Sagenhaft über Stock und Stein
Erlebniswanderung durch den Urwald vor den Toren der Stadt
Kennen Sie den Pfifferjakob? Nein? Dann wird es Zeit für die Erlebniswanderung von Guido Geisen. Denn hier erwarten große und kleine Wanderer nicht nur eine tolle Tour durch den Urwald vor den Toren der Stadt, sondern auch sagenhafte Geschichten aus dem Saarland.
Startpunkt unserer Wanderung ist das Forsthaus Neuhaus. Von dort aus geht es an einem Gehege mit Schafen und Lämmern vorbei, in Richtung Urwald. Guido Geisen vom NABU gibt die Route unserer Tour vor. Die ist übrigens nicht immer gleich, denn Geisen richtet sich immer ganz nach den Teilnehmern seiner Wanderungen.
So entscheidet Geisen spontan, welche Strecke die beste ist, wenn zum Beispiel viele kleine Kinder oder ältere Menschen dabei sind. Denn alle sollen Spaß an der Wanderung haben. In der Regel führt Geisen aber zwei bis drei Stunden lang rund drei Kilometer durch den Urwald.
Der Snack - frisch vom Baum
Für uns geht es an diesem Tag aber weiter in das Naturschutzgebiet hinein. Und da darf natürlich eine kleine Stärkung unterwegs nicht fehlen. Die kommt bei Guido Geisen aber nicht aus der Brotdose, sondern frisch von den Bäumen – Buchenblätter! Die jungen zartgrünen Blätter schmecken leicht säuerlich, sind aber überraschend frisch. Von jetzt an geht es ins Tal und wir verlassen die Hauptroute.
Päuschen auf der Buche
Über Stock und über Stein geht es weiter mitten durch das Unterholz, bis es Zeit wird für unsere erste Sage. Die Sitzmöglichkeit – außergewöhnlich! Die Äste einer Buche, die seitlich aus einem Felsvorsprung wächst, stehen wie eine Schaukelseitlich ab, sodass man sich perfekt setzen und die Beine baumeln lassen kann.
Geschichte vom Pfifferjakob
Zwei dicke Bücher voller sagenhafter Geschichten hat Guido Geisen im Gepäck, aus denen er immer unterschiedliche Sagen auf seinen Touren vorliest. Dieses Mal: „Von adligen Damen und Herren und manch anderen sonderbaren Kreaturen“.
In der Fürstenzeit, als das Haus Nassau in Saarbrücken herrschte, trieb der Pfifferjakob seine Streiche. Vor dem Schelm war auch der Fürst nicht sicher. Und so erzählt eine Sage, dass der Fürst eines Tages am Haus des Pfifferjakobs vorbeifuhr und dort die seltensten bunten Vögel in einem Käfig sah. Doch nicht nur ihr Aussehen war besonders, sondern auch ihr wunderschönes Gezwitscher.
Für viel Geld kaufte der Fürst dem Pfifferjakob die Tiere ab. Doch im Schloss angekommen, wollten die Vögel einfach nicht singen. Der Schelm wurde einberufen und behauptete, dass die Vögel sich einfach nur vor dem Fürsten genieren würden. Er bat den Fürsten vor die Tür und kaum war dieser aus dem Raum, erklang wieder das wunderschöne Pfeifen. Der Pfifferjakob durfte wieder gehen und die Vögel verstummten erneut.
Der Fürst verlor das Interesse an den Tieren und nach einiger Zeit verloren die Vögel auch ihr buntes Gefieder. Sie entpuppten sich als gewöhnliche Sperlinge. Es stellte sich heraus, dass der Schelm die Tiere angemalt hatte und selbst für das Pfeifen verantwortlich war. Der Pfifferjakob wurde zum Spießroutenlauf verurteilt. Doch er bat darum, so laufen zu dürfen, wie er wollte. Und so lief er einfach im Zickzack, um die Hiebe herum und wurde kein einziges Mal getroffen.
Wanderung für alle Sinne
Nach dieser ersten schelmischen Sage wandern wir weiter. Immer tiefer in den Urwald hinein und durch den sogenannten Wildsaugraben. Wie es der Name vermuten lässt, sind an dieser Stelle im Urwald häufig Wildschweine unterwegs.
Das Schöne an der Wanderung mit Guido Geisen: Sie ist etwas für alle Sinne. Man hört die Tiere, schmeckt die Natur mit den jungen Buchenblättern, sieht den Urwald, ertastet die Rinde der Bäume und riecht wilde Kräuter. Denn hier wachsen Gundermann, Knoblauchrauke und Oregano. Den Oregano tippe ich richtig, bei der Knoblauchrauke komme ich zumindest darauf, dass das Kraut verdächtig nach Knoblauch riecht. Beim Gundermann hab ich keine Chance und Geisen hilft mir auf die Sprünge.
Abwechslungsreiche Erlebniswanderung
Zwischen den Sagen, die Guido Geisen an schönen Plätzen erzählt, erfährt man viel über den Urwald und die Natur. Deshalb ist die Erlebniswanderung besonders abwechslungsreich. Und so lerne ich während unserer Tour nicht nur viele Pflanzen kennen, sondern durchquere auch zum ersten Mal das Tal der Stille. Lediglich ein paar Vögel sind hier zu hören. Ansonsten ist es mitten im Wald mucksmäuschenstill – kein Straßenlärm oder sonstige Geräusche.
Vorbei am sogenannten kleinen Fuji – einer ehemaligen Bergehalde – machen wir uns wieder zurück Richtung Forsthaus Neuhaus. Dafür müssen wir wieder ein paar Höhenmeter überbrücken. Aber mit zwei weiteren Sagen und Anekdoten von Guido Geisen macht auch der Aufstieg Spaß.
Wer dann nach der Erlebniswanderung noch ein wenig am Forsthaus Neuhaus bleiben möchte, der findet im gleichnamigen Restaurant ein Plätzchen zum Essen und Trinken.
Corinna Kern
Auf einen Blick
Kontakt
Scheunenbüro
Guido Geisen
Scheune Neuhaus
66115 Saarbrücken
Tel.: (06806) 10 24 19
Mobil: 0151 44 64 00 54
www.saar-urwald.de
Öffnungszeiten:
Über das Jahr verteilt, werden unterschiedliche Themenwanderungen angeboten.
Eintritt:
Erwachsene 12,- €, Kinder 6,- €.
Die Strecke
Länge: circa 3 Kilometer
Dauer: 2 – 3 Stunden
Keine feste Route; sie wird anhand der Teilnehmer der Wanderung ausgewählt.
Festes Schuhwerk wird empfohlen.
Einkehrmöglichkeit
Restaurant Forsthaus Neuhaus
Öffnungszeiten:
Mi. – Sa.: 11.00 – 22.00 Uhr, So.: 11.00 – 22.00 Uhr.
Ein Thema in der "Region am Mittag" am18.07.2024 auf SR 3 Saarlandwelle