Tour de Kultur 2018: Wissenschaft soll Spaß machen (Foto: Christian Ignatzi)

Eine Schifffahrt, die ist lustig

Das Mitmachmuseum "Le Vaisseau" in Straßburg

Christian Ignatzi   24.07.2018 | 12:50 Uhr

Wissenschaft ohne Theorie zu pauken - Spass soll sie machen. Das ist das Ziel. Und alle, die dort waren, können hinterher bestätigen: Im "Vaisseau" in Straßburg darf alles ausprobiert werden, vom Krabbeln durch den Ameisenhaufen bis zum Drehen eines eigenen Filmes - der Besuch vergeht wie im Flug.



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Tour de Kultur: Das Mitmachmuseum "Vaisseau" in Straßburg
Audio [SR 3, Christian Ignatzi, 24.07.2018, Länge: 03:03 Min.]
Tour de Kultur: Das Mitmachmuseum "Vaisseau" in Straßburg

Wie von Zauberhand scheinen die billardkugelgroßen Bälle in leuchtendem Rot, Blau oder Gelb auf den Wasserfontänen zu kleben. Sie wirbeln wild um die eigene Achse, als kämpften sie mit der Schwerkraft und dem nach oben drängenden Wasser. Und daneben stehen die Kinder am Beckenrand mit offenen Mündern.

Was dort passiert, ist Physik. Aber anders, als es so manch einer in der Schule empfinden würde, ist es im Le Vaisseau (deutsch: Schiff) so spannend, dass man stundenlang experimentieren will. Denn was die Kinder nicht unbedingt durchschauen: Sie spielen nicht nur, sondern sie lernen auch noch etwas – und das in den Ferien.

Wie ein riesiger Spielplatz

Tour de Kultur 2018: Wissenschaft soll Spaß machen (Foto: Christian Ignatzi)
Bunt geht's zu im "Vaisseau" in Straßburg

Geschickt eingefädelt hat das die Regionalregierung des Départements Bas-Rhin, als sie vor 13 Jahren das Mitmachmuseum gründete, das mehr wie ein riesiger Spielplatz anmutet als ein tatsächliches Museum. „Bei uns geht es ums Mensch Sein, um eine Welt für Tiere, für kleine Kinder, große Kinder, wir haben Baustellen, ein Labor und einen riesigen Garten“, sagt die Direktorin des Vaisseau, Sabine Ischia. „Das alles können die Kinder hier erforschen.“

Und das tun die Drei- bis Zwölfjährigen nach Herzenslust. Mindestens drei Stunden, sagt Sabine Ischia, brauche man für die Themenwelten des Museums. Vorher will keiner gehen und auch danach wird wohl kaum jemandem langweilig.

Gelernt werden auch soziale Fähigkeiten

Tour de Kultur 2018: Wissenschaft soll Spaß machen (Foto: Christian Ignatzi)
Alle Infos auch auf Deutsch

Das Konzept der Straßburger Einrichtung ist so spannend wie durchdacht. An den einzelnen Stationen gibt es stets Erläuterungen auf deutsch, französisch und englisch. Alles ist anfassbar, spürbar, erlebbar. Und auch, wenn Physik und Mathematik spielerisch einen wichtigen Teil des Museums ausmachen – vor allem Sozialkompetenz lernen die Kinder hier.

In einer der großen Erlebniswelten neben Tieren, Wasser und Garten geht es um den menschlichen Körper und darum, wie er sich verändert, wenn er einer Behinderung ausgesetzt ist. In einem Blindenparcours lernen Kinder und Eltern, wie es sich anfühlt, wenn man nichts mehr sieht. Ein Rollstuhlparcours soll dafür sensibilisieren, sich in Rollstuhlfahrer hineinzuversetzen, und ein Telefon, das man bedient, während man nur in einen Spiegel blicken darf, öffnet die Augen für diejenigen, denen die einfachsten Dinge schwer fallen.

Erwachsene üben hier "Teambuilding"

Tour de Kultur 2018: Wissenschaft soll Spaß machen (Foto: Christian Ignatzi)
Selbst entscheiden: Was spricht für einen Staudamm?

Wer das Vaisseau verlässt, hat einiges gelernt. Selbst Firmenausflüge gibt es in dem "Espace Créatif" des Museums, dem Kreativbereich, in dem regelmäßig Teambildungsmaßnahmen stattfinden. Ohnehin ist der Sommer voll mit Veranstaltungen, die sich von einem großen Bienenwochenende im Juni über einen täglichen Parcours zu den Bewohnern des Komposthaufens bis zu einem zweisprachigen Familientheater Mitte August ziehen. Platz dafür ist im 5.000 Quadratmeter großen Garten genug, der neben Bienenstöcken, einem Heilkräutergarten und einer Wetterstation einen Klanggarten beherbergt. Es ist ein Lernen und Spielen mit allen Sinnen im Vaisseau.

Die Präferenzen sind je nach Altersgruppe unterschiedlich, sagt Sabine Ischia: „Die kleinen mögen den Wasserbereich am liebsten“, sagt sie. Dort, wo die Bälle wie von Zauberhand auf Fontänen schweben, lernen sie außerdem, wie ein Staudamm funktioniert und was Wasserkraft generell zustande bringen kann. Die etwas größeren Kinder nebst Mamas und Papas begeistern sich dagegen eher für die spielerische Fabrik, mit deren Hilfe sie kleine Pappschachteln nach ihren Maßen herstellen lassen.

Und immer wieder gibt's was Neues

Und in der Tierwelt versteckt sich zwischen zwei gigantischen kämpfenden Ameisen ein Schlafzimmer, in dem die kleinen Forscher mit Schwarzlichtlampen auf eine Expedition nach all dem gehen, was unter den Bettdecken kreucht und fleucht. Wer all die Stationen in drei Stunden schafft, gehört zu den schnellen Erkundern.

Die meisten werden das nicht hinbekommen. Denn bei so vielen Mitmachideen, die die Gründer laufend neu einfließen lassen, könnte man ewig weiterspielen und lernen. Aber irgendwann sind auch die fleißigsten Nachwuchswissenschaftler müde. Spielerisches Lernen schlaucht eben doch ein wenig. Deshalb funktioniert es nur fast ohne Ende. Ein Glück, dass es im Vaisseau Jahreskarten gibt.

Kontakt

Le Vaisseau
1, bis rue Philippe Dollinger
F-67100 Strasbourg
Tel.: (00333) 69 33 26 69
E-Mail: info@levaisseau.com 
Internet: http://www.levaisseau.com

Öffnungszeiten

Di. - So. 10.00 - 18.00Uhr
Letzter Einlass 17.00 Uhr

Eintritt

Erwachsene: 8,- €
Kinder: 7,- €
Tagespass für 4 Personen: 25,- €
Familienjahreskarte: 100,- € für 4 Personen

Anfahrt

Von Saarbrücken auf der N 61 Richtung Saarguemines, dann die A 4 Richtung Straßburg nehmen. Von der Autobahn A 4 nehmen Sie die Ausfahrt 4 „Kehl place de l’étoile“ Weiter auf der RN 4 in Richtung Kehl. Nach dem Tunnel biegen Sie an der 3. Ampel (rue Alfred Kastler) nach links in Richtung „Esplanade Robertsau“ ab. Das Le Vaisseau liegt unmittelbar vor der Donaubrücke (Pont du Danoube) rechts.



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