Wunderbare Wasserwelt (Foto: Muséum Aquarium de Nancy)

Eintauchen in eine phantastische Welt

Ein Besuch im Muséum-Aquarium von Nancy

 

(09.08.2013) Das Muséum-Aquarium von Nancy ist Naturkundemuseum und Aquarium in einem und schon allein deshalb ungewöhnlich, weil es ausgestopfte Tiere und eine im wahrsten Sinne des Wortes lebendige Sammlung unter einem Dach beherbergt. Es ist aber auch deshalb ungewöhnlich, weil es seine beiden Dauerausstellungen immer wieder durch Sonderaktionen und Kunstprojekte ergänzt und sich durch ein ausgeprägtes Programm für Kinder auszeichnet.

Wunderbare Wasserwelt (Foto: Muséum Aquarium de Nancy)
Wunderbare Wasserwelt

Gleich im Erdgeschoss tauchen wir ein in eine wunderbare Unterwasserwelt. Auf den ersten Metern ist es schummrig blau, verwundert gehen wir an Trittsitzen mit Rollen vorbei. Als Kinder an uns vorbeilaufen, wird es heller und wir verstehen schlagartig den Sinn dieser rollenden Tritte: Die Aquarien und Luken links und rechts sind auf einer für Erwachsene bequemen Höhe, die Kinder kommen mit diesen leicht zu bewegenden Tritten, die sofort fixieren, wenn sie sich drauf stellen, ebenfalls auf diese Höhe und können unabhängig von Eltern oder Großeltern ihre Schätze unter Wasser entdecken und bewundern.

Insgesamt präsentiert das Muséum-Aquarium in Nancy in seiner collection vivante, seiner „lebenden Sammlung“ also, rund 60 Aquarien, in denen das Meeresleben gezeigt wird. Wissenschaftlich betrachtet sind sie aufgeteilt in die Bereiche: Meerwasser mit den Korallenriffen des Roten Meeres, der Karibik und aus dem Übergangsbereich zwischen Indischem Ozean und Pazifik; hinter Brackwasser verbirgt sich die Pazifikküste des tropischen Asiens, und mit Süßwasser sind die Seen und Flüsse im tropischen Bereich von Asien, Afrika und Amerika gemeint sowie die von Madagaskar. Allein an Unterwasser-Wirbeltieren präsentiert die collection vivante fast 200 Arten, ganz zu schweigen von den Stachelhäutern, Weich- und Krebstieren.

Fast 200 Arten sind hier zu Hause (Foto: Muséum Aquarium de Nancy)
Fast 200 Arten sind hier zu Hause

In den beiden Unterwassergalerien Calypso und Nautilus tummeln sich Schützenfische und Lungenfische, Feuerfische, Lederkorallen, Diadem-Seeigel und auch Großnilhechte, die am liebsten nachts auf Raubjagd gehen. Natürlich gibt es auch Seepferdchen sowie Kugel- und Trompetenfische, den Picassodrückerfisch, der so schön bunt ist, wie sein Name verspricht. Nemo ist im Muséum-Aquarium in Nancy auch schon gesichtet worden und auch ganz leicht zu finden, zumindest wenn sich Kinder im Calypso aufhalten. Die sind stolz, wenn sie den kleinen Clownfisch entdecken, amüsieren sich aber auch köstlich über die schüchternen kleinen Röhrenwürmer, die sich bei der kleinsten Bewegung sofort wieder in den Sand vergraben, aber doch so neugierig sind, dass sie sich immer wieder hochschrauben und mit ihren kleinen Knopfaugen die Gegend scannen. Seesterne, Seeanemonen und Korallen gibt es in vielfältigen Formen in diesem kinderfreundlichen Aquarium und auch einen blauen Halloween-Einsiedlerkrebs, der schon allein durch seinen Namen für Aufsehen im wahrsten Sinne des Wortes sorgt. Und dann gibt es da in Nancy noch etwas, das auch die Erwachsenen schwer beeindruckt, weil die Art einfach so alt ist, dass sie sogar die Dinosaurier schon erlebt hat: die Pfeilschwanzkrebse. Man nennt sie auch die Boten der Urzeit, denn sie sollen sich seit 150 Millionen Jahren kaum verändert haben – mit ihren Scheren zum Greifen, ihren fünf Beinpaaren und ihren Augen seitlich und in der Mitte des Panzers. Da kommt unwillkürlich so was wie Ehrfurcht auf.

Für alle, die nicht nur schauen und sich von der bunten Vielfalt beeindrucken lassen wollen, sind neben den einzelnen Aquarien ausführliche Informationen über die unterschiedlichen Lebensräume, deren Bewohner und deren Geschichte nachzulesen und zwar auch auf Deutsch.

Unterwasser trägt man Karomuster (Foto: Muséum Aquarium de Nancy)
Unterwasser trägt man Karomuster

Die Entdeckungsreise in den beiden Unterwassergalerien kann durchaus zwei Stunden beanspruchen. Sie sollten aber unbedingt genügend Zeit einplanen, um auch die Tierwelt in der ersten Etage zu bestaunen. Dort sind rund 600 Tiere aus der gesamten Welt ausgestellt. Die Exponate wurden seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gesammelt, und was dort in der Naturkundeabteilung des Muséum-Aquariums von Nancy gezeigt werden kann, ist nur ein Bruchteil des gesamten Schatzes, der mehr als 100.000 Exponate umfasst und Forschern für ihre wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung steht. Kein Wunder, dass diese Sammlung staatlich geschützt ist und der ganze Komplex als Musée de France ausgezeichnet wurde.

Ulli Wagner


Kontakt


Muséum-Aquarium

34, rue Sainte-Catherine

F-54000 Nancy

Tel: (00333) 83 32 99 97

www.museumaquariumdenancy.eu


Öffnungszeiten


Das Muséum-Aquarium in Nancy ist täglich von 10.00 – 12.00 Uhr und von 14.00 – 18.00 Uhr geöffnet. Nur am 1. Januar, am 1. Mai und am 25. Dezember bleiben die Türen zu diesem einzigartigen Naturkundemuseum über und unter Wasser geschlossen.


Eintritt


Für Kinder unter 12 Jahren ist der Eintritt ins Muséum-Aquarium Nancy kostenlos, Erwachsene zahlen 4,20 €, der ermäßigte Eintrittspreis beträgt 2,10 €. Das Muséum-Aquarium in Nancy nimmt Teil an der Aktion Museumspass und ist über den kleinen und großen Pass zu besuchen und auch über den grenzüberschreitenden Museumspass für Deutschland, Frankreich und die Schweiz. Studierende können mittwochs bei freiem Eintritt einen Blick in die Unterwasserwelten und auf die Tiere werfen. Und am ersten Sonntag im Monat haben alle freien Eintritt. Auf Voranfrage sind auch spezielle Führungen möglich, die Pauschale für Kleingruppen bis 15 Personen beträgt 26,- €, für Gruppen bis zu 30 Personen sind es 51,- €.

Das Muséum-Aquarium bietet auch spezielle Angebote für Gehandicapte, für Gehbehinderte steht eigens ein Rollstuhl zur Verfügung, der Zugang für Rollstuhl­fahrer liegt auf der Rückseite des Gebäudes im Jardin Godron.


Anfahrt


Von Saarbrücken führt der kürzeste Weg (rund 110 Kilometer) über Landstraßen, der schnellste über Autobahnen (rund 125 Kilometer) nach Nancy. Das Muséum-Aquarium liegt zentral in der Stadt, genau gesagt in der rue Ste-Catherine, die auf den Place Stanislas führt und nicht weit vom Parc Pépinière. Wenn Sie sich „vers cœur de ville“ halten, entdecken Sie bald auch die Ausschilderung direkt zum Muséum-Aquarium. Parkplätze gibt es sowohl am Parc Pépinière als auch zwischen der „Porte Sainte-Catherine“ und dem Canal. Auch Nancy hat das Leben am Fluss entdeckt, und dort ist übrigens eine hübsche kleine Anlage entstanden, die allemal einen Blick wert ist.


Tipp


Das Art-Deco-Gebäude mit dem Muséum-Aquarium Nancy liegt unmittelbar neben dem Jardin Godron – das ist ein kleines Biotop mitten in der Stadt und in Nancy sehr beliebt als kleiner Pausenpark für Augen und Ohren. Der Jardin Alexandre Godron ist der frühere botanische Garten von Nancy, er geht bis ins 18. Jahrhundert zurück und ist inzwischen mit dem Etikett „bemerkenswerter Garten“ geschmückt.

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