Der Turm der Wildenburg (Foto: Jochen Marmit)

Im neuen Nationalpark Hunsrück Hochwald

Eine Wanderung rund um die Wildenburg

  27.07.2015 | 12:10 Uhr

Felsspalten, Burggraben und eine einmalige Aussicht vom 22 Meter hohen Turm bietet die Wildenburg im nördlichen Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Ein Ausflugsziel mit Rundwanderoption.

Von unten geht der Blick steil nach oben: Bäume, steile Hänge, Felsbrocken, alte Mauern, wieder Bäume und oben der schlanke runde Turm aus grau-braunem Stein, ein Dach aus dunklem Holz krönt ihn – der Turm der Wildenburg ragt majestätisch aus dem Wald. Höher geht nicht. Am Wildfreigehege und der Unterburg vorbei muss man einfach nach oben. Denn diesen Ausblick gibt es nur hier – auf dem Gipfel des Wildenburger Kopfs. Er ist das nördliche Juwel des Nationalparks Hunsrück-Hochwald.

Die Wildenburg (Foto: Jochen Marmitt)
Die Wildenburg (Foto: Jochen Marmitt)

Die Historie

Der Wildenburger Kopf ist mit 674 Höhenmetern eine der höchsten Erhebungen des Wildenburgrückens – zehn Kilometer Luftlinie westlich von Idar-Oberstein gelegen. Ein felsiger Bergkamm, der zu allen Seiten steil abfällt und eine geschützte Höhenlage bot. Das war auch den Kelten der La-Tène Zeit bewusst. Sie errichteten rund 400 v. Chr. eine große keltische Fliehburg mit doppelter Ringwallanlage.

Ein Teil des Wohn- und Verteidigungssystems, das sich von Otzenhausen (Ringwall) bis zur Altenburg bei Bundenbach und dem Ringskopf (Kirschweiler Festung) erstreckte und unter der Herrschaft der Treverer stand. Dann kamen die Römer, und die keltischen Fliehburgen gerieten in Vergessenheit. Einzig Reste einer römischen Stützmauer auf dem Kamm nahe des Turms zeugen von einer weiteren Nutzung durch die neuen Herrscher. Leider ist die Mauer stark überwuchert.

Im Mittelalter sind es erneut Herrscher aus dem Umland, die den exponierten Berg mit einer Burg sichern – um 1330 entsteht am Felshang oberhalb vom Kempfeld die Wildenburg, benannt nach Wildgraf Friedrich von Kyrburg aus Kirn an der Nahe. Bis 1651 gehört die Burg samt Siedlung im Tal mal Trierer Kurfürsten, dann rheinischen Grafen, dann wird sie von lothringischen Marodeuren geplündert und niedergebrannt. Kurz darauf entstehen die Gebäude am Fuße der Ruine. Heute ist die Anlage erweitert und als Gaststätte, Standesamt und Rittersaal genutzt.

Hier entsteht zunächst die preußische Revierförsterei 1860, seit 1877 gibt es eine Gaststätte in der Unterburg. Dann beginnt die Zeit des Hunsrückvereins. Er erwirbt die Wildenburg 1963, alle Gebäude werden renoviert, eine gehobene Gastronomie hält Einzug. 1966 wird das Wildfreigehege vor der Burg eingerichtet, seit 1969 gehört die Wildenburg zum Landkreis Birkenfeld und damit zur Verbandsgemeinde Herrstein. 1981 schließlich errichtet der Hunsrückverein auf dem Felssporn, wo einst der Bergfried der mittelalterlichen Burg stand, den Aussichtsturm mit 22 Metern Höhe und einem überdachten Rundgang an der Spitze.

Hörfunkbeitrag: Eine Wanderung rund um die Wildenburg

Blick von der Wildenburg (Jochen Marmitt)

Die Aussicht

Der Blick in die Tiefe macht klar: 22 Meter sind hoch, und der Felssporn, auf dem der Aussichtsturm steht, war zu Burgzeiten kaum einnehmbar. Nach Südwesten und Westen fällt das Gelände natürlich bedingt 30 Meter steil ab, die Rückseite des Bergrückens war durch zwei zehn Meter tiefe Burggräben bestens gesichert. Wo einst die Zugbrücken aus Holz Abstand gewährleisteten, verläuft heute ein Wanderpfad in den Wald und zur Unterburg hinunter. Über eine breite und sichere Betonwendeltreppe samt Geländer geht es im Inneren des Turms schnell nach oben. Dort gibt es einen Rundbalkon, der durch ein massives Holzgeländer gesichert ist. Kleine Tafeln auf der Brüstung beschreiben, was man sehen kann.

Und das ist Einiges, denn der 360° Rundblick ist einmalig: Im Westen liegt die Steinbachtalsperre, dahinter Langweiler mit Kloster Marienhöh und der waldige Bergrücken des Idarwalds samt Erbeskopf (818 m) und Fernsehturm. Nach Süden geht der Blick über das Birkenfelder Land bis zur Freisener Höhe und dem Schaumberg. Dazwischen liegt der neue Nationalpark bis Otzenhausen im Saarland. Im Südosten liegt Idar-Oberstein mit seinen Höhen und Tälern. Erahnen lässt sich das Nahetal im Osten, wo der Blick kilometerweit bis zum Westrich und den Höhenlagen der Nordpfalz bis zum Donnersberg schweifen kann. Im Norden liegt am Fuße der Burg das kleine Örtchen Kempfeld, am Horizont Richtung Simmern drehen sich Windräder. Wälder, Wiesen, Äcker, mal sanftes, mal steiles Hügelland wechseln sich ab. Am liebsten würde man nie wieder runtergehen.

Panoramablick vom Wildenburger Kopf  (Foto: Jochen Marmitt)
Panoramablick vom Wildenburger Kopf (Jochen Marmitt)

Waldpfad und Felssporne: die Rundwanderoption

Bevor es in den Wald geht, gibt ein kleiner Abstieg vor der Burg samt kurzer Kletterpartie zum Fuß des Turmes Einblick in den massiven Felsen, auf dem der Turm steht: Felsspalten und Burggraben inklusive. Über den schmalen Wanderpfad folgt der Weg nun der Beschilderung des Saar-Hunsrück- Steigs, der entlang der Wildenburg verläuft und vom Erbeskopf kommend zur Nahe nach Idar-Oberstein führt.

Der Abschnitt Wildenburg – Idar-Oberstein ist 14 Kilometer lang und führt über den spektakulären Wildenburgrücken. Wer an der Burg beginnt, wird stetig absteigen, von Idar-Oberstein kommend geht es gut 350 Höhenmeter bergauf, allerdings in einer weiten Schleife. Vorsicht! Es gibt viele unterschiedliche Wanderwege in diesem Bereich, und eine gute Karte ist von Vorteil, um mehrere zu kombinieren (das ist auch sinnvoll, wenn man auf dem Höhenrücken bleiben will). Zunächst geht es noch im Befestigungsbereich der keltischen und mittelalterlichen Anlage weiter. Leider sind nur grundrissartige Reste zu erkennen, einige wenige überwachsene Mauern und Wälle liegen rechts und links des Weges, eine sumpfige Zisterne, einige in die Jahre gekommene Erklärtafeln werden ebenfalls passiert. Der Wanderweg (für Kinderwagen nicht geeignet!) folgt dem Berghang auf der südlichen Seite für rund 1,5 Kilometer. Links die Felsspitzen des Quarzitgesteins, das schräg aus der Erde ragt, stets wechselnde Ansichten bietet und nicht nur Kinder zum Klettern verleitet.

Moosbewachsene, knorrige Wurzeln, stattlicher Mischwald – der Weg schlängelt sich durch ein kleines Märchenreich mit verwunschenen Felsabschnitten. Hin und wieder kommen Wanderer entgegen, auch Mountainbiker nutzen den Pfad. Nach einer Wegekreuzung geht es weitere 1,5 Kilometer durch Mischwald zur Rosselhalde rschieder Burr, einer Geröllhalde, die den gesamten Südhang der gleichnamigen Kuppe bedeckt. Oben thronen Felssporne, die teils schwierig zu erklettern sind und sehr steil abfallen. Man kann sie über den Aufstieg auf der Geröllhalde (Vorsicht Steinschlag!) erreichen oder einfach über eine Wiese auf der Nordseite der Bergkuppe. Von oben gibt es wieder einen Ausblick über das gesamte Naheland.

Nach der Burr führt der Weg in einer Serpentine Richtung Mörschied, wo er auch den Wald verlässt. Dort endet auch das Nationalparkgelände. Wer zurück zur Wildenburg will, muss den Saar-Hunsrück- Steig nochmals zurücklaufen bis zur vorherigen Weggabelung, dort kann dann der Rundwanderweg W3 als Alternative genommen werden. Der nördliche Teil ist wenig spektakulär, der südliche führt dagegen durch tiefen Wald und entlang des Wald- und Geschichtslehrpfades zurück zum Wildfreigehege und dem Burgparkplatz.

Damwild im Wildfreigehege (Foto: Jochen Marmitt)
Damwild im Wildfreigehege (Jochen Marmitt)

Anziehungspunkt Wildfreigehege

Es gibt einen kleinen (2,5 Kilometer) und einen großen Rundweg (3,8 Kilometer), die das Wildfreigehege erschließen. Damwild, Muffelwild, Luchse, Rotwild, Schwarzkittel und Marder sind da zu bestaunen, im Streichelgehege kann man Kaninchen, Meerschweinchen, Schafe und Ziegen anfassen. Zwei Spielplätze samt Tischen und Bänken sind gerade für Familien wirklich geeignet und mit einem Rundweg über die Wildenburg tagesfüllend. Hier kann gerne mitgebrachtes Picknick verspeist werden – auf der einen Seite des Zaunes käut dann das Damwild, auf der anderen der Mensch.

Besonders wertvoll und interessant: die Wildkatzenaufzuchtstation. Auf rund 1.000 Tiere im Hochwaldbereich wird die scheue Wildkatze geschätzt. Sie benötigt möglichst unzerschnittene, abwechslungsreiche naturnahe Wälder mit hohem Laubwaldanteil, Lichtungen und Bachläufen. Nicht selten finden sich diese Tiere auch an sonnenverwöhnten Hangwäldern und angrenzenden Wiesen am Waldrand. Besonders gefährdet ist die Wildkatze durch den Straßenverkehr. Sie ist nicht in der Lage die Gefahren richtig abzuschätzen. An viel befahrenen Straßen werden daher Wildzäune angebracht und Grünbrücken gebaut. Dafür kann die Wildkatze umso besser schwimmen: Nahe und Mosel durchquert sie problemlos. Im Hunsrück-Hochwald verletzt aufgefundene Wildkatzen werden hier untergebracht, gesundgepflegt und dann wieder ausgewildert. So können hier Wildkatzen auch aus der Nähe betrachtet werden – was im Wald wirklich sehr selten der Fall ist. Hier gibt es auch viele Infos und Erlebnisstationen.

Zur Eröffnung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald zu Pfingsten 2015 ist auch ein neues Wolffreigehege mit 12.000 Quadratmetern angelegt worden. Bis 1879 war der Wolf im Hunsrück heimisch, dann wurde der letzte vom Förster erschossen. Nun sollen zumindest im Wildfreigehege vier neue Jungwölfe leben. Diese wurden bereits in Gefangenschaft geboren und werden auch im Gehege bleiben. Falls der Wolf wieder in den Nationalpark Hunsrück Hochwald kommen sollte – dann freiwillig aus anderen Wäldern.

Die Burggaststätte Wildenburg (Foto: Jochen Marmitt )
Die Burggaststätte Wildenburg (Foto: Jochen Marmitt )

Burggaststätte Wildenburg

Der gastronomische Betrieb in der Unterburg am Fuße der Wildenburg stand über einen längeren Zeitraum leer. Dann hat Familie Schuf (Hunsrücker Fass) aus Kempfeld umgebaut und investiert. Ende 2014 war es dann so weit: Vinothek, Rittersaal, Burggaststätte und Sonnenterrasse sind eröffnet. Dazu im oberen Teil das Standesamt und im Innenhof eine Grillstätte. Die Gebäude wurden im typischen Steinkleid restauriert – Natursteinmauern mit Schieferdächern. Alles sehr urig und angemessen rustikal. Dabei sind Küche und Haustechnik auf dem neuesten Stand. Für große Gesellschaften (bis 130 Gäste) wird meist der Rittersaal im ersten Stock genutzt – das große Giebelfenster eröffnet einen Blick zum Wildfreigehege. Die kleine Jausenkarte mit Spießbraten, Salaten, Fisch, Kaffee und Kuchen gibt es in der Burggaststätte Mittwoch bis Sonntag ab 11.00 Uhr.

Jochen Marmit


Kontakt:

Wildfreigehege Wildenburger Str. 22
55758 Kempfeld
Tel.: (06786) 72 12
www.wildfreigehege-wildenburg.de

Burggaststätte Wildenburg – Eventburg
Wildenburger Str. 19
55758 Kempfeld
Tel.: (06786) 29 29 550

Informationen zu Buchungen, Hochzeiten und Übernachtungen auch bei:
Sebastian Schuf
Gartenhotel Hunsrücker Fass Hauptstr. 70
55758 Kempfeld
Tel.: (06786) 97 00

Öffnungszeiten:

Turm:
Ganzjährig geöffnet, außer bei Schnee und Eis.

Wildfreigehege: Ganzjährig geöffnet:
April bis Oktober: 10.00 – 19.00 Uhr
November bis März: 10.00 – 16.00 Uhr

Burggaststätte Wildenburg – Eventburg
Mittwoch bis Sonntag: 11.00 – 18.00 Uhr

Eintritt:

Turm: Der Eintritt ist frei.

Wildfreigehege: Erwachsene 5,50 €, Kinder 4-16 Jahre: 4 €
Mittwoch: Familientag (günstiger)

Anfahrt:

Von Saarbrücken aus A 1 bis AB Nonnweiler, dann A 62 Richtung Pirmasens, Abfahrt Birkenfeld, B 41 bis Idar-Oberstein, dann B 422 bis Katzenloch, rechts nach Kempfeld, im Ort rechts Berg hoch (circa zwei Kilometer bis Parkplatz Wildfreigehege und Wildenburg). Rund 100 Kilometer.

Alternative über A 1 bis Reinsfeld, dann Hunsrückhöhenstraße bis Erbeskopf, dort über L 164 auf die B 422 Richtung Idar-Oberstein und in Katzenloch links nach Kempfeld (circa 120 Kilometer).



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