Wenn Pflegende selbst zu Pflegefällen werden
Ein Gespräch mit dem saarländischen Pflegebeauftragen Jürgen Bender zum "Tag der Pflege"
Der saarländische Pflegebeauftrage Jürgen Bender hat im SR-Interview bessere Strukturen zur Unterstützung der heimischen Pflege von Angehörigen gefordert. Es nütze nichts, "in jedem Dorf zwei Pflegeheime zu errichten und dafür kein Personal zu haben".
Nach einer aktuellen Studie des Sozialverbands VdK leidet bei der heimischen Pflege jeder dritte Angehörige unter Überforderung. Es könne sogar so weit gehen, dass der oder die Pflegende direkt nach dem Tod des Gepflegten selbst zum Pflegefall werde, gab der saarländische Pflegebeauftrage Jürgen Bender im Interview mit SR-Moderator Janek Böffel zu bedenken: "Das war schon immer so".
Für mehr Hilfsangebote
Schon wegen der steigenden Zahl von Pflegebedürftigen müssten nun die öffentlichen Hilfsangebote für die heimische Pflege "ganz sicherlich" ausgebaut werden. Es nütze nichts, "in jedem Dorf zwei Pflegeheime zu errichten und dafür kein Personal zu haben". So ein Konzept würde zudem Unsummen veschlingen, kritisierte Bender. Für besser halte er es, die Strukturen so zu ändern, das möglichst viel häusliche Pflege ermöglicht werde, ohne die Angehörigen zu überfordern.
Wenig Vertrauen in Ministerium
Mit Skepsis betrachte er die Ansage des neuen saarländischen Gesundheitsministers Magnus Jung (SPD), 4000 neue Stellen für Pflegekräfte schaffen zu wollen: Vor einiger Zeit sei ja bereits das Versprechen der früheren Landesregierung, wenigstens tausend neue Stellen zu besetzen, nicht gehalten worden, sagte Bender.
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Ein Thema in der Sendung "Bilanz am Mittag" vom 12.05.2022 auf SR 2 KulturRadio. Das Symbolbld ganz oben zeigt eine freiberufliche Pflegekraft bei einem Hausbesuch (Archivfoto: SR Fernsehen).