Hält der Biontech-Schutz nur sechs Monate?
Ein Gespräch mit Prof. Dr. Philipp Lepper, Uniklinik Homburg, zur Lage auf seiner Intensivstation
Auch nach zweimaliger Impfung mit Biontech steige "das Risiko, an Covid zu erkranken, nach ungefähr sechs Monaten doch wieder erheblich an", sagte Prof. Dr. Philipp Lepper von der Uniklinik Homburg im SR-Interview. Deshalb sei es "jetzt wahnsinnig wichtig, zur Booster-Impfung zu gehen".
Der Inzidenzwert für ganz Deutschland liegt am Morgen des 15. November bei einem Rekordwert von 303. Doch wie sieht es in den Intensivstationen aus - speziell im Saarland? "Es füllt sich, es werden langsam mehr Patienten", sagte Prof. Dr. Philipp Lepper, leitender Oberarzt auf der Intensivstation an der Uniklinik Homburg, im Gespräch mit SR-Moderator Holger Büchner. Zurzeit würden acht "schwer kranke Covid-Patienten" in Homburg betreut.
"Noch nicht an der Kapazitätsgrenze"
"Das heißt, wir sind noch nicht an der Kapazitätsgrenze, aber wir sehen schon die Gefahr, dass wir das so genannte Elektivprogramm wieder einschränken müssen". Akute Fälle wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Lungenembolien ließen sich zwar nicht aufschieben - wohl aber beispielsweise Tumoroperationen. Doch auch diese könne man nicht beliebig nach hinten verschieben, sagte Lepper.
Biontech-Schutz nur sechs Monate?
Auf der Intensivstation lägen zurzeit zwar "mehrheitlich" ungeimpfte Menschen, aber es gebe "zum Teil" auch Fälle von Geimpften. "Das liegt wahrscheinlich damit zusammen, dass bei diesen Patienten die Impfung schon relativ lang zurückliegt", sagte Lepper. Man wisse inzwischen, dass auch nach zweimaliger Impfung mit Biontech "das Risiko, an Covid zu erkranken, nach ungefähr sechs Monaten doch wieder erheblich ansteigt" - zumal, wenn es um die Delta-Variante gehe.
Empfehlung zum "Boostern"
"Es ist jetzt wahnsinnig wichtig, zur Booster-Impfung zu gehen", empfahl Lepper. Auch Ungeimpften empfahl er dringend, ihren Standpunkt zu überdenken, "wenn sie denn noch Argumenten zugänglich sind".
Von der Gesamtbevölkerung würde er sich wünschen, weiter die Kontakte generell, aber insbesondere bei Faschings- und Weihnachtsfeiern zu reduzieren, Masken zu tragen, Händehygiene und Abstände einzuhalten - und zwar mit oder ohne Verordnung. "Sonst werden wir tatsächlich in 'ne Katastrophe laufen", sagte Lepper voraus.
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Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" vom 15.11.2021 auf SR 2 KulturRadio. Das Symbolbild ganz oben zeigt die HNO-Klinik des UKS in Homburg (Foto: Sebastian Knöbber).
In einer vorherigen Fassung des Textes war der Vorname des Interviewpartners mehrfach als "Christian" genannt worden. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.