Tour de Kultur 2018: Von Barbarossa, Wollnashörnern und islamischer Kultur (Foto: Hans-Joachim Kölsch)

Sagenumwobenes der Salier und Staufer im Fachwerkhaus

Museum unterm Trifels in Annweiler

Karin Mayer   17.07.2018 | 12:50 Uhr

Die ehemalige Reichsburg ist von weitem sichtbar auf den Berg über Annweiler gebaut. Bis zu 80.000 Besucher kommen jedes Jahr hierher. Das Museum unterm Trifels entdeckt bisher nur ein kleiner Teil von ihnen. Es liegt mitten in der Stadt Annweiler am Flüsschen Queich und ist in drei alten Gerberhäusern und einer Mühle untergebracht.



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Tour de Kultur: Museum unterm Trifels in Annweiler
Audio [SR 3, Karin Mayer, 17.07.2018, Länge: 03:12 Min.]
Tour de Kultur: Museum unterm Trifels in Annweiler

Er sitzt in einer engen Höhle: mit langem grauem Bart und großen blauen Augen. Der alte Kaiser Barbarossa ist im Kyffhäuser, so heißt es in der Sage, also in einer Höhle unter dem Trifels gefangen. Dort wartet er darauf, dass er auf seine Burg zurückkehren kann. Im Museum unterm Trifels wird der Mythos für die Besucher greifbar. Der König selbst erzählt seine Geschichte – dank Bewegungsmelder und Kurzhörspiel versteht man schnell: Man ist an einem besonderen Ort angekommen, der viel zu erzählen hat.

Dafür sorgen die Burg Trifels und ihre lange Geschichte, aber auch das Museum selbst. Die Fachwerkhäuser zählen für Museumsdirektor Hans-Joachim Kölsch zu den schönsten Gebäude-Ensembles in ganz Rheinland-Pfalz. Hier haben schon vor 300 Jahren die Gerber gearbeitet. Das Wasser der Queich haben sie für ihre Arbeit gebraucht. So klar wie jetzt war es vor 300 Jahren vermutlich nicht. Die Stadt Annweiler hat die Gebäude miteinander verbunden und zeigt jetzt auf 800 Quadratmetern die Stadt-, Land- und Burgengeschichte.

Stauferburg geht auf Barbarossa zurück

Tour de Kultur 2018: Von Barbarossa, Wollnashörnern und islamischer Kultur (Foto: Hans-Joachim Kölsch)
Kaiser Barbarossa

Schon in der Steinzeit haben in der Gegend um Annweiler Menschen gelebt. Die ersten Funde stammen aus der mittleren Steinzeit und dürften rund 10.000 Jahre alt sein. Wollnashörner, Mammuts und Auerochsen waren in den Wäldern unterwegs. Welche Werkzeuge die Menschen damals benutzt haben? Im Museum kann man das ausprobieren. Eine Steinzeitsäge zum Beispiel kostet Muskelkraft und Ausdauer. Die erste Siedlung haben die Franken gegründet.

Ohne die Burg Trifels aber, die weithin sichtbar über der Stadt erbaut wurde, würde die Stadt Annweiler heute anders aussehen. Bereits die Salier haben im elften Jahrhundert den sicheren Ausblick auf dem Berg geschätzt. Erhalten sind aber nur Reste der Stauferburg, die auf Kaiser Barbarossa und seinen Sohn Heinrich IV. zurückgehen. Der Reisekaiser Barbarossa hat den Standort vielleicht auf der Durchreise entdeckt und als Reichsburg gebaut. Die Reichsinsignien wurden in der sicheren Burg aufbewahrt.

Erinnerungen an Stauferkönig Friedrich II.

Tour de Kultur 2018: Von Barbarossa, Wollnashörnern und islamischer Kultur (Foto: Hans-Joachim Kölsch)
Eine der Säulen aus dem Trifels zur Zeit Barbarossas

Wie der Trifels damals aussah? Genau weiß man es nicht. Nur so viel, die Burg heute hat kaum etwas mit dem ursprünglichen Bau zu tun. 1938 entdeckten die Nationalsozialisten die ehemalige Reichsburg für ihre Zwecke. Sie wollten aus dem Trifels eine nationale Weihestätte machen. Im Museum unterm Trifels kann man deshalb gleich zwei Modelle sehen. Eines der ursprünglichen Burgruine und ein aktuelles. Einen Eindruck kann man aber doch mitnehmen: Im Museum ist eine der letzten Original-Säulen aus dem Trifels Barbarossas ausgestellt.


Tour de Kultur 2018: Friedrich II.  (Foto: Hans-Joachim Kölsch)
Friedrich II.

Der Barbarossa-Enkel Friedrich II. hat nie auf dem Trifels gewohnt. Er lebte lieber in Sizilien. Für Annweiler hat er trotzdem große Bedeutung. Er verlieh dem Ort die begehrten Stadtrechte und verschaffte ihm indirekt eines seiner wichtigsten Exponate. Eine Statue, die heute zu den wenigen Abbildern Friedrichs II. zählt, blieb nur mit viel Glück erhalten. Kurator Hans-Joachim Kölsch ist davon überzeugt, dass Friedrich II. ein besonderer Mensch gewesen sein muss. Der Stauferkönig hat ein wissenschaftliches Buch über die Falken geschrieben und dabei Quellenkritik betrieben. Im frühen Mittelalter war das mehr als ungewöhnlich. Und das gilt auch für das Castel de Monte in Sizilien, das Friedrich II. kurz vor seinem Tod in Auftrag gab. Ein Modell des rätselhaften Bauwerks gehört zu den besonderen Schätzen des Museums.

Kontakt

Museum unterm Trifels
Am Schipkapass 4
76855 Annweiler
Tel.:     (06346) 16 82
Fax:     (06346) 92 80 17
Ansprechpartner: Hans-Joachim Kölsch
E-Mail: Koelsch.Museum.Annweiler@ t-online.de
www.annweiler.de

Öffnungszeiten

Di.: 10.00 - 20.00Uhr (freier Eintritt ab 18.00 Uhr)
Mi. - So.: 10.00 - 18.00 Uhr
24.12 und 31.12: 10.00 - 16.30 Uhr
Geschlossen: Montags, 1. Jan., 1. Nov., 25. Dez. sowie morgens nach der Museumsnacht 10.00 - 12.00 Uhr

Eintritt

Erwachsener: 5,- €
Ermäßigt: 3,- € für Senioren älter als 65 Jahre und Menschen mit Behinderung.
Freien Eintritt haben Kinder und Jugendliche (jünger als 21 Jahre),Studenten mit einer gültigen Studentenkarte (jünger als 26 Jahre).

Anfahrt

Mit dem Zug:
Rechnen Sie mit ungefähr 15 Minuten, um zu Fuß vom Bahnhof zum Museum zu gelangen. Informationen zu den Zugfährplänen finden Sie auf www.mobiliteit.lu.
Mit dem Autobus:
Linie AVL Nr. 23: Bahnhof – Grund
Linie AVL Nr. 14: Halt Tour Jacob’
Spezialbusse: Busse dürfen nicht in die rue Münster reinfahren. Es wird geraten, an der Bushaltestelle bei der Kathedrale ein- beziehungsweise auszusteigen und über den Platz Saint Esprit, sowie den Lift ins Viertel Grund zu kommen (5 Minuten).
Mit dem Auto:
Es gibt nur wenige Parkmöglichkeiten im Viertel. Das unterirdische Parkhaus Saint Esprit ist über einen Lift mit dem Viertel Grund verbunden (5 Minuten zu Fuß).



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