Materiothek: Eine Bibliothek für Materialien. (Foto: Lisa Huth)

Mit der Schuhsohle das Handy aufladen

Die Materiothek von Innodesign in Metz

Lisa Huth   23.06.2019 | 12:14 Uhr

Fachidioten gibt es genug. Das sagten sich die Bayern und bauen bis 2025 eine Technische Hochschule in Nürnberg, bei der die Studierenden nicht nur lernen, gute Ingenieurinnen und Ingenieure zu werden, sondern auch fachübergreifend über das nachdenken, was ihre Ideen bringen – im Sinne von Nachhaltigkeit und Verantwortung für die Gesellschaft.



Materiothek: Eine Bibliothek für Materialien. (Foto: Lisa Huth)
Unternehmen und Designer kommen sich hier Ideen holen.

In Metz gibt es so etwas jetzt schon. Innerhalb der Ingenieurshochschule Centrale Supelec, Campus Metz, ist das Institut Innodesign eröffnet worden. Dort beschäftigen sich die Studierenden damit, wie Materialien nützlich und auch schön verarbeitet werden können. Für den Direktor von Centrale Supelec, Konrad Szafnicki, ist das heutzutage ein sehr wichtiger Aspekt. Vielleicht sogar noch wichtiger als die Erfindung selbst.

Stoffe, die kürzlich erfunden worden sind

Marie Rigaux ist die Gründerin und Leiterin des neuen Instituts Innodesign. Sie arbeitet eng mit chinesischen Designern zusammen und hat unter anderem die ArtMetz veranstaltet, die Veranstaltungsmesse für zeitgenössische Kunst und den Vorläufer des Instituts, die Veranstaltungsmesse Innodesign.

Materiothek: Eine Bibliothek für Materialien. (Foto: Lisa Huth)
Auch Privatleute können kommen, um zu sehen, was heutzutage alles machbar ist.

Damit die neuen Ideen nicht nur in den Köpfen wandern und bewegt werden, gibt es auch was zum Anfassen: Für das Institut hat Marie Rigaux eine „Materiothek“ aufgekauft, eine Bibliothek aus Material. 2.000 Werkstücke. Lauter Stoffe, die kürzlich erfunden worden sind, Anschauungsmaterial nicht nur für die Studierende. Durchsichtiger Beton. Der leichteste Stoff der Welt. Ein Hemd, das nicht schmutzig wird.

Nachhaltikgkeit gehört heute dazu

Materiothek: Eine Bibliothek für Materialien. (Foto: Lisa Huth)
Vieles wird leichter und stabiler.

Diese "Mathériauthèque", wie sie korrekt auf Französisch heißt, greift vor allem Themen der Nachhaltigkeit auf, schön designte Umweltprodukte, die für alle Lebenslagen interessant werden können. Nicht mehr Plastik aus Öl, sondern „Intelligentes“ aus biologischem Material, auch biologisch abbaubar, etwa Zucker oder Hanf. Ein solches Material wird derart bearbeitet, dass etwa beim Gehen Energie produziert wird.

So kann jemand dann künftig sein Smartphone beim Wandern aufladen. Oder Autositze, die in der Sonne nicht mehr heiß werden, sondern in Energie umwandeln. Dieses Plastik ist dann auch in der Lage, Energie zu leiten.

Über die Nr. am Werkstück mehr erfahren

Materiothek: Eine Bibliothek für Materialien. (Foto: Lisa Huth)
Wer mehr wissen will, verbindet sich mit dem Verbund der Materiotheken in Frankreich.

Die Metzer Materiothek basiert auf mehreren in Paris und Umgebung, also der Ile de France. Darum ist die Besichtigung in Metz für interessierte Gruppen, Studierende und Forscherinnen und Forscher zwar kostenlos, an jedem Werkstück steht aber eine Nummer. Über sie kann jeder aus den Pariser Datenbanken mehr über die Entstehung und Fabrikation erfahren. Das muss dann aber bezahlt werden.

Nach und nach soll die Materiothek von Innodesign in Metz aber eine eigene Spezialität entwickeln, neudeutsch: ein Alleinstellungsmerkmal. Die Franzosen nennen die Region von Nancy bis Luxemburg und bis in das Saarland: "La vallée européenne des matériaux". Nicht nur wegen der gemeinsamen Eisen-, Erz-, Glas- und Stahlgeschichte ist es für sie ein „europäisches Tal der Materialien“.

"La vallée européenne des matériaux"

Materiothek: Eine Bibliothek für Materialien. (Foto: Lisa Huth)
Ein Mix mehrerer nachhaltiger Materialien.

Auch die Zukunft der Materialen soll hier begründet werden. Darum werden alle neuen Stoffe aus Grand Est, also Elsass, Lothringen, Champagne-Ardenne und der angrenzenden Großregion Wallonie-Luxemburg-Saarland in der Metzer Materiothek gesammelt, die damit das innovative Wissen der gesamten Region darstellen wird – und so die Information über die Erfindungen, die Forschung und die Unternehmen miteinander verbindet.

Materiothek: Eine Bibliothek für Materialien. (Foto: Lisa Huth)
Wer mehr wissen will, verbindet sich mit dem Verbund der Materiotheken in Frankreich.

Alles darf angefasst werden

Noch ist die Bibliothek auf einen kleinen Raum beschränkt. Nach und nach soll sie aber wachsen und dann innerhalb des Geländes umziehen. Das Prinzip aber bleibt gleich: die Materialien werden, je nach Beschaffenheit, in unterschiedlich großen Regal-Fächern aufbewahrt, können heraus genommen, begutachtet und angefasst werden.

Daran stehen Erläuterungen – weitergehende Infos gibt es in den Instituten der Ile de France. Es ist aber auch immer jemand zugegen, der Fragen beantworten kann. Sobald dann die Werkstücke aus der Großregion hinzugekommen sind, gibt es deren Infos dann natürlich direkt vor Ort.

Materiothek: Eine Bibliothek für Materialien. (Foto: Lisa Huth)
Den 2.000 Stücken sollen noch viele weitere aus der Großregion folgen.


Auf einen Blick


Kontakt
Institut Innodesign
2, rue Edouard Belin
F-57070 Metz
Tel.: (0033 6) 82 54 49 76
E-Mail: contact@innodesign.fr
https://innodesign.fr

Öffnungszeiten
Unterschiedlich, am besten per Mail erfragen.

Eintritt
Der Eintritt ist frei. Besuch für Studierende, ForscherInnen oder Interessierte in Gruppen möglich.

Anfahrt
Von Saarbrücken aus auf die Autobahn A 4 nach Metz, vor Metz auf die Umgehungsstraße A 314, dann N 431 wechseln. 2. Ausfahrt Richtung Innenstadt. An der 2. großen Kreuzung links, 2. Straße links.

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