Allein, aber nicht einsam
Unterwegs auf der Traumschleife Gräfin Loretta bei Frauenberg
Motor aus und Natur an – wir sind auf dem Wanderparkplatz in Frauenberg und suchen den Start zum Gräfin-Loretta-Weg. Ein Gemurmel liegt in der Luft, dem Geräusch gehen wir einfach mal nach.
Das Gemurmel kommt aus dem Wald. Die Erklärung: Eine Gruppe junger Amerikaner hat ihre Runde schon gedreht. Die gut 20 jungen Menschen in sportlicher Kleidung kommen uns entgegen. An der dunkelroten Fahne, die sie dabei haben, erkennt man: Militärangehörige. In der Gegend um Frauenberg nichts Besonderes. Der Ort Baumholder ist nur ein paar Kilometer entfernt, dort gibt es eine Kaserne der US Army. Die Gruppe verschwindet und mit ihr der Geräuschpegel.
Der Einstieg zum Premiumwandern
Was wir jetzt noch nicht wissen: Das war die einzige Wandergruppe, der wir begegnen. Die nächsten Stunden haben wir die Strecke fast ganz für uns. Vor uns taucht ein hölzernes Tor auf: Es markiert den Anfang des Gräfin-Loretta-Weges, eine Traumschleife.
Der Weg ist vom Deutschen Wanderinstitut als Premiumwanderweg zertifiziert. Auf rund zwölf Kilometern führt er um das Dorf Frauenberg, das im Hunsrückhöhenpark liegt. Der Wanderweg verspricht Panoramaausblicke, aber dafür muss man erst mal den Berg hoch.
Der erste Höhepunkt: die Frauenburg
Auf einem schmalen Weg entlang des Bachbetts erklimmen wir den ersten Höhepunkt. Die Bäume und Sträucher geben den Blick frei auf die Frauenburg. Die Burg aus dem 14. Jahrhundert kann man auf Anfrage besichtigen. Aber dafür haben wir heute keine Zeit.
Es geht weiter bergauf – auf den Nahekopf. Von hier aus kann man tatsächlich auf die Nahe schauen und auf eine steinerne Brücke über den Fluss. Eine Infotafel erklärt, dass auf dem Nahekopf Überreste einer keltischen Befestigungsanlage gefunden wurden. Auf diesen Fundamenten errichteten dann wiederum die Römer später eine Anlage.
Vorbei an römischen Kaisern
Dazu passend wurde auf dem Wanderweg die sogenannte Kaiserallee errichtet. Hohe weiße Stelen mit den Portraits römischer Kaiser säumen den Weg auf dem Plateau – das sieht beeindruckend aus.
Wir machen eine kleine Pause in einer Schutzhütte. Hier kann man wunderbar sitzen, picknicken und dabei den Blick über die Landschaft genießen. Ein Paar hat es sich auf einer der Bänke in der Sonne gemütlich gemacht. „Wir kommen aus Frauenberg und drehen fast jeden Tag hier eine kleine Runde mit dem Hund, weil es so schön ist“, erzählen sie. Wir wollen wissen, ob wir einfach nur Glück hatten, den Weg fast für uns zu haben. „Unter der Woche ist nie viel los, am Wochenende kommen schon mehr Wanderer.“ Wir sind an einem Donnerstag da, offenbar eine gute Wahl.
Idyllische Natur inmitten von militärischen Übungsplätzen
Weiter geht’s, wieder in den Wald. Wir orientieren uns an den Traumschleifen-Plaketten, die uns den Weg weisen. So läuft man auch nicht Gefahr, versehentlich auf Militärgelände zu gelangen. Denn sowohl die Bundeswehr als auch die US Army haben in der Umgebung Übungsplätze.
Weil es in den vergangenen Tagen so viel geregnet hat, müssen wir einen kleinen Umweg laufen. Eine Quelle führt mehr Wasser als sonst und hat den Weg unpassierbar gemacht. Das ist Natur und genau das macht den Gräfin-Loretta-Weg aus. Es duftet nach Baumharz, nach feuchter Erde, die Bäume rauschen, die Vögel zwitschern. Wir erreichen die 6-Kilometer-Marke, die Hälfte ist geschafft und wir sind schon völlig entschleunigt.
Obersteinblick
Unser nächstes Etappenziel: das Panorama des Obersteinblicks am Vereinsheim des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Frauenberg. Das Lokal ist heute leider geschlossen. Zum Glück haben wir genug Leckereien und Wasser in unseren Rucksäcken dabei. Aber am Panoramapunkt ziehen wir lieber unsere Handys aus der Tasche. Der Obersteinblick ist ein schönes Fotomotiv: Von hoch oben blicken wir auf das Nahetal, Wiesen, die gegenüberliegenden Berge mit der Burg Bosselstein, dem neuen Schloss und natürlich auf Oberstein.
Am Naheufer
Der Blick auf die Wanderkarte sagt uns: Jetzt geht es ans Naheufer. Dafür müssen wir erst mal runter vom Berg und das geht ganz schön in die Beine. Ein schmaler, steiniger und ziemlich steiler Abstieg verlangt uns einiges ab. Aber unsere Mühen werden belohnt. Wir landen direkt an der Nahe. Nach den starken Regenfällen zuletzt führt sie ziemlich viel Wasser. Aber an ihrem Ufer ist es sicher und es macht Spaß, dem rauschenden Fluss zuzuschauen.
Durch die Auen laufen wir am Flussbett entlang – auf der einen Seite eine Bahnlinie, auf der anderen die Straße nach Idar-Oberstein. Entweder ist die Zugstrecke nicht besonders stark befahren oder wir haben einfach nur ein gutes Zeitfenster erwischt, denn es passiert uns kein einziger Zug. Auch der Autoverkehr hält sich in Grenzen.
Und noch ein Highlight
Dafür bietet sich uns noch ein spektakuläres Motiv und dieses Mal müssen wir nach oben schauen: Ein mächtiger schroffer Felsen säumt das Ufer. Er ist so groß und wir so dicht dran, dass wir ihn kaum aufs Bild bekommen.
Wir sind noch so begeistert von den Schönheiten dieses Streckenabschnitts, dass wir ganz erstaunt sind, als wir an der Landstraße rauskommen und merken, dass wir schon fast wieder am Startpunkt angekommen sind.
Da ist die Frauenburg und darunter die Häuser am Wanderparkplatz. Zwölf Kilometer sind geschafft, etwa viereinhalb Stunden haben wir dafür gebraucht. Verschwitzt und zufrieden geht es heimwärts – zum Glück im Auto, denn gelaufen sind wir für heute wirklich genug.
Auf einen Blick
Kontakt
Naheland-Touristik GmbH
Bahnhofstraße 37
55606 Kirn
Öffnungszeiten
Ganzjährig geöffnet
Eintritt
Der Eintritt ist frei
Start- und Zielpunkt
Wanderparkplatz unterhalb der Frauenburg
55776 Frauenberg bei Baumholder
Die Strecke
Länge: 12,1 Kilometer, mittlerer Schwierigkeitsgrad.
Dauer: 4,5 Stunden
Tipps
Fernglas mitnehmen für die grandiosen Aussichten
Die Frauenburg aus dem 14. Jahrhundert hat ihren Namen von der Gräfin Loretta von Sponheim, die im Birkenfelder Land Mitte des 14. Jahrhunderts regierte. Als sie die Geschäfte an ihren Sohn übergab, zog sie sich auf die Frauenburg zurück. Die restaurierte Burg kann man besichtigen. Infos unter: www.vgv-baumholder.de
Einkehrmöglichkeit
Vereinsheim des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Frauenberg (Öffnungszeiten beachten).