Drei-Kapellen-Runde durch die Saarländische Schweiz (Foto: SR/Ulli Wagner)

Für Herz, Seele und den offenen Blick

Drei-Kapellen-Runde durch die Saarländische Schweiz

Ulli Wagner   06.07.2020 | 06:00 Uhr

Wir kennen den Schwarzwälder Hochwald und die Sächsische Schweiz, aber kennen wir auch die Saarländische Schweiz? Sie liegt rund ums Tal der Theel im schönen Bergweiler, den Lieblingsberg der Saarländer und Saarländerinnen fast immer im Blick. Eine Entdeckungstour in diesem so besonderen Corona-Sommer.

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Tour de Kultur 2020: Drei-Kapellen-Runde durch die Saarländische Schweiz
Audio [SR 3, Ulli Wagner, 23.07.2020, Länge: 03:10 Min.]
Tour de Kultur 2020: Drei-Kapellen-Runde durch die Saarländische Schweiz

Im kleinen Bergweiler, dem Mittelpunkt der saarländischen Schweiz, gibt es eine neue Dorfmitte und gleich drei sehr alte Kapellen. Die kann man auf der Drei-Kapellen-Runde, einem neuen Wanderweg erkunden, der noch gar nicht offiziell eröffnet ist, dabei den Blick weiten für die Schönheiten dieses Landstrichs und nebenbei auch entdecken, weshalb dieser Ort genau diesen Namen hat.

Auf geschwungenem Pfad zum Heiligenhäuschen

Von der Dorfmitte aus starten wir im Uhrzeigersinn, folgen dem Wegzeichen – einem geschwungenen Pfad, der drei stilisierte Kapellen miteinander verbindet, queren die Theel, in der sich manchmal, wenn es heiß und trocken ist, die Rehe bis in die Mitte des Ortes vorwagen, und laufen bergan zum Himmelwald, denn dort liegt die erste Station: das Heiligenhäuschen.

Diese Waldkapelle geht auf einen französischen Legionär zurück, der im Jahr 1720 seine Wunden mit dem Wasser aus der Quelle dort oben im Himmelwald gewaschen und zur Mutter Gottes gebetet haben soll. Nach seiner Heilung ließ er diese kleine Kapelle mitten im Wald errichten. Die ist auch nach fast 300 Jahren noch Zufluchtsort für Ratsuchende, das Wasser gilt im Volksglauben auch als heilbringend bei bestimmten Hauterkrankungen, vor allem bei Kindern. Deshalb wird diese Waldkapelle von manchen auch „Grindhäusje“ genannt. Ein idealer Platz übrigens zur inneren Einkehr, nicht nur an heißen Sommertagen.

Runter und rauf bis zur Blasiuskapelle

Drei-Kapellen-Runde durch die Saarländische Schweiz (Foto: SR/Ulli Wagner)
Eingang der Blasiuskapelle

Der nächste Abschnitt dieser Drei-Kapellen-Runde durch die saarländische Schweiz hat etwas von einem Abenteuerurlaub. Über Wald- und Wirtschaftswege geht es wieder runter ins Tal, wo einst Sägewerke und Mühlen das Gesicht des Ortes prägten, bevor es steil nach oben geht, zu dem Berg, der dem Weiler an der Theel zu seinem heutigen Doppelnamen verholfen hat.

Denn dort oben, auf dem Blasiusberg  thront regelrecht die Blasiuskapelle, und wer dorthin will, sollte gut zu Fuß und auch bei Puste sein. Aber An- und Ausblick belohnen sofort alle Mühen des Aufstiegs. Im 13. Jahrhundert soll dort oben bereits ein kleines Gotteshaus gestanden haben. Die jetzige Kapelle stammt aus dem Jahr 1718 und gilt als das historische Kleinod von Bergweiler. Während der Französischen Revolution, erzählt Ortsvorsteher Wolfgang Recktenwald, hat ein Benediktinerbruder auf dem Blasiusberg Zuflucht gesucht und sich dort, wo heute die Sakristei ist, eingerichtet und als Einsiedler gelebt. „Bruder Lappes“ wurde er genannt und als solcher ist er bis heute bekannt.

Drei-Kapellen-Runde durch die Saarländische Schweiz (Foto: SR/Ulli Wagner)
Innenraum der Blasiuskapelle

Längst gehört diese freundlich-helle Kapelle, in der der Benediktinermönch Schutz fand, zur Abtei Tholey. Gehegt und gepflegt wird sie von „Bergbewohnern“, etwa von Brigitte Schneider, deren Kinder alle in dieser Wallfahrtskapelle getauft wurden. Sie sorgt dafür, dass Wandersleute tagtäglich auch Einlass finden in diese alte Kapelle, die dem heiligen Blasius geweiht ist und in der gerne Hochzeiten gefeiert werden, wenn nicht gerade Corona für Beschränkungen sorgt.

Entlang am alten Kreuzweg zur Erasmus Kapelle

Drei-Kapellen-Runde durch die Saarländische Schweiz (Foto: SR/Ulli Wagner)
Die Erasmus Kapelle

Über den Bergrücken geht es an einem alten Kreuzweg entlang Richtung Schaumberg durch den Wald und am Hundesportplatz vorbei wieder runter zur Dorfmitte und zur dritten historischen Kapelle, die das kleine Bergweiler zu bieten hat. Mal abgesehen von den Naturschönheiten, mit denen es auch reichlich gesegnet ist, und den vielen Gelegenheiten, den Blick weit schweifen zu lassen und die Ruhe und den offenen Himmel in sich aufzunehmen und zu bewahren für Zeiten, die wieder hektischer werden.

Das Ehrenamt wird hochgehalten in Bergweiler, und das hat wesentlich dazu beigetragen, dass es diese Drei-Kapellen-Runde überhaupt gibt. Der letzte Abschnitt ist genau das Richtige für Wandersleute mit müden Beinen – es geht nur noch bergab ins Tal der Theel, an der ehemaligen Schule und am Dorfgemeinschaftshaus entlang, zurück zur Dorfmitte, wo die dritte und letzte Kapelle dieser Runde auf Besucher wartet, die Erasmuskapelle.

Drei-Kapellen-Runde durch die Saarländische Schweiz (Foto: SR/Ulli Wagner)
Altar in der Erasmus Kapelle

Die steht unter Denkmalschutz, ist dem Heiligen Erasmus geweiht, also einem der 14 Nothelfer und wurde in der Hoffnung auf Schutz vor Nöten und Plagen erbaut. Seit 1784 steht sie in der Dorfmitte, 1984 wurde sie grundrenoviert und bekam einen neuen Altar, der dem Isenheimer Altar nachempfunden ist.

Drei-Kapellen-Runde durch die Saarländische Schweiz (Foto: SR/Ulli Wagner)
Fenster in der Erasmus Kapelle

Wolfgang Recktenwald, der Ortsvorsteher von Bergweiler, ist stolz auf diesen schlichten Saalbau mitten im Dorf mit seinen bleiverglasten Fenstern. Aber nicht nur für ihn ist die Erasmus Kapelle ein besonderes Kleinod. Er erzählt, dass fast jeder, der diese Drei-Kapellen-Runde geht, sie nicht nur von außen bewundert, sondern auch einkehrt, um ein Vater Unser zu beten – nicht das Schlechteste in diesen Zeiten, meint er.


Auf einen Blick


Drei-Kapellen-Runde durch die Saarländische Schweiz (Foto: SR/Ulli Wagner)
Über Stock und Stein zu den Bergweiler Kapellen

Gemeinde Tholey
Im Kloster 1
66636 Tholey
Tel.: (06853) 508 66
E-Mail: gemeinde@tholey.de
www.tholey.de/wandern/drei-kapellen-runde

oder über den Ortsvorsteher von Bergweiler
Wolfgang Recktenwald
Tel.: (06853) 72 77
E-Mail: mwr.berg@t-online.de

Öffnungszeiten
Die Runde ist ganzjährig zugänglich, im Winter ist Vorsicht geboten.

Der Eintritt ist frei.

Wegdaten
Länge: gut 7 Kilometer, Kategorie: mittelschwer, Dauer: 2,5 - 3 Stunden
Start und Ziel: in der Dorfmitte
Navi: Sotzweilerstraße in 66636 Tholey-Bergweiler

Anfahrt
Über Autobahn oder Landstraße Richtung Tholey und dann über Sotzweiler oder Hasborn nach Bergweiler. Start und Ziel der Runde ist in der Dorfmitte am Feuerwehrgerätehaus. Dort auf dem Parkplatz ist auch eine Übersichtstafel zur Drei-Kapellen-Runde um Bergweiler.

Tipp
Wir sind die Runde im Uhrzeigersinn gegangen – dann hat man gleich einen schönen Blick übers Schaumbergerland und eine der drei Kapellen als Highlight am Schluss. Offiziell wird die Wegzeit mit 2,5 Stunden angegeben. Das ist sicher zu schaffen, aber dann bleibt keine Zeit mehr für das Innenleben dieser drei frei zugänglichen Kapellen, für die Natur und schon gar nicht zum Entspannen und Genießen.

So schön Bergweiler auch ist, es gibt dort keinen Lebensmittel-Laden und auch keine Gaststätte. Daher sollten Sie selbst für Verpflegung sorgen und unbedingt auf ausreichend Getränke für unterwegs achten.

Der Ort, um den diese Drei-Kapellen-Runde führt, hat seinen Namen nicht umsonst: Bergweiler. Es geht rauf und runter, mehrmals. Und zwischendurch auf sehr schmalen Wegen – daher ist diese schöne Runde nicht für Menschen geeignet, die auf Rollatoren oder Rollstühle angewiesen sind.

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