Hambacher Schloss (Foto: Stefan Müller)

Nuff ins Restaurant

Warum das Hambacher Schloss seit dem Umbau noch viel spannender geworden ist

Lisa Huth   06.07.2020 | 06:00 Uhr

Vor nahezu 170 Jahren war der Ausblick vom Hambacher Schlosses kaum anders als heute: Weit schweift der Blick über die Ebenen. Weinreben, Wiesen, Äcker, kleine Gehöfte und Dörfer. Heute ist aus der Ruine ein richtiger Touristenmagnet geworden, denn das Schloss wurde renoviert, dabei quasi neu definiert und das neue Restaurant tut sein Übriges dazu.

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Ein Magnet für Tausende

Hambacher Schloss (Foto: Stefan Müller)

Damals wie heute: weit und breit keine Luxushotels. Trotzdem zogen am 27. Mai 1832 rund 30.000 Menschen, Frauen, Männer, Kinder aus aller Herren Länder, vor allem aber aus deutschen Ländern, den Hügel hinauf zum Schloss, um mehrere Tage lang nichts anderes zu feiern als die Demokratie.

Heute ist aus der Ruine ein ansehnlicher Besichtigungsort für Touristen aus der ganzen Welt geworden. Und anders als 1832, als es noch nicht mal eine einzige Kneipe zur Einkehr gab, gibt es dort nun auch ein Restaurant mit dem Namen 1832. Es ist in Wirklichkeit ein Gebäudekomplex und zieht sich einen Teil des Hügels hinauf, ähnlich wie die 30.000 Anhängerinnen und Anhänger der Demokratie im damaligen Königreich Bayern.

Auch für den Architekten etwas Besonderes

Hambacher Schloss (Foto: Stefan Müller)
Hambacher Schloss

Der international anerkannte Schweizer Architekt Max Dudler zeichnet für das Gebäude und auch den Umbau des Schlosses verantwortlich. „Hier sind zum ersten Mal europäische Menschen zusammen getroffen“, sagt Dudler. Das habe ihn fasziniert. „30.000 haben sich Gedanken gemacht über die freie Kunst, über das freie Wort, über die Freiheit des Druckens. Franzosen, Polen, Deutsche sind hoch gezogen. Neben der Paulskirche ist das der Ursprung der deutschen Demokratie.“

Mit seinem Team hat Max Dudler schon andere Schlösser umgebaut. Dieses hier war etwas Besonderes: 2.000 Jahre Geschichte, davon 1.800 als Ruine. „Darum haben wir ein neues Dach reingetan in dieser Ruine als Sternenhimmel. Da hat immer die Nacht drein geschaut. Und da soll man auch jetzt noch die Sterne sehen.“

Audio

Tour de Kultur 2020: Das Hambacher Schloss
Audio [SR 3, Lisa Huth, 13.07.2020, Länge: 03:04 Min.]
Tour de Kultur 2020: Das Hambacher Schloss

Dudler wollte aber keine Gegenwelten entwickeln. Sein Ansatz war, sagt er, die Mauern der Anlage aufzugreifen und weiterzubauen. Natürlich nicht historisierend. Die Elemente sind modern. Sowohl das Restaurant als auch die Umgebung machen den Eindruck von Wehrmauern, was die meisten de facto auch waren. Dabei integriert sich das Restaurant-Ensemble in die Ansicht des Hambacher Schlosses, ohne dem eigentlichen Star die Schau zu stehlen. Nur abends, wenn es beleuchtet übers Tal strahlt, hebt es sich mit seinen geraden Linien deutlich von seinem historischen Partnergebäude ab. Mit den Worten „Kraft, Klarheit und Ordnung“ beschreibt die Neue Zürcher Zeitung Max Dudlers Stil. Und genau das hat er im Restaurant umgesetzt, genau wie bei der Renovierung des Schlossinneren selbst.

Unumstritten war das nicht. Vorher wurde das Schlossinnere mit viel Holz restauriert. „Das haben wir alles wieder rausgerissen. Stattdessen haben wir das Ursprüngliche wieder gezeigt, dazu moderne Böden und Möbel. Und natürlich den Sternenhimmel.“

Beim Restaurant hatte ihn die Idee der Mauer, der Wehrmauer fasziniert. „Wenn Sie im Raum drinstehen, quasi in der Mauer drinstehen, merken Sie, dass das wirklich ein Mauerriss ist mit unterschiedlichen Öffnungen.“

Der Umbau - vielfach preisgekrönt

Hambacher Schloss (Foto: Stefan Müller)

Für die Arbeiten an diesem neu definierten Hambacher Schloss samt Restaurant erhielt Max Dudler den DAM Preis für Architektur in Deutschland 2012, eine Auszeichnung beim Deutschen Architekturpreis 2013, den Deutschen Natursteinpreis 2013 und den Gestaltungspreis der Wüstenrot-Stiftung 2014. Das Besucherhaus wurde mit einer Besonderen Anerkennung beim Deutschen Natursteinpreis 2018 ausgezeichnet.

Und wenn Sie sich jetzt fragen: Wie isst man denn da? Gut. Probieren Sie’s selbst aus. Und dann fragen Sie nach der Schlossführerin, die aus dem Saarland kommt. So spannend wie sie hat noch nie jemand den Aufzug der 30.000 und die Demokratie erklärt.


Auf einen Blick


Hambacher Schloss (Foto: Stefan Müller)

Hambacher Schloss Betriebs-GmbH
Hambacher Schloss 1832
67434 Neustadt an der Weinstraße
Tel.: (06321) 95 97 880
E-Mail: veranstaltungen@hambacherschloss.eu / restaurant@hambacherschloss.eu

Öffnungszeiten
Die üblichen Restaurantzeiten.

Preise
Kommt drauf an, was Sie auf der Karte bestellen.

Anfahrt
Über die A 6 Richtung Mannheim. Hinter Kaiserslautern die Abfahrt 17 Richtung Neustadt nehmen. Dort der Beschilderung folgen.

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