Auf dem Blies Glan Radweg (Foto: Karin Mayer)

Das Schicksal der Nebenflüsse und das Glück der Radfahrer

Der Blies-Glan Radweg

  27.07.2015 | 12:10 Uhr

Auf dem Blies-Glan-Radweg gibt es viel Landschaft und vor allem die schönsten Nebenflüsse zu entdecken. Aber auch zahlreiche kleine Orte und Sehenswürdigkeiten liegen auf dem Weg.

Sie sind wie Schauspieler in Nebenrollen. Sie erscheinen als Beiwerk neben großen Hauptdarstellern. Sie werden verkannt und unterschätzt – Nebenflüsse wie Blies und Glan.

Sie werden als klein und unbedeutend angesehen und von der Schifffahrt links oder rechts liegengelassen. Zu Unrecht. So führt doch die Blies an ihrer Mündung mehr Wasser als die Saar, und sie hat mehr Kilometer durch die Region zurückgelegt. Trotzdem heißt der Fluss ab Saargemünd eben Saar und nicht mehr Blies.

Zwei verkannte Diven

Genau das ist die Chance der Radfahrer am Blies-Glan-Radweg. Zwei verkannte Diven liegen da in der Landschaft, die man nicht besser als mit dem Rad entdecken kann. Mich hat es deshalb schon drei Mal auf die Strecke gezogen. Ich bin zwei kürzere Teilstrecken gefahren und einmal über 100 Kilometer von Homburg nach Bad Sobernheim.

Hörfunkbeitrag: Der Blies-Glan Radweg

Die Strecke auf der alten Bahntrasse führt auch durch ehemalige Bahntunnel (Karin Mayer)

Die Strecke führt auf zwei ehemaligen Bahnlinien, und weil es den Nebenflüssen eben an Aufmerksamkeit mangelt, ist die Ruhe abseits vom Straßenverkehr Entspannung pur. Der ganze Radweg ist 130 Kilometer lang. Die kann man in kleinen Etappen genießen oder eine große Radtour von 130 Kilometern an einem Tag machen.

Die gemütliche Variante

Wer es gründlich machen will, startet in Saargemünd an der Mündung der Blies. Der Blies-Glan-Weg führt zunächst an der Saar entlang nach Westen, es lohnt sich, auf dem ersten Kilometer die Augen offen zu halten und die Beschilderung zu suchen. Sobald die alte Bahntrasse entlang der Blies erreicht ist, wird das Radfahren erholsam. Von jetzt an geht’s geradeaus auf dem Radweg, fernab vom Straßenverkehr und ohne große Steigungen.

Auf der Bahntrasse von der Römerzeit ins Barock

Erstes Highlight auf der Strecke sind die römischen Ausgrabungen in Bliesbrück- Rheinheim. Je nach Streckenplanung lohnt sich ein Besuch des Ausgrabungsgeländes und des Museums. Wer den Tag auf dem Fahrrad verbringen will, radelt einfach weiter bis nach Blieskastel auf der Bahntrasse entlang der Blies. Jetzt sind 34 Kilometer gefahren. Wer sich Zeit lässt, kann durch die barocke Altstadt von Blieskastel bummeln.

Von Blieskastel führt der Radweg weiter in Richtung Homburg. Dort können Radtouristen im Römermuseum Schwarzenacker noch einmal die Frühgeschichte der Region besichtigen oder einen Ausflug in die Schlossberghöhlen machen.

Adieu Blies. Auf zum Glan

Ab Homburg verlassen wir die ehemalige Bahntrasse und radeln quer durch die Stadt in Richtung Sanddorf. Die Blies und den Bliesgau lassen wir jetzt hinter uns, und die Landschaft verändert ihren Charakter. Es geht durch ein Waldgebiet und über Schotter- und Waldwege. Von Autoverkehr weit und breit keine Spur. Bei Waldmohr lädt der Mohrmühlweiher mit der Fischerhütte zur Rast ein, und schon wieder sind 34 Kilometer geschafft.

Es bleibt abwechslungsreich: Ab Waldmohr treffen wir die zweite Diva oder besser gesagt den zweiten Star auf unserer Strecke. Der Glan ist ein charmantes Flüsschen, an dem früher die Glantalbahn entlanggetuckert ist. Sie wurde 1890 aus strategischen Gründen gebaut und sollte im Kriegsfall Truppen an die Front in Richtung Frankreich transportieren. Dafür wird sie zum Glück nicht mehr gebraucht. Bereits in den 1960er Jahren wurde die Strecke teilweise stillgelegt.

Der Galgenberg (Foto: Karin Mayer)
Der Galgenberg (Foto: Karin Mayer)

Ein schauriger Ort der Geschichte

Jetzt ist sie für Radfahrer ausgebaut und ein Augenschmaus. Das Wiesental ist zunächst schmal, es bietet aber Platz für viele Ortschaften und kleine Schätze am Wegesrand. In Schönenberg-Kübelberg können wir einen Abstecher zum Ohmbachsee machen oder das Diamantenschleifermuseum besuchen. Kurz nach dem Ort bekommen wir Einblick in düstere Zeiten: Auf dem Galgenberg kurz hinter Schönenberg-Kübelberg wurden im Mittelalter Menschen nicht nur hingerichtet, man ließ sie auch monatelang am Galgen baumeln – das sollte andere abschrecken. Wir gruseln uns einen Moment lang im Sonnenschein und steigen dann wieder aufs Fahrrad.

Als Gegenverkehr gibt es Draisinen

Uns locken das sanfte Wiesental und die schönen Ausblicke in die Landschaft. Abseits kleiner Ortschaften immer auf der stillgelegten Bahnstrecke der ehemaligen Glantalbahn geht es über Glan-Münchweiler nach Altenglan. Als Radfahrer haben wir ab jetzt Gegenverkehr – auf der Draisinenstrecke ist am Wochenende und bei schönem Wetter ganz schön was los. Wer Lust und Zeit hat, kann sich die Draisinenfahrt für einen anderen Ausflug vormerken oder einfach in Altenglan verweilen und gleich auf die Schiene umsteigen.

Meisenheim - ein Highlight auf der Strecke

Von Altenglan bis nach Staudernheim liegen jetzt noch 40 Kilometer vor uns. Die rollt das Rad fast von allein. Die Landschaft wird offener und bietet schöne Ausblicke. Am Lauterecker Bahnhof brauchte ich dringend eine Rast. Die Beine waren müde, aber das Ziel war eben noch nicht erreicht. Und um ein Haar hätte ich dann ja auch Meisenheim verpasst. Die kleine Stadt ist ein echtes Highlight auf der Strecke. Ein Abstecher in die historische Altstadt lohnt sich. Sie ist die einzige Stadt, die seit dem 14. Jahrhundert von Krieg, Brand und Zerstörung verschont wurde. Es gibt eine teilweise gut erhaltene Stadtmauer, ein Stadttor und das Rathaus aus dem Jahr 1517. Zu den Attraktionen gehört auch eine mittelalterliche Fuhrwerkswaage. Es gibt viel zu sehen, also tobt an den Wochenenden das Leben zwischen den Fachwerkhäusern. Parkplätze sind Mangelware. Kein Problem für Radfahrer, die rollen zwischen Fachwerkhäusern durch schmale Gassen und können im Café direkt an der Glan sitzen.

In Staudernheim heißt es Abschied nehmen vom Glan

Aber das Wasser fließt weiter in Richtung Nahe nach Staudernheim. Dort endet der Blies-Glan-Weg. „Hell, klar und glänzend, fließend“ – so sahen ihn die Kelten auf seinem Weg durch das nördliche Saarland. Genau das bedeutet „Glan“ offenbar in ihrer Sprache. Hell, klar und fließend – so kann man den Fluss auch heute noch sehen. Er wird auf den letzten Kilometern Teil einer offenen Weinlandschaft. In Staudernheim nimmt das Schicksal des Glan dann seinen Lauf. Nach 90 Kilometern mündet er in die Nahe und erlischt.

So geht es den Nebenflüssen. Seit Jahr und Tag. Wer sie auf ihrer Strecke mit dem Rad begleitet hat, wird sie aber in bester Erinnerung behalten. Das Glück der Radfahrer ist eben, dass die Nebenflüsse so wenig Beachtung finden. Abseits vom Straßenverkehr können wir einen abwechslungsreichen Tag verbringen und direkt vor unserer Haustür viel Neues entdecken.

Erholt, aber mit müden Beinen erreichen wir Staudernheim und rollen – das ist mein Tipp – weiter an der Nahe entlang nach Bad Sobernheim. Von dort geht es mit dem Zug zurück an der Nahestrecke über Türkismühle nach Saarbrücken.

Karin Mayer


Kontakt:

Saarpfalz Touristik
Paradeplatz 4
66440 Blieskastel
Tel.: (06841) 10 47 174
E-Mail: touristik@saarpfalz-kreis.de
www.saarpfalz-touristik.de

Öffnungszeiten:

Die Strecke ist je nach Wetterlage ganzjährig mit dem Fahrrad befahrbar.

Eintritt:

Der Eintritt ist frei.

Tipp:

Übersichtskarte und Beschreibung im Internet unter:
www.saarpfalz-touristik.de/Media/ Touren/Glan-Blies-Radweg

Anfahrt:

Ist je nach Startpunkt natürlich unterschiedlich.

Mein Tipp: mit dem Zug und dem Rad zum Bahnhof Homburg. Von  dort mit dem Fahrrad durch Homburg in Richtung Sanddorf. Der Blies-Glan-Radweg ist ausgeschildert.

Alternative: Start in Saargemünd an der Saar.



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