Keramik- und Elfenbeinmuseum in Commercy (Foto: Conservation Départementale des Musées de la Meuse)

Wo sich Jugendstil und Barock begegnen

Keramik- und Elfenbeinmuseum in Commercy

 

(07.08.2013) Es war einmal ein verarmter Graf aus Polen. Der fristete sein Leben in Zweibrücken. Doch da der Graf eine schöne Tochter hatte, die den König von Frankreich heiratete, wurde er doch noch Herzog von Lothringen. Stanislaus Leszczy´nski hat der Nachwelt kulturelle Schätze hinterlassen: wie der Place Stanislas in Nancy und das Schloss in Commercy. Und in gewisser Weise ist auch das Keramik- und Elfenbeinmuseum in Commercy mit dem großen Stanislaus in Verbindung zu bringen. Nur einen Steinwurf vom Schloss entfernt, residiert es in einem kleinen Palast, der genau genommen gar keiner ist. Das prächtig restaurierte Gebäude im Barockstil war eine ehemalige Bade- und Duschanstalt und wurde erst 1934 gebaut.

Keramik- und Elfenbeinmuseum in Commercy (Foto: Conservation Départementale des Musées de la Meuse)
Keramik- und Elfenbeinmuseum in Commercy

Ein Bau aus dem 20. Jahrhundert im Barockstil? Da kommt wieder Stanislaus ins Spiel. Als dieses Gebäude entstand, ließen sich die Architekten von einem königlichen Pavillon inspirieren, der Mitte des 18. Jahrhunderts im Schlosspark von Commercy gebaut wurde. Von keinem Geringeren als Emmanuel Héré, der für Stanislaus viele Prachtbauten realisiert hat. Geht man in diese frisch renovierte barocke Pracht hinein, entdeckt man dann auch Jugendstilelemente. Die Fenster und das Dekor feinste Art Nouveau. Eine wohl einmalige Verbindung dieser beiden Kunstepochen also. Stanislas und Emmanuel Héré sei Dank.

Keramikschale (Foto: Conservation Départementale des Musées de la Meuse)
Keramikschale

Im Erdgeschoss ist das Museum untergebracht. Zwei Dauerausstellungsräume, der eine dem Elfenbein gewidmet, der andere der Keramik. Natürlich zieht es einen erst in den Raum mit Elfenbein. Dieses kostbare und heutzutage in Verruf geratene Material: das weiße Gold aus Afrika. Hier gibt es unzählige Stücke. Das Elfenbeinmuseum in Commercy besitzt die zweitgrößte Sammlung in Frankreich. Nur die Stadt Dieppe in der Normandie verfügt über eine noch größere Sammlung. Gesammelt wurden all diese Kunstwerke von einem gewissen Dr. Albert Guillaume Boyer, der seine Sammlung nach seinem Tod der Stadt Commercy vermachte.

Was man aus Elfenbein nicht alles machen kann. Bierkrüge, reich verziert mit Figürchen. Auf einem der Humpen wird doch tatsächlich die Schlacht von Arbelles dargestellt. Kitsch ist eine gelinde Untertreibung, denkt man sich und schüttelt heimlich den Kopf. Der Bierkrug stammt im Übrigen – natürlich – aus Deutschland. Statuen, Architekturmodelle. Elfenbein ist ein recht einfach zu bearbeitendes Material und war zudem immer ein Symbol für Macht und Pracht. Auch für sakrale Kunst wurde Elfenbein genutzt. Bewegliche Altäre und Heiligenstatuen erzählen in dem Museum davon.

Weißes Gold wird auch das andere Material genannt. Das weiße Gold aus Asien. Porzellan. Keramik, Fayence und eben Porzellan werden im anderen Ausstellungsraum gezeigt. Vasen aus dem 18. Jahrhundert aus China im typisch weiß-blauen Dekor. Figürchen aus Meissner Porzellan. Kunstvolle Essig- und Ölbehälter aus Lunéville aus dem 19. Jahrhundert, emailliert. Kostbare Preziosen aus aller Welt. Ein Museum der schönen, luxuriösen Dinge. Oft fürchterlich kitschig – aber eben deshalb – wunderschön …

Barbara Grech


Kontakt


Musée de la Céramique et de l’Ivoire
7, avenue Carcano
F-55200 Commercy

Tel: (00333) 29 92 04 77

Oder bei Office du Tourisme in Commercy

Tel: (00333) 29 91 33 16

www.meuse.fr


Öffnungszeiten


Das „Musée de la Céramique et de l’Ivoire“ in Commercy hat von Anfang Mai bis Ende September geöffnet. Im Mai, Juni und September samstags und sonntags von 14.00 – 18.00 Uhr. Im Juli und August täglich außer dienstags von 14.00 – 18.00 Uhr.


Eintritt


Erwachsene: 3,- €
Kinder: 1,50 €


Anfahrt


Von Saarbrücken aus erst über die Auto­bahn A 4 nach Metz, dann über die A 31 weiter nach Nancy. Ausfahrt Pont à Mousson nehmen. Durch Pont à Mousson und dann die D 958 nach Commercy nehmen.

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