"Eigenversorgung ist die sicherste Versorgung"
Ein Gespräch mit Franz-Josef Eberl, Landwirtschaftskammer Saar, über drohende Engpässe bei der Versorgung mit landwirtschaftlichen Gütern
Franz-Josef Eberl, der Präsident der Landwirtschaftskammer Saar, hat sich im SR-Interview für eine größere Unabhängigkeit von Importen ausgesprochen. "Eigenversorgung" sei die "sicherste Versorgung". Die Agrarpolitik der EU, die auch auf Nicht-Produktion setze, sei angesichts des Ukraine-Krieges "noch weniger zielführend".
Franz-Josef Eberl, der Präsident der Landwirtschaftskammer Saar, nimmt am frühen Abend des 16. Mai an einer Podiumsdiskussion der Union Stiftung teil, um über die aktuelle und zukünftige Lage der Wirtschaft zu sprechen. Und die sieht offenbar ziemlich düster aus: Energie aus Russland soll es ja nach dem Willen der Bundesregierung am besten überhaupt nicht mehr geben; die Wechselwirkung zwischen Inflation und Sanktionen schlägt sich vor allem im Geldbeutel der Menschen in Deutschland nieder und der reduzierte Weizen-Export aus der Ukraine betrifft viele Länder auf dem Globus.
Nicht erst seit Ukraine-Krieg
"Energiepreise sind letztlich die Schlüsselpreise", erklärte Eberl im Gespräch mit SR-Moderatorin Sonja Marx. Deren Anstieg habe allerdings nicht erst mit Beginn des Ukraine-Krieges, sondern bereits im Sommer 2021 begonnen, gab Eberl zu bedenken.
Mit Weizenknappheit sei hierzulande nicht unbedingt zu rechnen, wohl aber mit Rohstoffen für die Speiseöl-Produktion wie etwa Sonnenblumen oder Rapssaat. Das schlage sich schon jetzt in der Rationierung in vielen Supermärkten nieder.
Engpässe bei Obst und Gemüse?
Die saarländische Landwirtschaft könne momentan den Eigenbedarf an Produkten wie Getreide, Milch oder Schweinefleisch zu 100 Prozent abdecken. Engpässe bzw. weitere Preissteigerungen könne es dagegen bei Eiern und Rindfleisch, vor allem aber bei Obst und Gemüse geben: "Da sind wir sehr stark auf Importe angewiesen", sagte Eberl. Er begrüßte die Idee, die Landwirtschaft so aufzustellen, dass eine größere Unabhängigkeit von Importen erreicht werde: "Das wäre hundertprozentig im Sinne der Bauern", denn "Eigenversorgung" sei die "sicherste Versorgung", sagte Eberl.
Kritik an Agrarpolitik der EU
Die aktuellen landwirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien allerdings durch die ELER-Programme der EU mit ihrem Schwerpunkt auf "Extensivierung und Nicht-Produktion" von 2023 bis 2027 bereits festgeschrieben, gab Eberl zu bedenken. Diesen Ansatz habe die Landwirtschaftskammer Saar schon früher nicht für "unbedingt zielführend" gehalten, "aber jetzt angesichts des Krieges und der Versorgungslage halten wir es noch weniger für zielführend", kritisierte Eberl. Immerhin trage Deutschland auch "international Verantwortung".
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Dossier:
Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 16.05.2022 auf SR 2 KulturRadio. Das Bild ganz oben zeigt leere Supermarktregale (Archivfoto: SR Fernsehen).