"Das Erbe" des Bergbaus

 

Reden lässt die Tradition der Bergleute weiterleben

(06.08.2013) Genau vor einem Jahr war die letzte Schicht. Die letzte Schicht der Bergleute im Saarland. Eine Ära ging damit zu Ende. Die Steinkohle hat die Landschaft und die Menschen im Saarland geprägt. Sie hat Tausenden von ihnen das Überleben gesichert, einigen von ihnen den Tod gebracht. Die Ausstellung Das Erbe im ehemaligen Bergwerk Reden zeigt alle Facetten des Lebens mit der Steinkohle und lässt die jahrhundertealte Tradition der Bergleute weiterleben. Damit das Wissen, die Bedeutung und die Kultur nicht verloren gehen.

Es ist ein etwas bedrückendes Gefühl, die Ausstellung zu betreten. Die Besucher sollen ein reales Gefühl für das Leben unter Tage vermittelt bekommen, so tritt man in einen großen, vor allem aber dunklen Raum. Die ehemalige Waschkaue Tausender Bergmänner. Nur zu erahnen sind Vitrinen und einzelne Exponate in Lichtkegel eingehüllt. Angelegt ist die Ausstellung in thematisch gegliederte „Stollen“ und „Querschläge“. Über ihnen schwebt eine Installation von Wannen, hintereinander gereiht. Im Bergwerk waren sie der sicherste Brandschutz. Bei Explosionen sind sie durch die Erschütterung einfach umgekippt und das in ihnen enthaltene Wasser oder der Gesteinsstaub löschten die Feuerwand. Hier erinnern die Wannen an die dunkelste und traurigste Seite der Montanindustrie: Das Grubenunglück in Luisenthal 1962, bei dem 299 Bergleute starben. Im „Querschlag Grubenunglück“ wird mit Fotos, Tagesschau-Ausschnitten und Radiotönen von Überlebenden des schwärzesten Tags gedacht. Daneben eine große Säule, sie trägt alle Namen der Bergleute, die im Saarland bei ihrer Arbeit gestorben sind. Ein erdrückendes Denkmal, denn es sind unzählige Gravierungen. Davor liegt in voller Länge von 2,50 Metern eine Dahlbuschbombe, die zur Rettung verschütterter Bergleute eingesetzt wurde. Hinter Glasvitrinen entdeckt man Atemgeräte und Schutzkleidung neben einem winzigen Vogelkäfig mit einem Stoffkanarienvogel darin. In Zeiten vor modernen Messgeräten ging kein Bergmann ohne seinen Kanarienvogel unter Tage. Ver­hielt dieser sich komisch oder fiel einfach um, mussten die Männer sofort nach oben: Sauerstoffmangel in der Grube!

Stockbett aus dem Jahr 1935  (Foto: Verena Klein)
Stockbett aus dem Jahr 1935

Die Ausstellung präsentiert sich multi­medial. Animationen, Karten, Audio- und Filmausschnitte streifen die Geschichte des Steinkohleabbaus. Auf einem originalen Maschinistenstuhl können die Besucher zum Beispiel Platz, nehmen während auf den Bildschirmen vor ihnen die Aufzugsfahrt im Nordschacht simuliert wird. 1.700 Meter in die Tiefe in wenigen Augenblicken. Ein Stockbett aus dem Jahr 1935 erinnert an die Schlafsäle, in denen die Männer früher genächtigt haben. Eine Statue der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, darf natürlich auch nicht fehlen. Die verschiedenen Gesteinsarten, die in den Gruben im Saarland und in Lothringen abgetragen wurden, sind als einzelne Stücke ausgestellt. Doch die Steinkohle war nicht nur Energielieferant, auch Schmuckstücke wurden daraus gefertigt: Ketten, Ohrringe und auch Ringe sind da zu bewundern.

800 Exponate wurden mühsam zusammengetragen (Foto: Verena Klein)
800 Exponate wurden mühsam zusammengetragen

Das Erbe ist in drei Themenbereiche gegliedert: Das Leben unter Tage, die Sozialgeschichte und Kultur und in das, was bleibt: Fördertürme, Industriekultur, der Energiestandort Saar. Auf die Zukunft nach dem Bergbau treffen die Besucher eine Ebene höher. Zwei Plattformen, die über eine lange Brücke durch den ganzen Raum miteinander verbunden sind, beschäftigen sich mit der Entwicklung der Landschaft nach Schließung der Gruben. Karten, Animationen und Interviews verschaffen einen Überblick, wie das Saarland sich wandeln wird. Man sollte auf der Mitte der Brücke einen Moment über der Ausstellung verweilen und die Aussicht genießen. Die individuell angeleuchteten 800 Exponate auf der insgesamt 1.300 Quadratmeter großen Fläche sind mehr als beeindruckend. Mühsam sind sie aus Museen und vor allem als Leihgaben aus Privatsammlungen zusammengetragen worden. Von der Grubenglocke aus dem Dilsburg Schacht bis zum dicken Förderseil und alten persönlichen Gewerkschaftsbüchern findet sich hier fast alles, was das Leben der Bergleute ausgemacht hat. Mit viel Liebe zum Detail sind die Exponate inszeniert, die Ausstellung lädt an vielen Stellen den Besucher zur Interaktion ein. Anfassen ist oft erlaubt und erwünscht. Wer jedoch zum ersten Mal mit der Welt unter Tage in Berührung kommt, der sollte sich auf jeden Fall einer Führung anschließen. Ein ganz besonderes Erlebnis sind die regelmäßigen Spätschichtführungen am Abend. Die Waschkaue wird komplett abgedunkelt, nur mit Grubenlampen wird Das Erbe dann erkundet. Für Kindergärten und Schulklassen gibt es altersgerechte Führungen.

Mit viel Liebe zum Detail sind die Exponate inszeniert (Foto: Verena Klein)
Mit viel Liebe zum Detail sind die Exponate inszeniert

Der Ausstellungskomplex liegt inmitten der Wassergärten Reden, umringt von einer Pflanzenwelt, neben Gondwana – Das Praehistorium und der geologischen Sammlung des Saarlandes. Damit präsentiert sich Industriekultur von seiner schönsten und vielseitigsten Seite auf dem Gelände des alten Bergwerks Reden. Das Erbe ist eine temporäre Ausstellung und geht eigentlich nur noch bis November. Doch die Resonanz ist so überwältigend, das bereits intensiv an einer Verlängerung gearbeitet wird. Zum Glück, denn wie schade wäre es, eine derart gut konzipierte und umfassende Sammlung über den Bergbau zu verlieren. Einen tieferen Einblick in dieses wichtige Stück Geschichte des Saarlandes kann man nachfolgenden Generationen kaum bieten. Schließlich heißt die Ausstellung auch Das Erbe und ein Erbe sollte erhalten bleiben!

Verena Klein


Kontakt


Am Bergwerg Reden
66578 Schiffweiler
Landsweiler-Reden

Tel: (06821) 86 59 461

E-Mail: shop-reden@iks-saar.de

www.das-erbe-saarland.de


Öffnungszeiten


Di – So: 10.00 – 18.00 Uhr
Früh- und Spätschichtführungen mit Grubenlampen nach Aushang im Internet.


Eintritt


Erwachsene: 6,- €
Kinder, Jugendliche von 6 – 18 Jahren: 3,- €
Kinder unter 6 Jahre haben freien Eintritt.
Das Kombiticket mit der Ausstellung Geologie der Region kostet nur 1,- € mehr!


Anfahrt


Von der A 6/A 8 oder A 1/A 8 aus Richtung Kaiserslautern, Saarbrücken oder Trier bis Ausfahrt Nr. 21 Elversberg. Rechts Richtung Elversberg, sofort links Richtung Bildstock bis zum Kreisel. Erste raus Richtung Schiffweiler, Hauptstraße weiter, Ortsausgang weiter bis Kreisel zweite raus Richtung Schiffweiler. Der Beschilderung zum Gondwana Park folgen.

Von der B 41 aus Richtung Idar Oberstein, Nohfelden und St. Wendel bis vor Neunkirchen, den Kreisel rechts umfahren und den nächsten Kreisel, wieder rechts umfahren auf die L 129 Richtung Schiffweiler. In Landsweiler Reden geradeaus über die Ampelkreuzung, geradeaus weiter bis zum Ortsausgang. An der nächsten Kreuzung links Richtung Friedrichsthal. Der Beschilderung zum Gondwana Park folgen.

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