"Die Festnahme zeigt, dass keiner mehr sicher ist"
Eine Einschätzung der Lage des inhaftierten US-Journalisten von Birger Schütz (Reporter ohne Grenzen)
Die Festnahme des Wall Street Journalisten Evan Gershkovich hat international für Schlagzeilen gesorgt. Er hatte recherchiert zu Russlands Angriffskrieg und der Söldnertruppe Wagner. Was dem US-Journalisten nun droht, erklärt Birger Schütz von "Reporter ohne Grenzen“.
Nach Angaben des russischen Geheimdientes FSB wurde der US-Journalist Evan Gershkovich wegen Spionage in Jekaterinburg festgenommen. Vorgeworfen werde ihm, dass er Informationen zu einem Unternehmen des militärisch-industriellen Komplexes gesammelt hätte. Diese gälten in Russland als Staatsgeheimnis, erklärt Birger Schütz von "Reporter ohne Grenzen" im SR 2-Interview.
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Spionageprozesse sind in Russland geheim
"Offiziell ist nun Untersuchungshaft für Gershkovich angeordnet worden, diese gilt bis zum 29. Mai." Man könne davon ausgehen, so Schütz, dass der Fall in der Öffentlichkeit nicht weiter ausgebreitet werde. "Spionageprozesse gelten in Russland als geheim."
Es drohen bis zu 20 Jahren Haft
Juristischen Beistand hätte Evan Gershkovich wohl keinen, sagt Birger Schütz von "Reporter ohne Grenzen". Tatsächlich sei es seit 1986 der erste Fall, bei dem ein westlicher Journalist wegen Spionage angeklagt wird. "Spionage ist einer der härtesten Straftatbestände im russischen Recht. Es drohen dem Wall Street Journalisten bis zu 20 Jahre Haft."
Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 31.03.2023 auf SR 2 KulturRadio.