Sechs Orgeln liegen am Weg (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Rhaunen)

Kleine Kirchen, kleine Orte, große Tradition!

Der Stumm-Orgel-Weg im Hunsrück

 

(05.08.2013) Mit passender Musik und allen Informationen rund um den Stumm-Orgel-Weg kann man den Wanderweg entlang laufen, wenn man sich vorher den Orgelweg-Audioguide heruntergeladen hat. Das Wetter ist dabei fast nebensächlich. Der Weg ist einfach zu gehen und die Kirchen am Wegesrand bieten Unterschlupf: Heute regnet es dicke Tropfen auf Sulzbach im Hunsrück hinab. Der kleine Ort wird auch Rhaunen-Sulzbach genannt, ist Teil der Verbandsgemeinde Rhaunen, Heimat der Orgelbauer-Familie Stumm, und natürlich gibt es auch hier in der kleinen Kirche in der Kirchstraße direkt neben der Stumm-Stube eine Stumm-Orgel. Eine von insgesamt 400 im Bundesgebiet und eine der sechs Orgeln, die entlang des Stumm-Orgel-Weges zu besichtigen sind. Elisabeth Jost ist ausgebildete Musikerin mit Spezialgebiet Orgel und die Vorsitzende des Stumm-Orgelvereins.

Sechs Orgeln liegen am Weg (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Rhaunen)
Sechs Orgeln liegen am Weg

Sie zieht im wahrsten Sinne des Worte „alle Register“, spielt zum Beispiel die Vox humanum, die eine orientalische Melodie erzeugt, klassische Orgelmusik von Bach mit dem Register „Hohlpfeife“, und noch viele weitere Töne und Klänge entlockt sie dem eindrucksvollen Instrument. Die Familie Stumm gehört mit ihrem Hauptvertreter Johann Michael Stumm zu den berühmtesten Orgelbauerdynastien Deutschlands. In sieben Generationen sind beinahe 400 Orgeln entstanden – sie wurden in Kirchen von Köln bis Saarbrücken gebaut.

Das Besondere an den Stumm-Orgeln sind die warmen, singenden, leicht streichenden Prinzipale, also die wichtigsten Register, die Pfeifen an der Front der Orgel, dem Prospekt. In den ersten Generationen der Stumm-Orgeln wurden sie zu vollständigen Prinzipalchören ausgebaut. Man kann also sagen: Die Stumm-Orgeln sind bekannt für ihre Größe, für die vielfältigen Register, und ein gutes Beispiel dafür ist das Instrument in Sulzbach: Es hat besonders viele Register, sie ist bunt und hat eine eindrucksvolle Optik, ihr Klang in der kleinen Kirche haut einen förmlich um.

Die Orgeln sind vor dem Regen geschützt, nicht so der Wanderweg. Doch er ist moderat, einfach zu laufen, 14 Kilometer lang und führt nicht direkt aber nah an sechs Kirchen vorbei – in jeder Kirche kann man eine Orgel der alten Orgelbauerfamilie Stumm besichtigen, und wenn man eine Führung mit musikalischer Vorführung bucht, zum Beispiel mit Elisabeth Jost, auch hören. Und mit ihr kann man auch trefflich über die musikalischen Besonderheiten fachsimpeln.

Orgel-Wanderungen organisiert der Stumm-Orgelverein schon seit 1985, der Stumm-Orgel-Weg wurde aber erst im September 2012 eröffnet. Er führt ab Rhaunen nach Sulzbach, Bollenbach, Stipshausen und Hottenbach. Nur die Orgel im Ort Schauren ist weiter entfernt von dieser Route. Engagierte Orgelfreunde und Wanderer müssen einen rund acht Kilometer langen Umweg in Kauf nehmen, um auch die sechste Orgel zu sehen. Offizieller Startpunkt ist am Freibad in Rhaunen, wo allein schon zwei Orgeln stehen, eine in der katholischen und eine in der evangelischen Kirche. Am Freibad gibt es einfach genug Parkplätze, erklärt Daniela Andres von der Verbandsgemeinde Rhaunen, man kann aber auch an jeder anderen Stelle einsteigen.

Anzeigenmotiv zu einer Orgelmatinée (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Rhaunen)
Anzeigenmotiv zu einer Orgelmatinée

In der Gemeinde gibt es auch genug Unterkünfte für Wanderer, die den Stumm-Orgel-Weg vielleicht in mehreren Abschnitten, erstreckt über mehrere Tage, gehen wollen. An jedem ersten Samstag im Monat gibt es zudem in einer der sechs Kirchen eine Orgel-Matinée, bei freiem Eintritt, mit befreundeten Organisten. Auch Elisabeth Jost spielt oft bei diesen Konzerten und kramt in ihrem umfangreichen Archiv immer wieder gerne nach außergewöhnlichen Orgel-Werken.

Die Stumm-Familie lebte in Sulzbach und deshalb kann man hier auch am meisten über die Orgelbauer-Dynastie erfahren. Direkt vor der Kirche und der angeschlossenen Stumm-Stube steht der Grabstein des letzten Orgelbauers Carl Stumm und seiner Frau. Er ist 1926 gestorben. Inge Klingels und ihr Mann haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Werk- und Wohnstätten der Stumms aufzubereiten. Die Stumm’schen Häuser in Sulzbach sind etwa mit Infotafeln ausgestattet worden, auf denen man lesen kann, wie lange welche Stumms wo wohnten usw. So können Besucher des Stumm-Orgel-Weges nicht nur die Kirchen, Orgeln und die Hunsrücker Natur entlang des Weges bestaunen, sondern in Sulzbach auch viel über die Familie Stumm erfahren. Inge Klingels’ Oma war eine Nachbarin der Stumms und hat viele Geschichten über die Orgelbauer erzählt.

Angeblich, so berichtet sie mit leuchtenden Augen, hatten die Stumms mal den Auftrag, eine Orgel für Zarin Katharina in St. Petersburg zu bauen. Doch sie lehnten ab, waren sie doch in der Heimat mit Orgeln Bauen und ihrer Landwirtschaft, die sie zusätzlich betrieben, ausgelastet. Der Kontakt nach Russland soll damals über den Architekten der Ludwigskirche in Saarbrücken entstanden sein, in der natürlich auch eine Stumm-Orgel steht.

Und das ist nicht die einzige im Saarland: Eine Karte, die alle Stumm-Orgeln zeigt, sowie Erinnerungsstücke an das Handwerk und das Leben der Stumms hat Inge Klingels für die Stumm-Stube, ein kleines Museum im einer ehemaligen Küsterwohnung, zusammengestellt. So können interessierte Touristen auch eine kleine Stumm-Ausstellung besuchen, wenn sie nach Rhaunen-Sulzbach kommen.

Sie zeigt Werkzeuge, alte Bauteile der Orgeln, und auch Informationen über die „Verwandtschaft aus Neunkirchen“, die Eisenhütte-Familie Stumm, kann man finden.

Die Idee zum Stumm-Orgel-Weg kam von Heiner Schneider, dem Ehrenvorsitzenden des Stumm-Orgelvereins. Der Weg wurde in­zwischen als Premium-Wanderweg ausgezeichnet und darf sich außerdem Traumschleife zum Saar-Hunsrück-Steig nennen. Sechs Stumm-Orgeln in der Vereinsgemeinde Rhaunen und Sulzbach als Heimat der Orgelbauer, das ist Alleinstellungsmerkmal genug, wenn der Weg auch keine spektakulären Naturbesonderheiten bietet, so Daniela Andres. Er ist angenehm zu gehen, und während man durch die Wiesen und Bachtäler streift, kann man einer akustischen Untermalung lauschen, wenn man will.

Heiner Schneider hat die Stumm-Orgel-Audiothek erfunden: Sie gibt dem Wanderer die Möglichkeit sich vorher Einspielungen der Stumm-Orgeln sowie Informationen zum Wanderweg für den MP3-Player herunterzuladen. Natürlich auch kostenlos.

So kann, wer möchte, sich vor der Tour seinen eigenen Audioguide organisieren. Zusätzlich stehen für alle, die die Tour ohne Kopfhörer machen wollen, in Rhaunen, Sulzbach, Stipshausen, Hottenbach, Bollenbach und Schauren ausführliche Infotafeln. Beschilderungen am Wegesrand machen es den Stumm-Wanderern einfach, den Rundweg zu gehen, ohne sich zu verlaufen – ob mit oder ohne Musik. Der musikalische Wanderer hat vielfältige Möglichkeiten, denn dieser Wanderweg ist alles andere als stumm …

Julia Becker


Kontakt


Vereinsgemeinde Rhaunen
Zum Idar 21 und 23
55624 Rhaunen

Tel: (06544) 181-0

Fax: (06544) 181-21 oder (06544) 181-43

E-Mail: info@vg-rhaunen.de

www.vg-rhaunen.de


Einkehrmöglichkeiten


in Rhaunen:

Gasthaus Zum Goldenen Anker
Tel: (06544) 356

Gasthaus Weber
Tel: (06544) 210

sowie verschiedene Imbissmöglichkeiten (auch am Freibad)


In Stipshausen:

Gasthaus Kuhstall
Tel: (06544) 85 89,

Gasthaus Zum Dicken Hännes
Tel: (06544) 513

Gasthaus Müller
Tel: (06544) 99 01 90


In Bollenbach:

Gasthaus Dorfschänke
Tel: (06544) 415


In Hottenbach:

Gasthaus Faust
Tel: (06785) 94 094
auf Vorbestellung


Öffnungszeiten/Strecke


Ganzjährig, Länge: 14 Kilometer

Profil: Einfach bis mittelschwer

Gehzeit: circa 4 Stunden

von Mai bis Oktober findet jeden 1. Samstag im Monat eine Orgel-Matinée statt. Geführte Wanderungen und Orgel-Vorführungen können bei der Verbandsgemeinde Rhaunengebucht werden. Stumm-Orgel-Audiothek zum Herunterladen: www.vg-rhaunen.de


Anfahrt


Wanderparkplatz am Freibad Idarwald, Zufahrt von der L 162 zwischen Rhaunen und Stipshausen.

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