Das Schloss wirkt sehr lebendig (Foto: Administration communale de Beaufort)

Schlossromantik mit einem Glas Cassis

Das Château de Beaufort in Luxemburg

 

(07.08.2013) Hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen, genauer gesagt am Rande des Müllertals in der luxemburgischen Schweiz liegt das Château de Beaufort. Ein Dornröschen-Schloss, idyllisch am Rande des Dörfchens Beefort gelegen. Die mittelalterliche Burgruine dort ist schon seit Längerem ein touristisches Ausflugsziel. Seit Ostern kann man auch das Renaissance-Schloss oberhalb der Burgruine besichtigten. Madame Anne Marie Linckels sei Dank. Die letzte Schlossherrin, die im vergangenen Sommer hoch betagt verstarb, verkaufte bereits zu Lebzeiten dieses Schloss aus dem 17. Jahrhundert, der luxemburgischen Stadt. Dafür erhielt sie lebenslanges Wohnrecht und eine monatliche Rente.

Das Schloss wirkt sehr lebendig (Foto: Administration communale de Beaufort)
Das Schloss wirkt sehr lebendig

Nach ihrem Tod dürfen nun Besucher durch die Gemächer wandeln, das genau so aussieht, wie es die Schlossherrin hinterlassen hat. Auf dem Fensterbrett der Bibliothek liegt noch die Zeitung. Auf den Bücherregalen des Empfangssalons stehen noch die eingerahmten Familienfotos. Der Tisch im hochherrschaftlichen Speisezimmer ist eingedeckt. Natürlich mit edlem Porzellan und funkelnden Kristallgläsern. Man hat das Gefühl, Madame Linckels ist mal schnell zum Einkaufen nach Echternach gefahren und kommt gleich zurück, um uns den Tee im silbernen Teegeschirr servieren zu lassen. So lebendig ist die Atmosphäre in diesem Schloss. Es atmet Leben aus und nicht musealen Staub.

Nach dem Tod der Schlossherrin wurde das Château für Besucher freigegeben (Foto: Administration communale de Beaufort)
Nach dem Tod der Schlossherrin wurde das Château für Besucher freigegeben

Genau das war auch die Intention des luxemburgischen Kulturministeriums, als beschlossen wurde, dieses Schloss der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ein lebendiges Schloss mit all dem Mobiliar, das die Bewohner benutzt und hinterlassen haben. Natürlich ist die Einrichtung dieses schlichten Renaissance-Schlosses nicht so hochherrschaftlich und perfekt wie in Versaille oder Schloss Schönbrunn. Ein wilder Stil-Mix aus Barock, Neobarock, Jugendstil – ja sogar Ikea-Regale und ein Fernseher wären da zu finden, wenn diese der Denkmalschutz nicht diskret entfernt hätte. Neben den prächtigen Räumen, die – wie gesagt – oftmals gar nicht so prächtig eingerichtet sind, kann man durch den Rosengarten wandeln, dem Lieblingsort von Madame Linckels, oder auf dem Schlossbalkon den herrlichen Blick auf das Tal und die Sonne genießen.

Apropos: Genießen. Seit je her wird im Schloss ein „Crème de Cassis“ hergestellt. Von Irgendwas muss der Adel ja schließlich auch leben … Cassero ist ein schwarzer Johannisbeerlikör, den es nur hier im Schloss zu kaufen gibt und so gar nichts gemein hat, mit den üblichen pappsüßklebrigen Likören, die es sonst zu kaufen gibt. Eine fruchtige Köstlichkeit. Schon allein dafür lohnt der Weg nach Beefort.

Doch nicht nur Liköre wurden in den altehrwürdigen Gemäuern produziert. Es gab Zeiten, da wurden auf dem Schloss Gemüsekonserven hergestellt! Ohnehin hat das Château de Beaufort eine wechselvolle und sagenhafte Geschichte auf dem Buckel. Erbaut wurde es von Jean Baron de Beck. Auch seine Lebensgeschichte: märchenhaft. Als Sohn eines aus Lothringen stammenden reitenden Boten des Luxemburger Provinzialrats war ihm aus bescheidenen Verhältnissen über eine Militärkarriere ein phantastischer gesellschaftlicher Aufstieg gelungen. Aufgrund seiner militärischen Erfolge wurde er in den Adelsstand erhoben und wurde 1642 Zivilgouverneur des Herzogtums Luxemburg. Da bedurfte es natürlich einer standesgemäßen Behausung. Deshalb erwarb Beck die Herrschaft Beefort. Dort gab es ein mittelalterliches Schloss, dessen Ruine noch heute am Fuße des Renaissance-Schlosses besichtigt werden kann. Die Fertigstellung seines Schlosses hatte Beck nicht mehr erleben dürfen.

Der Schlossgarten (Foto: Administration communale de Beaufort)
Der Schlossgarten

Die Schlossanlage war im Laufe der Jahrhunderte im Besitz diverser adeligen Familien. Zum Schluss gehörte es, wie gesagt, Anne Marie Linckels, die den Kasten ordentlich in Schuss hielt. Die bereits erwähnte Likörproduktion trug dazu bei, dieses Anwesen zu erhalten. Die Mitarbeiter von Madame Linckels wurden denn auch vom Staat Luxemburg mit samt dem Schloss übernommen. Auch deshalb gibt es den Likör heute noch dort zu kaufen. Einmal Burgherr oder Burgfräulein spielen, zumindest in den Gedanken, dazu lädt ein Besuch im Château de Beaufort ein …

Barbara Grech


Kontakt


Office régional du tourisme région Mullerthal
Tel: (00352) 72 04 57

E-Mail: info@mullerthal.lu

www.castle-beaufort.lu


Öffnungszeiten


Das Schloss Beaufort mitsamt der mittelalterlichen Burgruine sind von Ostern bis Ende Oktober geöffnet,  Do – So von 9.00 – 17.30 Uhr. Führungen gibt es um 11.00 und um 16.00 Uhr.


Eintritt


Erwachsene: 10,- €
Kinder, Jugendliche, Studenten (bis 26 Jahre) 10,- €


Anfahrt


Von Saarbrücken aus A 620 Richtung Luxemburg-Stadt. Ab dem Autobahnkreuz Hesperange in Richtung Trier/Echternach. Dann auf die E 29 in Richtung Echternach/ Junglinster. Nach Junglinster auf die Rue du Blumenthal und den Schildern zum Müllertal folgen. In Heffingen links Richtung Waldbillig abbiegen. Ab da ist das Château de Beaufort bzw. die Gemeinde Beefort ausgeschildert.

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