Auch mit Omikron keine Triage-Gefahr
Ein Gespräch mit dem Arzt und Medizinjournalisten Dr. Christoph Specht nach dem Bundesverfassungsgerichtsentscheid zum Thema Triage
Der Mediziner und Journalist Dr. Christoph Specht sieht in Deutschland auch längerfristig nicht die Gefahr einer Triage. Auch die Omikron-Variante werde seiner Einschätzung nach zwar nicht zu einer extremen Überlastung der Krankenhäuser führen. Ein Interview.
Bei vollen Intensivstationen droht die "Triage": Ärztinnen und Ärzte müssten dann entscheiden, wem noch geholfen werden kann und wem nicht. Welche Kriterien dabei gelten, blieb bislang stets im Unklaren.
Nach einer Klage, die im Interesse von Menschen mit Behinderung eingereicht worden war, hat das Bundesverfassungsgericht am 28. Dezember entschieden, dass der Gesetzgeber nun "unverzüglich" Vorkehrungen zu ihrem Schutz treffen und eine klarere Regelung erstellen muss.
"Überfällig"
Für den Arzt und Medizinjournalisten Dr. Christoph Specht war so ein Entscheid längst "überfällig". Wie im medizinischen Zweifelsfall eine ethisch vertretbare Regelung aussehen könnte, müsse nun "von neutraler Stelle vorgegeben" werden.
Keine Triage-Gefahr in Deutschland
Die Gefahr einer Triage sehe er allerdings auch längerfristig nicht, räumte Specht ein: Deutschland sei trotz Bettenabbau, Personalmangel und Krankenhausschließungen immer noch "das Land mit den meisten Intensivbetten überhaupt, bezogen auf die Bevölkerung". Auch die Omikron-Variante werde seiner Einschätzung nach zwar zu einer starken Belastung, aber nicht zu einer extremen Überlastung des Gesundheitssystems führen. In dieser Frage dürfe man durchaus "vorsichtig optimistisch" sein.
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Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 29.12.2021 auf SR 2 KulturRadio. Das Bild ganz oben zeigt das Hauptgebäude des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe (Foto: SR Fernsehen).