"Es hat wirklich eine Erosion des Parteiensystems stattgefunden"
Ein Gespräch mit Paris-Korrespondentin Sabine Wachs nach dem ersten Durchgang der Präsidentschaftwahlen in Frankreich
Für unsere Paris-Korrespondentin Sabine Wachs ist spätestens mit dem ersten Wahlgang zur Präsidentschaftswahl in Frankreich "eine Erosion des Parteiensystems" zu beobachten. Viele Menschen wollten offensichtlich ein neues politisches System, so Wachs im SR-Interview.
Nach dem ersten Wahldurchgang vom 10. April ist klar: Der Amtsinhaber Emmanuel Macron ("En marche") und "Rassemblement National"-Frontfrau Marine Le Pen gehen am 24. April in die Stichwahl um die Präsidentschaft in Frankreich. Macron holte 27,6 Prozent, LePen 23,4 Prozent der Stimmen.
Altparteien abgestraft
Die große Frage sei nun, wer in 14 Tagen die meisten Stimmen der Wählerinnen und Wähler der bereits ausgeschiedenen Kandidatinnen und Kandidaten auf sein Konto werde verbuchen können, erklärte Paris-Korrespondentin Sabine Wachs im Gespräch mit SR-Moderator Jochen Marmit. Angesichts der Tatsache, dass die Kandidaten der ehemals stärksten beiden Parteien nur zwei bzw. fünf Prozent der Wählerstimmen gewinnen konnten, sei "eine Erosion des Parteiensystems in Frankreich" zu beobachten. Viele Menschen wollten offensichtlich ein neues politisches System.
Mélenchon nur knapp draußen
Die größte Aufgabe für Macron bestehe nun darin, dass er in den nächsten beiden Wochen vor allem die Bürgerinnen und Bürger links der Mitte "mobilisieren" müsse - also beispielsweise die Anhänger des Linkksaußen Jean-Luc Mélenchon, der mit 22 Prozent nur sehr knapp hinter Le Pen gelandet war. Mélenchon hat seine Anhänger bereits aufgefordert, bei der Stichwahl auf keinen Fall Marine Le Pen die Stiumme zu geben.
Ein Thema u. a. in der Sendung "Der Morgen" am 11.04.2022 auf SR 2 KulturRadio. Das Bild ganz oben zeigt Zettel an den Plakaten mit den Wahlkampfauftritten zur Präsidentschaftswahl in Frankreich (Foto: Lisa Huth).