Über Frankreichs Bekenntnis zur Atomkraft
Ein Gespräch mit SR-Frankreichexpertin Lisa Huth über die historischen Hintergründe der französischen Atompolitik
Während die letzten sechs in Deutschland verbliebenen AKWs bis Ende 2022 abgeschaltet werden sollen, setzt Frankreich mit seinen zurzeit 56 Reaktoranlagen auch in Zukunft stark auf Atomenergie. Im SR-Interview erläutert Frankreich-Expertin Lisa Huth die historischen Hintergründe.
Der französische Präsident Emmauel Macron hat seine Pläne für die künftige Energiepolitik seines Landes vorgestellt. Der Schwerpunkt des Strommixes soll ganz klar auf alternativen Energien liegen - und dazu gehört für Frankreich unbedingt auch die Atomenergie. Während die letzten sechs in Deutschland verbliebenen AKWs bis Ende 2022 abgeschaltet werden sollen, leistet sich Frankreich bis auf Weiteres 56 Atomkraftanlagen.
Unabhängigkeit als wichtigster Faktor
Den Hauptgrund für Frankreichs Akzeptanz des Atomstroms sieht SR-Frankreichexpertin Lisa Huth in der weitgehenden Unabhängigkeit vom Ausland. Dass Frankreich unter einem Mangel an eigenen Energieträgern wie Kohle oder Öl leide und damit in Abhängigkeit von Lieferanten aus Algerien oder dem Nahen Osten geraten könnte, sei den Menschen schon im Zuge der Industrialisierung in den 1940er und 1950er Jahren klar geworden. Die Ölkrise von 1973 habe diese Einsicht bestärkt, gab Huth zu bedenken, und auch die militärische Seite der Atomkraft spiele für die meisten Franzosen eine wichtige Rolle.
Niedrige Verbraucherpreise
Nicht zuletzt sorge Frankreichs mit Milliarden Euro staatlich subventionierte Energiepolitik für relativ niedrige Preise beim privaten Heizungs- und Haushaltsstrom, die deutlich günstiger seien als im Atomstrom-Aussteigerland Deutschland.
Der andere Blickwinkel:
Mehr zum Thema im Archiv:
Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 19.10.2021 auf SR 2 KulturRadio. Das Symbolbild ganz oben zeigt das Kernkraftwerk im französischen Cattenom (Archivfoto: SR Fernsehen).