Tour de Kultur 2018: Eine Flugvogelschau mit zwei Vögeln (Foto: Steffani Balle)

Flugschau mit zwei Vögeln

Die Falknerei am Biosphärenhaus bei Dahn

Steffani Balle   28.06.2018 | 11:01 Uhr

Eine Flugvogel-Show ist immer etwas Aufregendes, für große und kleine Kinder. Aber mit nur zwei Vögeln – wie kann das gehen? Die Antwort gibt es in der Falknerei am Biosphärenhaus Pfälzerwald/Nordvogesen in Fischbach bei Dahn.



„Wenn Ihnen ein Vogel auf den Kopf fliegt, bleiben Sie ruhig – der reißt Ihnen lediglich ein Büschel Haare aus, pickt die Kopfhaut frei und frisst nur 150 Gramm Fleisch, dann fliegt er wieder.“ So führt Falkner Heiner Steffens ins Thema ein. Dass diese Ansage die beste Vorkehrung gegen unerwartet aufspringende Gäste ist, die gerne ein Foto aus der Nähe machen wollen, liegt auf der Hand.

Mit trockenem norddeutschen Humor und dem Sachverstand von über 60 Jahren Jagd mit Vögeln, schickt Steffens das Bussard-Männchen Rocky immer wieder in eine andere Richtung: mal auf einen Baum, dann auf das Dach des Kassenhäuschens, dann in die entgegengesetzte Richtung.

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Weibchen wiegen viel mehr als Männchen

Voriges Jahr war ein Mäusejahr, erzählt er, da ist Rocky ein paar Mal ausgebüchst. Rocky hatte gemerkt: Mäuse schmecken auch! Da konnte das zerkleinerte Küken-Fleisch, das es aus dem Leder-Beutel von Falkner Steffens gibt, nicht mehr mithalten.

Tour de Kultur: Eine Flugvogelschau mit zwei Vögeln (Foto: Steffani Balle)
Falkner Heiner Steffens

Offenbar ist das dieses Jahr anders, der männliche Bussard kehrt immer wieder auf den Schutzhandschuh des Meisters zurück, egal in welche Richtung Heiner Steffens ihn fliegen lässt. Manchmal so dicht über die Zuschauerreihen, dass der Luftzug deutlich zu spüren ist und der ein oder andere vorsichtshalber den Kopf einzieht.

Einblicke in die Welt der Jagdvögel

„Der Vogel tut nix und die Mama kann das“ ist sich der zwölfjährige Noah sicher, als seine Mutter Monika sich freiwillig meldet, mal kurz Rocky zu halten. Überraschend leicht ist der Bussard. Keine 800 Gramm. Hannah ist größer und schwerer als ihr männlicher Kollege, rund 1.300 Gramm. Warum das? – Na weil die Weibchen in der freien Wildbahn für das Eierlegen zuständig sind, erklärt der Meister.

Tour de Kultur 2018: Flugschau im Biosphärenreservat (Foto: Steffani Balle/SR)
Beute in Sicherheit gebracht.

Und so erfahren die Zuschauer eine ganze Menge von der Lebensweise der Wüstenbussarde: was sie fressen, wo sie schlafen, wie sie jagen, und dass es ihnen trotz des anderen Klimas in Deutschland sehr gut geht. Unterhaltsame dreißig Minuten lang.

Vorführungen in der Schonzeit

Von Mitte April bis Ende September, jeden Tag um 14 Uhr, gibt Heiner Steffens Einblick in die Welt der Jagdvögel. Weil dann nämlich Schonzeit ist, er mit Hannah und Rocky also nicht auf Kaninchen- oder Krähenjagd gehen kann. Diese fünf Monate nutzt er im Pfälzer Wald, weil ihm die Gegend gefällt.

Tour de Kultur - Eine Flugvogelschau mit zwei Vögeln (Foto: Steffani Balle)
Den Vogelflug vom Baumwipfelpfad aus beobachten

Er kommt dann aus seiner Heimat in Schleswig-Holstein zusammen mit seinen Vögeln in den Park am Biosphärenhaus. Die Vorführungen sind ihm ein Anliegen.

Aufklärung von Irrtümern

Es gebe so viele Missverständnisse rund um Jagdvögel, sagt er. Der Mann, der ihn vor 60 Jahren in die Falknerei eingeführt hat, geht noch heute, 96-jährig, mit ihm auf die Pirsch. Zu 80 Prozent sind die Kaninchen, die Krähen zu über 90 Prozent schneller als der Jagd-Bussard, so Steffens. Und wenn er sieht, dass Jagdvögel in den arabischen Ländern lediglich als Symbol für Reichtum und Luxus gehalten werden, wird er richtig fuchsig: Das habe mit der Jagd aber auch rein gar nichts mehr zu tun.

Tour de Kultur 2018: Flugschau im Biosphärenreservat (Foto: Steffani Balle/SR)
Gleich hebt er ab.

Sein erster Gang am Morgen führt ihn zu den Volieren von Rocky und Hannah. Einer von beiden sitzt immer auf seinem Schutzhandschuh, während Heiner Steffens durch das Gelände am Biosphärenhaus streift. Und wenn ihn Besucher fragen, ob sie mal streicheln dürfen, kommt die trockene Antwort: „Klar! – Den Finger brauchst du ja nicht mehr, oder?“

Kontakt

Biosphärenhaus Pfälzerwald/Nordvogesen
Am Königsbruch 1
66996 Fischbach bei Dahn
Tel.: (06393) 92 100
www.biosphaerenhaus.de

Öffnungszeiten

März - Nov.: 9.30 - 18.00 Uhr, im Winter kürzer
Falkner-Vorführung täglich um 14.00Uhr

Eintritt

Der Eintritt auf das Gelände ist frei.
Eintritt Falkner-Vorführung: 2,- € pro Person
Eintritt Baumwipfelpfad und Biosphärenhaus: 9,- €
Ermäßigung für Kinder- und Familientickets.

Anfahrt

Über die A 8/B 10 bis Pirmasens, B 10 weiter Richtung Dahn/Karlsruhe. Abzweig Richtung Fischbach, dann über (schmale) Landstraße circa 15 Kilometer bis Fischbach. Dort den Hinweisschildern Biosphärenhaus folgen. Das Gelände liegt gleich an der Hauptstraße, kurz hinter dem Orts- Ausgangsschild auf der linken Seite. Auf dem Gelände gibt es auch einen kostenpflichtigen Wohnmobil-Stellplatz.



Über dieses Thema wurde auch in der Sendung "Region am Mittag" auf SR 3 Saarlandwelle am 25.06.2018 berichtet.

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