nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Wald in einem desolaten Zustand war – vor allem Frauen gemacht. Sie sollten die deutschen Wälder wieder aufforsten. Im Museum sind alte Fotografien dieser sogenannten Kulturfrauen zu sehen. Die Früchte ihrer Arbeit können wir heute während unserer Spaziergänge unter schattigen Bäumen genießen. „Wir haben den Frauen eigentlich unseren Wald zu verdanken“, merkt Linda Turner an. Als Anerkennung für die Arbeit der Kulturfrauen hat man ihnen noch zu DM-Zeiten die 50-Pfennig-Münze gewidmet. Darauf ist eine Eichenpflanzerin zu sehen.

Der Trifterlebnispfad

In Elmstein werden alte Waldberufe wieder lebendig (Foto: SR/Isabel Schäfer)
Schild an der Triftanlage

Ein weiteres altes Handwerk ist die Trift, eine besondere Form der Flößerei. Zwei Kilometer von der Samenklenge entfernt wurde früher auf dem Legelbach Brennholz hinab ins Tal transportiert. Damit wurde entweder die Vorderpfalz beliefert oder das Holz wurde weiter rheinabwärts verschifft.

In Elmstein werden alte Waldberufe wieder lebendig (Foto: SR/Isabel Schäfer)
Porträt von Triftknecht Johann König

Heute beginnt hier ein besonderer Wanderweg: der Trifterlebnispfad. Es gibt mehrere Stationen entlang der historischen Triftanlagen. Als Audio-Begleitung kann man sich eine App runterladen. Darin erzählt der Triftknecht Johann König von seinem kargen Leben und der schweren Arbeit im Legelbachtal. Johann König gab es wirklich. Er zog als Kriegsgefangener im Tross Napoleons durch den Pfälzer Wald. In einem günstigen Moment konnte er sich befreien und kam nach Elmstein. Dort verdingte er sich als Waldarbeiter.

Die Trift war ein ausgeklügeltes System, die sich das natürliche Gefälle des Bachs zu Nutze machte. An verschiedenen Stellen wurde der Bach gestaut und das Holz in Wasserbecken gesammelt. Wenn die Knechte den Ablauf der Becken dann hochzogen, wurde das Holz durch einen Wasserschwall auf den Weg gebracht. „Wir Triftknechte mussten die kurzen Hölzer dann so reinwerfen, dass sie von der Flutwelle hochgehoben und abtransportiert werden“, erzählt Johann König. Diese Arbeit konnte ganz schön gefährlich werden. An manchen Stellen stürzte das Wasser drei Meter in die Tiefe. Das Holz fuhr sich dort gerne fest. Die Knechte mussten oftmals in den Bach steigen und das Holz wieder lösen.

In Elmstein werden alte Waldberufe wieder lebendig (Foto: SR/Isabel Schäfer)
Der Wald bei Elmstein

Der Trifterlebnispfad hat drei Varianten mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Zwei davon sind für Familien und Spaziergänger gedacht. Die dritte ist mit rund 15 Kilometern für etwas geübtere Wanderer geeignet.

Neben den historischen Triftanlagen führen die Wege auch an Rittersteinen, Köhlerhütten, Brunnen und Naturfelsen vorbei – und, wenn man ganz genau hinhört, kann man im Frühjahr vielleicht sogar das Klengen der Zapfen hören.


Auf einen Blick


In Elmstein werden alte Waldberufe wieder lebendig (Foto: SR/Isabel Schäfer)
Die Alte Samenklenge

Alte Samenklenge
Hauptstr. 52
67471 Elmstein
Tel.: (06328) 90 29 19
E-Mail: info@alte-samenklenge.de
Internet: www.alte-samenklenge.de

Öffnungszeiten
Normalerweise von Mitte April - Mitte Oktober
Aufgrund der aktuellen Corona-Lage ist die Samenklenge nur an den Fahrtagen des Kuckucksbähnels von 12.30 - 17.00 Uhr geöffnet.
Fahrplan: www.eisenbahnmuseum-neustadt.de/k_preis.html


Trifterlebnispfad
Besucherinformationszentrum Elmstein
Bahnhofstraße 60
67471 Elmstein
Tel.: (06328) 234
E-Mail: touristinfo@vg-lambrecht.de
Internet: www.vg-lambrecht.de / www.zentrum-pfaelzerwald.de

Ganzjährig geöffnet

Preise
Erwachsene: 2 €, Kinder ab 6 Jahren und Studenten 1 €
Gruppenermäßigung ab 15 Personen: 10 Prozent , Führung (auf Bestellung) 55 €.

Audiotour Download
Über Google Play: play.google.com/store/apps/details?id=com.mytoursapp. android.app1800
Über App-Store: apps.apple.com/us/app/trifterlebnis-legelbach/id1491819143?ls=1 

Anfahrt
Elmstein liegt in dem von den Autobahnen A 6 und A 61 beziehungsweise A 65 gebildeten Dreieck.
Von Westen kommend geht es am schnellsten über Hochspeyer und Johanniskreuz: A 6 - Abfahrt Enkenbach/Alsenborn, Richtung Hochspeyer, Richtung Johanniskreuz, in Johanniskreuz Richtung Elmstein. (Fahrtzeit etwa 25 Minuten).

Start und Ende des Trifterlebnispfads: Wanderparkplatz L 499/L 504

Tipp
Historische Dampfbahn Kuckucksbähnel: Elmstein ist auch mit dem historischen Kuckucksbähnel erreichbar. Der Museumszug startet direkt im Hauptbahnhof Neustadt an der Weinstraße und verkehrt auf dem ersten Abschnitt bis Lambrecht auf der zweigleisigen Hauptstrecke Richtung Kaiserslautern. Hinter Lambrecht liegt der Abzweig der Strecke ins Elmsteiner Tal. Endstation ist nach mehreren Zwischenstopps und einer insgesamt landschaftlich beeindruckender und abwechslungsreichen Fahrt die Endstation in Elmstein.

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