Weinprobe im Kalkbergwerk Wolfstein (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Lauterecken-Wolfstein)

Eine Weinreise unter Tage

Das Besichtigungs-Kalkbergwerk am Königsbergwerk in Wolfstein

  27.07.2015 | 12:10 Uhr

Eine Weinprobe der etwas anderen Art und vor allem in einem nicht alltäglichen Umfeld kann man am Königsbergwerk in Wolfstein machen.

„Du bekommst den Helm, denn Du hascht einen zu großen Kopp,“ sagt die Schwäbin zu ihrem Mann. Der setzt ohne zu widersprechen den weißen Bauhelm auf seinen Glatzkopf. Die restlichen Mitglieder des Kegelvereins Gut Holz aus Heilbronn lachen amüsiert. Die Stimmung ist ausgelassen. Für die Rentner geht es in dem Besichtigungs-Kalkbergwerk am nigsberg in Wolfstein gleich unter Tage. Die Vorfreude ist groß. Denn die meisten der Gruppe waren noch nie in einem Kalkbergwerk. Außerdem wartet auf sie noch eine Weinprobe.

Mit „Glück auf“ auf Weinreise

In weißer Arbeitsjacke mit weißem Bauhelm auf dem Kopf werden sie von Irene Jung mit dem Bergmannsgruß „Glück auf“ begrüßt. „Ich bin heute für den staubigen Teil verantwortlich“, sagt die brünette Frau. „Denn ich erzähle Euch alles über den Kalkstein und die Geschichte des Bergwerks sowie seines letzten Betreibers Otto Kappel. Er hat bis 1967 das Bergwerk betrieben.“ Dann deutet sie auf ein Paar, das etwas abseits vor dem Wagen einer Grubenbahn mit Weingläsern steht. „Gut aufpassen müsst Ihr auf Christian und Silke Nickel. Die Beiden sind nämlich für den feuchtfröhlichen Teil verantwortlich. Sie nehmen Euch zwischendurch immer wieder mit auf eine Weinreise und schenken Euch unseren Pfälzer Wein aus. Daher hoffe ich, dass Ihr vor allem Durst mitgebracht habt?!“ Der Kegelverein stimmt lauthals zu.

Hörfunkbeitrag: Das Besichtigungs-Kalkbergwerk am Königsbergwerk in Wolfstein

Stolleneingang Kalkbergwerk Wolfstein (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Lauterecken-Wolfstein)

Mit kräftigem Ruck geht es 240 Meter stolleneinwärts

Nach einem ersten Gläschen „Pfälzer Secco“ und interessanten Infos über den Abbau, die Verarbeitung und die Verwendung des Kalksteins geht es vorbei an den Kalköfen mit einer kleinen Grubenbahn tief in den Berg hinein. Irene Jung läutet die Messingglocke der Bahn und ruft dem Berggeist noch ein  kräftiges „Glück  auf“ entgegen. „Damit er auch hört, dass wir kommen“, sagt sie lächelnd. „So Gott will, kommen wir auch wieder zurück“, murmelt eine Frau aus der Gruppe. Dann setzt sich die kleine Bahn mit einem kräftigen Ruck in Bewegung und bringt die Rentner 240 Meter stolleneinwärts in das Bergwerk bis zum Gruben bahnhof. „Hat Spaß gemacht“, sagt eine der Frauen, „aber es war ein bisschen beängstigend, weil es sehr eng und dunkel war. Fast wie in der Geisterbahn.

13 Grad und feuchte Luft

“Fast 50 Meter unter der Erde ist die Gruppe jetzt. Die Luft unter Tage ist feucht. „Hier unten haben wir immer 13 Grad, Sommer wie Winter“, erklärt Irene Jung. Nur, wenn es draußen viel regnet, habe man Londoner Verhältnisse. Dann sei es dunstig und neblig. Für die Bergleute sei dies sehr unangenehm gewesen, weil die Feuchtigkeit nicht nur in deren Kleider gekrochen sei, sondern auch in die Knochen ging. So hätten viele im Kalksteinabbau mit Rheuma zu kämpfen gehabt.

Weinprobe im Königsbergwerk (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Lauterecken-Wolfstein)
Weinprobe im Königsbergwerk (Verbandsgemeindeverwaltung Lauterecken-Wolfstein)

Auf ein Gläschen Chardonnay

Am Grubenbahnhof  wird  der Kegelverein bereits vom Ehepaar Nickel mit einem Gläschen Chardonnay erwartet. „So trinken mir noch ein Tröpfle“, ruft einer der Männer, als er sie hinter einer Theke, in dem hallenartigen Raum, entdeckt. „Ich habe Euch einen frischen Sommerwein mitgebracht“, sagt der Weinhändler und verteilt die gut gefüllten Gläser.

„So voll sind die Gläser bei uns daheim aber nicht“, sagt eine der Schwäbinnen etwas erschrocken. „Bei uns ist es gerade einmal so eine Gosche voll, wenn mir a Probe machet, gell!“ „Wir sind ja auch keine Schwaben und müssen nicht sparen“, hält der Weinhändler schmunzelnd entgegen und beginnt über den ausgschenkten Wein zu erzählen. Die Gruppe hört aufmerksam zu, lässt den Chardonnay im Glas kreisen und riecht daran. Dann hallt ein kräftiges „Zum Wohl“ durch den Stollen, und die Schwaben genießen sichtlich zufrieden den Weißwein. „Auf uns, dass wir wieder heil raus kommen.“

Verkostung von Riesling bis Merlot

Insgesamt sieben Weine werden bei der Weinprobe unter Tage verkostet. Vom Riesling über den Rosé bis hin zum Merlot. Aber auch Besonderheiten wie blanc de noir, einem „weißen Rotwein“ oder einem gelben Muskateller. „Für jeden Geschmack ist etwas dabei“, sagt Christian Nickel. Die Weine stammen alle von einem Weingut aus der Pfalz, einem kleinen Familienbetrieb. Der Winzer baue die typischen Pfälzer Rebsorten an wie Riesling, Müller-Thurgau und Silvaner, aber eben auch internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon oder Merlot. Es gehe  nicht  um  eine  Verkaufsveranstaltung, wie oft bei Weinproben, sondern einfach nur um den Spaß.

Wissenswertes aus den Anbaugebieten der Welt

So nimmt er die Schwaben mit auf eine Reise durch das Anbaugebiet Pfalz und erzählt zu jedem der feinen Tropfen etwas über deren Rebsorten, Anbau und Verarbeitung. Er zieht Vergleiche zu Anbaugebieten in Südafrika, Südamerika, Australien oder China, erzählt Wissenswertes über verschiedene Typen von Weinflaschen und deren Verschlüsse und gibt Tipps zur Lagerung und dem Genuss des Weins. Schnell merken die Besucher, sie haben es nicht nur mit einem Weinkenner zu tun, sondern auch mit einem echten Weinliebhaber.

Zeugen des Bergbaus (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Lauterecken-Wolfstein)
Zeugen des Bergbaus (Verbandsgemeindeverwaltung Lauterecken-Wolfstein)

Zu Fuß vorbei an staubigen Zeitzeugen

Mit einem „Weiter im Kalk“ übergibt Christian Nickel  zwischendurch immer  wieder an Irene Jung. Sie macht dann mit dem „staubigen Teil“ weiter. Zu Fuß geht es für den Kegelverein durch die labyrinthartigen Stollen. Vorbei an alten Werkzeugen und riesigen Bohrern. Alle paar Meter spenden elektrische Lampen Licht. Früher gab es das nicht, erzählt Irene Jung bei dem Rundgang. Damals benutzten die Bergleute Karbidlampen. Zu Arbeitsbeginn morgens mussten sie die Lampen alle einzeln anzünden. Das Bergwerk sei aber bei Weitem nicht so gut beleuchtet gewesen wie heute und dadurch sehr unheimlich.

So wechseln sich auf dem Rundgang Weinverköstigungen mit Ausflügen in die Geschichte des Bergwerks und des Kalksteinabbaus in der Nordpfalz ab. Irene Jung erzählt viel von dem letzten Betreiber des Bergwerks am Königsberg, Otto Kappel. Nach drei Generationen musste er 1967 das Bergwerk schließen. Die Konkurrenz war billiger. Die letzten Jahre vor der Schließung habe der Bergmann mit einer Sondergenehmigung sieben Jahre alleine das Bergwerk betrieben; die setzte voraus, dass er sich drei Mal am Tag bei seiner Frau meldete. Die Familie wohnte nur etwas entfernt die Straße herunter. Er ging dann immer zu fest vereinbarten Zeiten aus dem Bergwerk und winkte der Frau, die zu Hause aus dem Fenster schaute, erzählt Irene Jung.

Beschwingter Stimmung geht's zur Ausfahrt

Mit jedem Gläschen steigt die  Stimmung bei den Schwaben. Beim Letzten, einem Merlot, im Eichenfass gereift, stimmen sie ein Liedchen ein. Nach mehr als zwei Stunden geht es dann mit der Grubenbahn wieder über Tage. Während die losfährt, ruft eine der Frauen noch „aber bitte ohne Looping“, alle lachen herzhaft.Draußen freut sich der Kegelverein, dass die Welt sie wieder hat. Die Augen brauchen einen Moment, um sich wieder an das Tageslicht zu gewöhnen.

Zum Ausklang - ein Film

Zum Abschluss wird in einer kleinen Holzhütte noch ein Film gezeigt. Darin sind Bergleute beim Abbau und der Verarbeitung des Kalksteins zu sehen. Darunter auch Otto Kappel. Die Schwaben sind sich einig, es sei unglaublich, was für eine harte körperliche Arbeit er allein über all die Jahre unter Tage geleistet habe. Man habe große Achtung davor.

Überhaupt: „Interessant war es, auch ein bisschen abenteuerlich und unheimlich“, sagen sie. Aber vor allem habe es Spaß gemacht, sind sie sich einig. Und der Pfälzer Wein? „Den konnt ma trinke, aber en Trollinger is es halt net.“

Uwe Jäger


Kontakt:

Besichtigungs-Kalkbergwerk am Königsberg
Hauptstraße 48
67752 Wolfstein
Tel.: (06382) 79 11 16
www.kalkbergwerk.com; www.facebook.com/weinuntertage
Fremdenverkehrsamt der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein: www.vg-lw.de

Öffnungszeiten:

So. und Feiertage: 13.00 – 18.00 Uhr; für Gruppen jederzeit nach Vereinbarung; während Ferien von Rheinland-Pfalz: Di. und Fr.: 14.00 Uhr.

Für Einzelpersonen gibt es jeden 3. Sa. im Monat offene Weinproben. Sobald mindestens 8 Personen zusammen sind, findet die Weinprobe statt. Ab einer Gruppegröße von 8 Personen kann man die Weinproben auch zu individuellen Terminen vereinbaren. Auf Wunsch auch mit Verpflegung.

Warme Kleidung und festes Schuhwerk werden empfohlen.

Eintritt:

Erwachsene: 5,50 €
Gruppenpreis ab 20 Personen 5 €
Gruppenpauschale bei weniger als 20 Personen 100 €.

Jugendliche: 4,50 €
Gruppenpreis ab 20 Personen 4 €
Gruppenpauschale bei weniger als 20 Personen 80 €,

Familienkarte: Zwei Erwachsene und eigene Kinder 14,50
Kinder unter vier Jahren haben freien Eintritt.

Weinprobe pro Person 19,50 €.

Anfahrt:

Das Besichtigungsbergwerk befindet sich am Ortseingang der Kleinstadt Wolfstein. Zu erreichen ist es über die B 270, etwa 24 Kilometer nördlich von Kaiserslautern.

Per Bahn steigen Sie am Hauptbahnhof Kaiserslautern in die Bahnlinie Kaiserslautern Lauterecken/ Grumbach ein. Ausstieg am Bahnhof in Wolfstein. Von dort sind es knapp zehn Minuten Fußweg.



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