Im Tudor-Museum (Foto: Commune de Rosport)

Elektrisierend

Das Tudor-Museum im luxemburgischen Rosport

  27.07.2015 | 12:10 Uhr

Mit eigener Muskelkraft Strom erzeugen ist gar nicht so einfach. Wieviel Kraft man tatsächlich dafür aufbringen muss, kann man in dem interaktiven Tudo-Museum in Luxemburg ausprobieren.

„Es war toll hier!!!“, „Mega-cool, LOL“, „Die Experimente mit Strom haben mir super gefallen.“ Das sind Komplimente, von denen so mancher Physiklehrer träumt.

Hörfunkbeitrag: Das Tudor-Museum im luxemburgischen Rosport

Sie sollten sich aufmachen ins „interaktive Museum für Strom und Akkumulator“, sich durch die Stockwerke treiben lassen, staunen und lernen. Lernen, wie man Elektrizität sichtbar machen kann, was Froschschenkel und Zitteraale mit Strom zu tun haben und dass Elektro-Autos keine grüne Erfindung des 21. Jahrhunderts, sondern schon vor 125 Jahren durch die Gegend geschnurrt sind.

Tudor erleuchtete Echertnach

Henri Owen Tudor sollte eigentlich etwas Anständiges werden, Notar, Anwalt oder Agrarökonom. Als Junge aber war er schon fasziniert von der Elektrizität. Er zapfte sozusagen die Wasserkraft einer nahe liegenden Mühle an und erleuchtete sein Elternhaus, den Irminenhof in Rosport. 1882 schaffte er es, die ganze Stadt Echternach zu erhellen und zwar dauerhaft. Das war ein Jahr nach der ersten Elektrizitätsausstellung in Paris, auf der Thomas Alva Edison die Stadt mit 1.200 Glühbirnen in ein Lichtermeer verwandelt hatte. Nun ja, was man zu Petroleumlampenzeiten eben unter Lichtermeer verstand.

Der Vater des Akku

Der Unterschied: Edison hatte einen gewaltigen Generator über den Ozean schippern lassen. Die Energiespeicher von Tudor dagegen konnten über Nacht wieder aufgeladen werden. Tudor hatte nämlich den ersten funktionsfähigen und haltbaren Akkumulator erfunden. Die Vorläufer, die Batterien der Herren Volta, Ritter, Planté und Faure waren groß und schnell leer. Konnte man sie wieder aufladen, war der Akku bald hinüber, weil alsbald etwa die Paste in dem Gerät abbröckelte.

Ein Akkumulator aus dem Hause Tudor konnte gut und gerne 16 Jahre lang genutzt werden. Tudor erfand dann den transportablen Akku, den er auf einem Wagen raus auf die Felder zu den Mähmaschinen brachte, die damals noch mit Muskelkraft betrieben worden: den Energy Car. Dieser „externe” Motor konnte sich aber nicht durchsetzen.

Auch der erste Porsche fuhr mit Akku

Um seine Ideen wahr zu machen, brauchte Tudor, wie alle schlauen Erfinder, Geld. Das hatte ein gewisser Adolph Müller aus Deutschland. Gemeinsam gründeten sie die Accumulatoren-Fabrik Tudorschen Systems Büsche & Müller oHG in Hagen, kurz AFA genannt. Unter anderem lief auch die Hagener Straßenbahn mit den Tudorschen Akkus. Und, wie sich jüngst heraus gestellt hat: offenbar der erste Porsche P1, der auf der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 vorgestellt worden war. Er hat nämlich vorne auf dem Akku das Tudorsche Wappen und den entsprechenden Schriftzug. Dieser erste Porsche war übrigens ein – Elektroauto.

Die Magie des Stroms - für Klein und Groß

Zurück nach Rosport: Hier bekommt jedes Kind – und auch jeder Erwachsene, denn auch für Erwachsene sind die Geheimnisse der Stromerzeugung oft ein Buch mit sieben Siegeln – einen kleinen Akku. Dieser wird als Schlüssel benutzt, um die Experimente starten zu können.

Im obersten Stock geht es los: Dort erleben die Besucher die düsteren Zimmer der Vor-Elektrizitätszeit, sind plötzlich in der Weltausstellung in Paris, wo eine riesige Glühlampe in einem Leuchtturm in die Stadt hinaus strahlt, oder sie bauen die Erfindungen der Pioniere des elektrischen Zeitalters nach. Und sie dürfen auf Fahrrädern an den eigenen Beinmuskeln erleben, wieviel Kraft und Energie es braucht, um drei, fünf oder sieben Glühlampen zum Leuchten zu bringen. Danach versteht jeder, warum damals schon die Rede vom Energiesparen war …

Die Erläuterungen sind kindgerecht und auch auf die ausgerichtet, die sich ein bisschen besser auskennen. Als Sprachen haben die Luxemburger neben Französisch auch Deutsch ausgewählt. So erklärt sich, dass auch viele deutsche Schulklassen den Weg ins Tudor-Museum nach Rosport finden.

Im Tudor-Museum (Foto: Lisa Huth)
Im Tudor-Museum (Foto: Lisa Huth)

Der Weg auf die Märkte

Tudor ist in Deutschland so gut wie gar nicht bekannt. Der Markt wurde damals nämlich aufgeteilt, unter anderem auch wegen der hohen Zölle von Luxemburg nach Deutschland: Aus AFA wurde VARTA, diese belieferte den deutschen und osteuropäischen Markt, die Tudorschen Akkumulatoren fanden ihren Weg über BeNeLux nach Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien.

Wer mehr wissen möchte, was auf den Begleittafeln oder in den Begleitbroschüren steht: João Martins vom Museum erklärt die Zusammenhänge mit leuchtender Begeisterung und hat selber noch viele, viele Ideen, wie das Museum noch elektrisierender ausgebaut werden kann.

Huth Lisa


Kontakt:

Musée Tudor
9, rue Henri Tudor
L-6582 Rosport
Tel.: (00352) 73 00 66-206
Fax: (00352) 73 04 26
www.musee-tudor.lu

Öffnungszeiten:

April bis Juni und September bis Oktober
mittwochs bis sonntags: 14.00 – 18.00 Uhr

Januar bis März und November bis Dezember
mittwochs bis sonntags: 14.00 – 17.00 Uhr
Juli und August.:
montags bis sonntags: 10.00 – 18.00 Uhr

Eintritt:

Erwachsene: 4 €,
Kinder, Jugendliche unter 21 Jahren und Studenten (mit Studentenausweis) frei.

Anfahrt:

Aus dem Saarland über die A 1 Richtung Trier, die Ausfahrt Luxemburg/Trier nehmen, kurz vor Trier die Ausfahrt Richtung Ehrang/Luxemburg/Bitburg. Der Richtung Luxemburg folgen. An der Grenze kurz vor der Autobahntankstelle Wasserbillig rechts raus fahren. Unten an der Sauer ankommen, links abbiegen und dem Flusslauf bis Rosport folgen.



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