3 Ein Besuch im Museum für saarländische Brauereikultur (Foto: Alexander M. Groß)

Etwas aus dem Ruder gelaufen ...

Ein Besuch im Museum für saarländische Brauereikultur

 

Frank Casciani nennt sich selbst "Botschafter für die saarländische Brauereikultur" und er macht diesem Namen alle Ehre. In Mangelhausen eröffnete er im Mai 2014 das erste Museum für seine private Sammlung für saarländische Brauereikultur. Alexander M. Groß hat sich die Ausstellung für Tour de Kultur angeschaut.

Dort, wo die Mangelhauser früher Lebensmittel, Fleisch und Wurstwaren einkauften, eröffnete Ende Mai 2014 ein Museum. Der Göttelborner Frank Casciani zeigt darin seine private Sammlung rund um das Thema Bier aus saarländischen Brauereien. Mit seinem Vorhaben hat er in Mangelhausen zunächst ordentlich für Verwirrung gesorgt.

5 Ein Besuch im Museum für saarländische Brauereikultur (Foto: Alexander M. Groß)

„Als die Umbauarbeiten anfingen und ich die ersten Stücke im Schaufenster zeigte, dachten viele: ‚Aha, ein Getränkemarkt!‘. Irgendwann habe ich dann eine Lampe mit meinem Spitznamen Cassinova und der Aufschrift ‚Bier und Whiskey‘ noch reingestellt und da dachten dann alle plötzlich: ‚Oh, da kommt ein Swingerclub rein!‘. Als ich dann Wochen später ein Transparent mit dem Hinweis auf mein Bier-Museum aufhing, haben die meisten dann doch aufgeatmet.“

4 Ein Besuch im Museum für saarländische Brauereikultur (Foto: Alexander M. Groß)

Museum für saarländische Brauereikultur – so lautet die offizielle Bezeichnung. Ein Name, den sich Casciani auf ganz demokratische Art und Weise zugelegt hat. „Ich hatte bei Facebook eine Abstimmung gemacht und dieser Vorschlag hatte mit Abstand die meisten Stimmen.“ Casciani sammelt alles, was mit Bier zu tun hat: Gläser, Krüge, Werbeartikel, Aschenbecher, Schilder. Schwerpunkt dabei: die Bier-Marken aus dem Saarland. Von den dreizehn Brauereien, die es nach dem Zweiten Weltkrieg noch gab, sind viele längst Geschichte. Aber etliche Sammlerstücke haben überlebt und aus halb Europa den Weg zurück ins Saarland gefunden. Zum Beispiel ein Aschenbecher der Becker-Brauerei in Form des Becker-Turms. Hinter dem sind viele Sammler her, entsprechend hoch sind die Preise. An der Wand hängt ein altes Email-Schild der Karlsberg-Brauerei aus Homburg. Auch für dessen Gegenwert könnte Casciani mit Familie eine Woche Urlaub machen. Gleich daneben in einer Vitrine: eine Bierdose, die nur für den 60. Geburtstag des Brauereichefs produziert wurde oder Werbung für Neger-Bier der Donner-Brauerei aus Saarlouis, dessen Name heute sicher nicht mehr gesellschaftsfähig wäre. Auch andere klangvolle Namen aus der saarländischen Brauerei-Geschichte finden sich: Neufang aus Saarbrücken, Walsheim aus dem Bliesgau, die Schäfer-Brauerei aus Dirmingen, Schloss-Bräu aus Neunkirchen oder Paqué aus St. Wendel.

Die Bier-Sammelwut des LKW-Fahrers, der früher auch schon 3.500 Modellautos und danach rund 350 Teddy-Bären sammelte, füllte bis vor kurzem vier Zimmer beziehungsweise sein halbes Haus aus. Jetzt ist fast alles in seinem Museum auf 138 Quadratmetern zu finden. Mehr Raum wollte ihm seine Frau nicht zur Verfügung stellen, also kaufte er kurzerhand ein Haus mit leer stehendendem Ladenlokal in Mangelhausen. Dabei trägt er das Bier-Sammel-Virus noch gar nicht so lange in sich.

1 Ein Besuch im Museum für saarländische Brauereikultur (Foto: Alexander M. Groß)

„Ich habe im November 2010 aus einer kleinen Laune heraus eine Theke gekauft mit Tischen und Eckbänken. Ja, und dann, als wir es aufgebaut hatten, war das ziemlich leer. Und da habe ich mir gedacht, ein Dekostück hier, dort ein Spiegel, ein Schild, ein Fassdeckel, und so hat das Ganze angefangen.“

Aber beim „normalen“ Sammeln, so wie es viele als Hobby betreiben, blieb es nicht. Die Sammelleidenschaft sei – so sagt Casciani selbst – genetisch bedingt.

„Manche Männer sind Jäger, ich bin reiner Sammler und wenn mich das Sammelvirus gepackt hat, dann kann ich nicht sagen ‚bis hierhin und dann Schluss.‘ Ich bin dann wie ein kleines Kind, wenn ich sammele.“

Botschafter für die saarländische Brauereikultur

Rund 2.500 Stücke sind bis Mai 2014 zusammengekommen. Aber nahezu täglich werden es mehr. Casciani sucht auf Flohmärkten, vor allem aber im Internet. Aus allen Richtungen trudeln die Pakete in Mangelhausen ein. Und dann kommt auch mal ein wertvolles Sammlerstück, wie die Beckerflöte aus den 1920ern, sogar von der französischen Atlantikküste wieder zurück ins Saarland und direkt in die Museumsvitrine. „Das Ganze sei etwas aus dem Ruder gelaufen“, gibt Casciani freimütig zu. Dafür habe er aber nun ein eigenes Museum in Mangelhausen, und zu dessen Eröffnung hat er sich selbst als Botschafter für die saarländische Brauereikultur ausgerufen. Das passende Kostüm dazu hat er auch schon. „Das ist ein Original-Saarfürst-Wams. Die Saarfürst-Brauerei hatte jemanden, der dieses Kleidungsstück trug und damit auf Festivitäten Fässer anschlug und auch Reden hielt. Und weil ich jetzt dieses Wams habe, bin ich halt der neue Saarfürst.“

Und der hält nun im eigenen Museum Hof. Mit 55 Vitrinen, Dutzenden Schildern und etwa 1.300 von Hand polierten Gläsern. Vorläufiger Höhepunkt einer Sammelleidenschaft, die ganz unscheinbar mit einer Theke, einer Eckbank und aus einer Bierlaune heraus begann ...

Alexander M. Groß


Kontakt:

Museum für saarländische Brauereikultur
Heusweiler Straße 49
66571 Wiesbach-Mangelhausen
Tel.: (0152) 33 50 09 61
E-Mail: brauereiwerbemuseum@aol.com

Öffnungszeiten:

Sa. 12.00 – 16.00 Uhr und So. 11.00 – 16.00 Uhr.

Führungen nach Vereinbarung, auch zu anderen Zeiten möglich.

Eintritt:

Der Eintritt ist frei.

Anfahrt:

Über die A 1 bis zur Ausfahrt Quierschied/Göttelborn, dann der L 266 in Richtung Wiesbach folgen. Nach dem Unterqueren der Autobahn im Wald rechts auf die L 299 abbiegen. Im Ort nach rechts in die Heusweiler Straße einbiegen. Das Museum befindet nach 200 Metern auf der rechten Seite.



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