Schlafen wie im Gefängnis
Das Alcatraz-Hotel in Kaiserslautern
Um zu wissen, wie es sich in einem Gefängnis schläft, müssen Sie nicht gleich eine Straftat begehen. Übernachten Sie doch einfach mal in dem ehemaligen Gefängnis in Kaiserslautern.
Von der Rezeption im Alcatraz-Hotel in Kaiserslautern her grüßt freundlich Peter Koll. Das Merkwürdige dabei ist, dass er hinter Gittern steht. Das stört ihn aber nicht: „Mit der Zeit sieht man die Gitter gar nicht mehr“, muss Peter Koll selbst lachen.
Noch bis 2002 war das Alcatraz-Hotel das Gefängnis in Kaiserslautern. Dann hat das Land es geschlossen: zu nah an der Stadt, und der Sicherheitsstandard reichte auch nicht mehr aus. Bei Bad Kreuznach wurde ein neues Gefängnis gebaut, und das alte mitten in Kaiserslautern stand leer.
Zwei Rechtsanwälte kamen auf die Idee, daraus ein Hotel zu machen, und setzten das 2008 in die Tat um. „Es hat sich eigentlich angeboten – es waren ja viele Zimmer da …“, schmunzelt Peter Koll.
Hörfunkbeitrag: Das Alcatraz-Hotel in Kaiserslautern
Ein Gefängnis zu einem Hotel umzubauen: Das stellte sich dann aber doch als gar nicht so einfach heraus. So mussten Fenster in den so genannten Komfortzimmern ausgesägt werden. Dabei waren die dicken Sandsteinwände des Gefängnisses natürlich genau darauf ausgelegt, dass man nur schwerlich durch den Stein schneiden kann.
In den 36 Zellenzimmern des Hotels sind die alten, hohen Fenster mit den Original-Gittern davor geblieben. Überhaupt sehen diese Zimmer tatsächlich aus wie Gefängniszellen – sie waren es ja auch einmal. Mit einem Unterschied: Es sind die einzigen Gefängniszellen in Deutschland, die von innen verschlossen werden, rühmt sich das Hotel. Das stimmt zwar nicht ganz, denn auch in Hillesheim, Amberg oder Berlin gibt es die „Rast im Knast“, aber Urlaub als Strafvollzug ist immer noch ein Erlebnis der anderen Art.
Das Frühstück können sich Gäste gerne auf Wunsch durch die Durchreiche in der dicken Zellen-, äh, Zimmertür servieren las- sen. Vieles hier wie die Gewölbedecke stammt noch aus den 1870er Jahren, als das Gefängnis gebaut wurde. Die Türen sind niedrig, die Gänge für ein Hotel ungewöhnlich breit. Wenn Freigang war, mussten sich ja viele Männer auf einmal hindurchschieben.
Die 17 Komfortzimmer des Alcatraz-Hotels sind ganz normale Hotelzimmer. Tatsächlich entscheiden sich allerdings viele Gäste freiwillig für die Zellenzimmer. Aus verschiedenen Gründen: weil sie das witzig oder ungewöhnlich finden – oder weil die Zimmer einfach günstig sind. Unter den Gästen sind Studenten, aber auch Familien mit Kindern. Die Kinder dürfen allerdings nicht allein in den Zellenzimmern mit den schweren Türen schlafen.
Auf den Treppen sind heute noch Zigarettenabdrücke der Häftlinge zu sehen. Wo die Hotelgäste heute frühstücken, war früher die Werkstatt, in der die Häftlinge gearbeitet haben. Peter Koll kann sich noch gut daran erinnern, wie seltsam es früher war, an dem Gefängnis, das ja mitten in der Stadt liegt, vorbeizufahren. Heute arbeitet er selbst hier. „Hier waren allerdings nur Häftlinge bis zu drei Jahren untergebracht“, erklärt er. „Die ganzen schlimmen Jungs kamen nach Zweibrücken oder ins Saarland!“
Simone Mir Haschemi
Kontakt:
Alcatraz-Hotel am Japanischen Garten
Morlauterer Straße 1
67657 Kaiserslautern
Tel.: (0631) 41 40 40-0
Fax: (0631) 41 40 40-400
E-Mail: info@alcatraz-hotel.com
www.alcatraz-hotel.com
Zimmerpreise
Zellenzimmer von 49,- € (Einzelbelegung) bis 79,- € (Doppelbelegung);
Komfort- zimmer von 69,- € (Einzelbelegung) bis 139,- € (Doppelbelegung);
Suite von 119,- € (Einzelbelegung) bis 159,- € (Doppelbelegung).
Anfahrt:
A 6 Richtung Mannheim, Ausfahrt Kaiserslautern-West, rechts auf die B 270 Richtung KL-Hohenecken, dort B 37 Richtung KL-Zentrum, rechts auf die Lauterstraße, dann links in die Morlauterer Straße.