Merino-Schaf (Foto: Heinz Tertilt)

Wer hat die schönsten Schäfchen?

Der Schäfertrail im Warndt

  27.07.2015 | 12:10 Uhr

Dass so ein Schaf gar nicht so klein und wollig ist, davon kann man sich bei einer Wanderung auf dem Schäfertrail überzeugen. Aber nicht nur Schafe begegnen den Wanderer dort.

So ein Schaf kennt doch jeder. Aus Bilderbüchern, vom Bauernhof, vielleicht sogar aus dem Zoo. Aber wenn man so einem Tier dann Auge in Auge gegenübersteht, ist man doch überrascht: „Das hab ich mir wolliger vorgestellt und kleiner “, sagt ein etwa fünfjähriger Junge, und aus seiner Perspektive kann man das sehr gut verstehen. Er ist kaum größer als das Merino-Schaf hinter dem Gatter. Und er sieht eben auch: Die Wolle fehlt.

Hörfunkbeitrag: Der Schäfertrail im Warndt

Die geschorenen Merino-Schafe (Foto: Karin Mayer)

Auf den Spuren der wolligen Landschaftspfleger

Die Merino-Schafe sind gerade frisch geschoren. Sie sind laut und aufgeregt, weil Schäfer Erik Sommer jetzt eimerweise das Trockenfutter in den Stall schafft. 200 Tiere stehen im Frühjahr im Stall auf der Hirschelheck in der Nähe von St. Nikolaus. Kurz nach der Schur kann der Schäfer sie nicht auf die Wiese lassen, aber schon bald werden die Schafe im Warndt wieder im Freien ihrer Arbeit nachgehen und Gras fressen. Sie sorgen dafür, dass die Wiesen rund um St. Nikolaus, um Karlsbrunn und Dorf im Warndt nicht von Büschen zugewachsen werden. Sie sind hauptberufliche Landschaftspfleger.

Die Idee des Schäfertrails: Auf den Spuren der Schafe durch den Warndt wandern und dabei Interessantes über die ältesten Nutztiere des Menschen und über das Schäferhandwerk erfahren. Aha-Erlebnisse hat man nicht nur im Frühjahr, wenn die grossen Merino-Schafe im Stall stehen, um nicht zu frieren, sondern auch auf dem Weg.

Ein Rundweg aus fünf kleinen Schleifen

Der Regionalverband Saarbrücken hat dafür einen 22 Kilometer langen Rundweg angelegt, der sich in fünf kleinere Schleifen gehen lässt. Die kürzeste Strecke ist 3,5 Kilometer lang und kann auch mit dem Kinderwagen befahren werden. Wer es sportlich mag, bleibt auf dem Hauptweg und geht rund um St. Nikolaus, Karlsbrunn, Dorf im Warndt und vorbei an Großrosseln.

Ein Startpunkt der Wanderung ist in St. Nikolaus. Am Ende der Straße Zu den Eichen ist ein kleiner Wanderparkplatz mit Schutzhütte. Es geht in ein Wiesental am St. Nikolausbach entlang. Wer am Ende des Weges rechts geht, kann steil durch den Wald zum Schafstall Hirschelheck kommen. Das ist eigentlich nicht vorgesehen, für Winterwanderer vielleicht aber eine Option. Eigentlich führt der Weg nach links bergauf zum Meisenberg.

Auch der Bergbau gehört zum Schäfertrail

Man geht durch den Wald und erreicht eine Wiesenlandschaft. Die Tagesanlage des Bergwerks Warndt ist jetzt ganz nah. Das Bergwerk ist auch ein Teil der Geschichte des Schäfertrails. Bevor der Bergbau in den Warndt kam, gab es nämlich mehrere  Landwirte,  die die Wiesen und Felder bewirtschafteten. Für den Steinkohlebergbau mussten sie ihre Grundstücke verkaufen. In der Folge fehlten aber die Tiere in der Landschaft. Es gab keine lebenden Rasenmäher mehr, auf den Wiesen wuchsen Büsche und die Landschaft veränderte sich. Das war dem ehemaligen Landwirt Wilhelm Wagner ein Dorn im Auge. Er gründete den Landschaftspflegeverein Karlsbrunn, der seither Landschaftspflege mit Schafen betreibt.

Merino-Schaf mit Lämmern (Foto: Heinz Tertilt)
Merino-Schaf mit Lämmern (Foto: Heinz Tertilt)

Am Anfang sind alle schwarze Schafe

Wir nähern uns dem Bergwerksgelände und damit Karlsbrunn. Rund um den Ort stehen die grauen Heidschnucken auf der Wiese. Man kann sie entweder von St. Nikolaus aus erwandern oder ganz einfach das Auto in der Nähe des Wildparks in Karlsbrunn abstellen. Der Wanderweg führt an der Kirche vorbei durch ein Wohngebiet. Wie kleine graue Wolken stehen die wolligen Heidschnucken auf der Wiese. Hier kann man erfahren, dass schwarze Schafe keineswegs Außenseiter sein müssen. Die Lämmer sind nämlich allesamt schwarz und übermütig.

Über schwarze Schafe, fromme Lämmer oder Wölfe im Schafspelz erfährt man ohnehin einiges am Wegesrand. So waren schwarze Schafe früher bei den Schäfern unbeliebt. Aber nur, weil man die Wolle nicht so leicht färben konnte. Aber lammfromm sehen die Heidschnucken-Lämmer nun wirklich nicht aus, wenn sie sich auf der Wiese jagen.

Schengen gilt nicht für Schafe

Auf einer Info-Tafel am Wegrand kann man nachlesen, wie ein Schäfer seinen Tag verbringt. Und wie man überhaupt Schäfer wird. Das ist ein Ausbildungsberuf, den man drei Jahre lang lernen muss. Als Schäfer oder Schäferin muss man alles über Tiere wissen, handwerklich begabt sein und naturverbunden. Und man muss die Gesetze kennen. Und darüber kann Schäfer Sommer einiges erzählen. Rund 1.200 Tiere gehören ihm. Er hält sie zum Teil im Warndt, zum Teil auf der französischen Seite der Grenze, die hier nur einen Steinwurf entfernt ist. Er ist sozusagen Grenzgänger und darf die Schafe dabei nicht mitnehmen. Das Schengener Abkommen gilt für die Tiere nämlich nicht. Da muss schon der Tierarzt grünes Licht geben, damit die Schafe von Frankreich nach Deutschland wandern können.

Entlang des Schäfertrails sind die Merino- Schafe im Sommer übrigens auf zwölf verschiedenen Wiesen zu finden. Wo genau, das soll man künftig auf der Internetseite des Regionalverbandes Saarbrücken erfahren unter www.regionalverband-saarbruecken.de.

Die Wanderung zu den Schafen kann man dann genau planen. Ein weiterer Höhepunkt auf der Meisenberg-Schleife sind übrigens Wasserbüffel, die ebenfalls im Warndt gehalten werden.

Karin Mayer


Kontakt:

Christina Jochum, Robert Weber
Touristinfo im Saarbrücker Schloss
Schloßplatz 1-19
66119 Saarbrücken
Tel.: (0681) 506-6051
(0681) 506-6020
E-Mail: christina.jochum@rvsbr.de; robert.weber@rvsbr.de

Öffnungszeiten:

Ganzjährig.

Eintritt:

Der Rundwanderweg ist kostenlos, außer bei geführter Wanderung. Der Regionalverband bietet geführte Wanderungen auf dem Schäfertrail an. Ein Treffen mit dem Schäfer steht dann auf dem Programm.

Termine in diesem Jahr
So., 19. Juli 2015, Sportliche Wanderung (Teilnahme: 19,- €, mit Schäferbrotzeit)
Sa., 22. Aug. 2015, Geographische Wanderung (kostenfrei)
Sa., 19. Sep. 2015, Mondscheinwanderung (Teilnahme: 5,- €).

Anfahrt:

Über die französische Autobahn bis Merlebach, dann rechts ab Richtung Rosbruck, die erste Kreuzung links ab Richtung Nassweiler, nach der Ortsdurchfahrt geradeaus, 1. Abfahrt links nach St. Nikolaus, durch den Ort immer geradeaus bis zur Straße "Zu den Eichen". Am Ende der Straße ist eine Schutzhütte und ein kleiner Parkplatz.

Die Startpunkte auf dem Schäfertrail sind individuell wählbar, Alternative: Wildpark Karlsbrunn.



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