3 Das Fritz-Walter-Museum in Enkenbach-Alsenborn (Foto: Uwe Jäger)

Zu Gast beim Helden von Bern

Das Fritz-Walter-Museum in Enkenbach-Alsenborn

 

Er war der Held von Bern - Fritz Walter, der die deutsche National-Mannschaft 1954 zum ersten Weltmeistertitel führte. In seinem Heimatort haben Freunde sein ehemaliges Wohnhaus zum Museum umgebaut. SR 3-Reporter Uwe Jäger hat sich dort umgesehen.

(24.07.2014) Plopp macht es, als Bernd Lutzi unangestrengt den Korken aus der Flasche schraubt. „Ich schenke Euch ein Gläschen Sekt ein und hoffe, dass Ihr nicht Nein sagt“, ruft er der AH-Mannschaft zu, die heute zu Gast im Fritz-Walter-Museum ist. Gemeinsam sitzen die Männer mit ihren Frauen auf weißen Gartenstühlen unter einem Pavillonzelt vor dem ehemaligen Wohnhaus des Kapitäns der 54er Weltmeistermannschaft in Enkenbach-Alsenborn. Knapp 15 Kilometer vom Betzenberg in Kaiserslautern entfernt steht dieser Bungalow wie aus einer alten Derrick-Folge.

1 Das Fritz-Walter-Museum in Enkenbach-Alsenborn (Foto: Uwe Jäger)

Zur Bergrüßung gibt es Sekt

Ruhig gelegen am Waldrand mit automatischem Gusseisentor und langer Auffahrt. „Zur Begrüßung gibt es immer ein Gläschen Sekt“, sagt Bernd Lutzi im Pfälzer Dialekt. „Des hat der Fritz  noch vorgegeben. Lass mir nur net die Leut verdursten, Bernd! Er hat immer gesagt, bei mir soll keiner Durst haben.“ Bernd Lutzi ist Museumsdirektor, Erbe, Nachlassverwalter und vor allen Dingen langjähriger Freund von Fritz Walter. Über 30 Jahre ist er mit der Fußballlegende aus der Pfalz und dessen Frau Italia befreundet gewesen. In den letzten zwei Jahren seines Lebens habe er ihn sogar gemeinsam mit seiner Frau Barbara gepflegt.

Nach dem Tod von Fritz Walter 2002 hat das Ehepaar das Haus des Freundes renoviert. „Wir wollten ihm nicht den Wunsch abschlagen, all das hier zu erhalten.“ Dabei sind sie im Keller kistenweise auf Erinnerungen gestoßen, die das Herz jedes Fußballfans höher schlagen lassen. Bernd Lutzi hat sich durch die Kisten mit dem Sportlerleben seines Freundes gearbeitet und daraus eine Ausstellung in dessen ehemaligem Wohnhaus gemacht. Fast zwei Jahre habe er dafür gebraucht. Ihm sei es wichtig gewesen, die Erinnerung an Fritz Walter wach zu halten, der nicht nur für ihn ein besonderer Mensch war, erzählt er den Besuchern. Inzwischen haben die ihre Sektgläser geleert und stehen im Wintergarten des Bungalows. Auf unzähligen Stellwänden hängen hinter Glas Fotos aus der Sportlerkarriere und dem Privatleben der Fußballlegende. „Da hängt eigentlich sein ganzes Leben“, sagt Barbara Lutzi.

4 Das Fritz-Walter-Museum in Enkenbach-Alsenborn (Foto: Uwe Jäger)

Die Erinnerung an einen besonderen Menschen

Die Fotos zeigen Fritz Walter mit seinen Eltern, bei seiner Hochzeit mit seiner Frau Italia, mit Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Pele, dem Weltmeistertrainer Sepp Herberger oder seinem Bruder Ottmar. Er ist zu sehen mit dem jungen Helmut Kohl, als der noch Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz war und später dann auch als Bundeskanzler. Fotos von Walter mit Showgrößen aus aller Welt. „Das ist die Knef und der? Warte ich hole meine Brille!“ Mit der Brille auf der Nase kommt Barbara Lutzi zurück. „Siehste, das ist die Knef, die habe ich erkannt. Und das ist der französische Schauspieler, der ist ganz bekannt, aber der Name fällt mir nicht mehr ein. Der Fritz hat Gott und die Welt gekannt und keiner hat gesagt: den Fritz kannste vergessen.“ „Er lacht auf allen Fotos auch immer“, sagt eine Besucherin. „Ach, er war menschlich einfach toll. Herzensgut, freundlich und hilfsbereit, der war eigentlich alles“, sagt Barbara Lutzi und hat dabei feuchte Augen. Sie denke gerne an den Fritz. Vor allem vermisse sie ihn und seine Italia. Es sei einfach eine tolle Freundschaft gewesen mit den Beiden.

Und dazwischen immer wieder Fotos vom 4. Juli 1954 – „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt ... Tor! Tor! Tor! Tor! – Aus, aus, aus, – aus!! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister ...“. Die Fotos aus dem Berner Wankdorf Stadion bei dem 3:2-Sieg über Ungarn sind so bekannt, wie die legendäre Radioübertragung von Sportreporter Herbert Zimmermann. Sie zeigen Fritz Walter im Moment seines größten sportlichen Erfolges. Wie der Kapitän pitschnass den Weltpokal entgegen nimmt. Wie er, der junge Horst Eckel und Bundestrainer Sepp Herberger von den deutschen Schlachtenbummlern auf den Schultern durch das Stadion getragen werden. Bilder vom Empfang der fünf Kaiserslauterer Weltmeister in ihrer Heimatstadt. Im offenen VW, die Straßen sind von jubelnden Menschen gesäumt. „Der Fritz sagte immer, ,Ich war nur dankbar, dass ich das miterleben durfte nach dem sinnlosen Krieg‘“, erzählt Bernd Lutzi. „Das lag alles im Keller, in Regalen, Koffern und Kisten. Und da liegt noch viel mehr.“

2 Das Fritz-Walter-Museum in Enkenbach-Alsenborn (Foto: Uwe Jäger)

Durch den Flur geht es in den Garten

An den Wänden Fritz Walters Fußballerkarriere in Urkunden, Ehrungen und Auszeich­nungen. In Vitrinen liegen Medaillen und Münzen von Länderspielen sowie seine vier Bundesverdienstkreuze. „Den Fritz haben alle Bundespräsidenten ausgezeichnet. Vom Heuss bis zum Herzog“, sagt Bernd Lutzi. Neben der gemalten Aufstellung der Lauterer-Meistermannschaften von 1951 und 1953 hängt Fritz Walters Vertrag mit dem FCK von 1955. Darin verspricht er, „sich mit seinem ganzen spielerischen Können und seiner ganzen Kraft für den Verein einzusetzen.“ Vom FCK bekam er damals dafür 120 Mark Brutto im Monat. Pro Spiel gab es eine Prämie von fünf Mark. „Man darf net vergessen, da war der Fritz schon zweifacher Deutscher Meister und Weltmeister“, sagt Bernd Lutzi und schimpft über den Kommerz im heutigen Fußball. Sein Frau Barbara schiebt hinterher: „Fritz hatte auch Angebote aus dem Ausland, aber der wäre nie im Leben weg von seinem FCK.“

Durch das Wohnzimmer geht es in den Garten, unverbauter Blick über Wiesen und Rapsfelder. Barbara Lutzi zeigt auf eine Holzbank unter ein paar Bäumen. „Da saß er immer, wenn der FCK oder die Nationalmannschaft gespielt hat“, erzählt sie. „Er konnte nicht gucken, wenn es brenzlig wurde, hat er sich zu sehr aufgeregt. Er hat zu Italia dann immer bloß gesagt: Schätzche, ich gehe, Du weißt ja Bescheid! Wenn dann ein Tor für den Betze oder die Nationalelf gefallen ist, hat sie ihm ein Gläschen Sekt gebracht. Ist sie nicht gekommen, wusste er dass wir verloren haben. “

Zum Abschluss des Museumsbesuchs macht Bernd Lutzi von allen Besuchern immer ein Foto. So steht auch die AH-Mannschaft mit ihren Frauen vor einem Banner mit dem Konterfei von Fritz Walter. Die Fo­tos klebt er dann in ein Gästebuch. Unzählige davon stehen bereits im Regal neben der Haustür. 30.000 Menschen und Fernsehteams aus der ganzen Welt seien schon zu Besuch bei Fritz und Italia gewesen. Vor allem während der WM 2006, bei der auch der „Betze“ Austragungsort war. „Ich wundere mich selbst immer wieder, wo die Leute alle herkommen. Erst kürzlich waren vor dem Pokalspiel gegen Hertha Besucher aus Berlin da. Wir sagen immer, wenn er da oben ab und zu runter schaut, freut er sich, wenn er sieht, was bei ihm daheim alles los ist.“

Uwe Jäger


Kontakt:

Fritz-Walter-Museum „in memoriam“
Leiniger Straße 104
67677 Enkenbach-Alsenborn
Tel.: (06303) 66 96 oder (06303) 98 42 44
E-Mail: LutziKG@t-online.de

Öffnungszeiten:

Es gibt keine festen Öffnungszeiten. Man muss sich anmelden. Die Führungen gibt es für Gruppen ab 10 Personen. Bitte vorher telefonisch oder per E-Mail anmelden. Einzelpersonen können sich auch an bestehende Besichtigungsgruppen anschließen.

Eintritt:

Einschließlich einem Glas Fritz-Walter-Sekt 3,- € pro Person. Kinder und Schulklassen sind frei.

Anfahrt:

Über die Autobahn A 6 (Mannheim/Saarbrücken), A 63 (Mainz/Kaiserslautern), L 395 (Kaiserslautern) oder die B 48 (Winnweiler) bis zur mit Ampel geregelten Kreuzung in der Ortsmitte von Enkenbach. Weiter in Richtung Ortsteil Alsenborn über die Rosenhofstraße bis zur abknickenden Vorfahrt. Dort geradeaus und die nächste Straße rechts in die Leinigerstraße. In dieser immer links weiterfahren, dann gerade aus bis zum Waldrand. Rechter Hand liegt das Fritz-Walter-Haus.



Artikel mit anderen teilen

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja