Stimmen SR 2, Michael Thieser (Foto: Pasquale D'Angiolillo)

Wer rettet den Saarsport?

Kommentar zur LSVS-Affäre

Michael Thieser   15.06.2018 | 16:19 Uhr

Der Finanzskandal beim Landessportverband Saarland (LSVS) hat sich mittlerweile zu einer echten Katastrophe für den gesamten Saar-Sport entwickelt. Noch immer liegen nicht alle Fakten auf dem Tisch, aber klar ist: Es wurde nicht nur viel Geld vernichtet, sondern auch Vertrauen verspielt. Die jetzt erforderlichen Maßnahmen werden sehr schmerzhaft sein.

Während die Fußballfans auf der ganzen Welt ihren Stars bei der Weltmeisterschaft Russland die Daumen drücken, versinkt der Saar-Sport immer tiefer in den roten Zahlen und in dem selbstverschuldeten Finanzloch beim Landesportverband.

mafiöse Machenschaften

Sieben Monate nach Bekanntwerden des Millionendefizits, das sich inzwischen auf über 40 Millionen Euro aufsummiert hat, steht eines fest: ein solches Ausmaß an Misswirtschaft, Kungelei, und zum Teil mafiösen Machenschaften hinter den Kulissen übersteigt alles, was man sich bis dato unter dem Dach einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft - und dies ist der Landessportverband - hätte vorstellen können!

Noch immer liegen nicht alle Fakten auf dem Tisch. Sicher ist nur, der Schaden ist riesig, neue Kredite von den Banken unvermeidlich und ob der Steuerzahler als Retter am Ende tatsächlich außen vorbleibt, ist noch keineswegs ausgemacht.

Politik ist tief verstrickt

Worum es jetzt geht ist zu verhindern, dass der Saar-Sport vollends an die Wand fährt. Die Politik ist tief verstrickt und wenn CDU und SPD in der momentanen Situation noch irgendetwas Gutes tun können, dann ist es, die richtigen Konsequenzen zu ziehen.

Die Sozialdemokraten haben heute einige Vorschläge gemacht, auch wenn dies den Beschäftigten an der Landessportschule erst einmal nicht weiterhilft. Ihnen drohen Massenentlassungen, sie fühlen sich im Stich gelassen und die Fachverbände wissen angeblich noch immer nicht, was der eingesetzte Sanierungsbeauftragte wirklich vorhat.

Insofern keine guten Voraussetzungen für einen Neuanfang!

Ansonsten hat in dieser Woche der Landtag erneut die Immunität des SPD-Abgeordneten Eugen Roth und von Klaus Meiser (CDU) aufgehoben. Der ehemalige LSVS- und Landtagspräsident muss sich vor Gericht verantworten und aufgrund der Aktenlage hat er sich möglicherweise der Untreue in einem besonders schweren Fall schuldig gemacht.

LSVS-Spitze hinterlässt Desaster

Natürlich gilt auch für ihn – bis zu einem Urteil die Unschuldsvermutung. Doch dies ändert nichts daran: Meiser und seine Vorgänger an der Spitze des LSVS hinterlassen ein Desaster, das jetzt die Vereine und viele Ehrenamtler ausbaden müssen. Bei der Sitzung des Gesamtvorstandes des LSVS in der kommenden Woche dürfte es turbulent zugehen, auf der anderen Seite könnte sie auch zum Beginn eines neuen Aufbruchs werden.

So schmerzlich die Einschnitte auch sind, die jetzt bevorstehen: zu vermeiden sind sie am Ende wohl nicht. 

mehr Transparenz

Die SPD-Landesvorsitzende Anke Rehlinger hat sich darüber hinaus am Freitag bereit erklärt, in Zukunft das Parlament in die Kontrolle der Haushaltsmittel beim Landessportverband mit einzubeziehen. Dies hätte immerhin den Vorteil, dass die Öffentlichkeit alljährlich erfährt, was genau mit den Millionen aus dem sogenannten Sportachtel passiert. In anderen Bundesländern ist dies längst gängige Praxis.

Die Botschaft lautet: mehr Transparenz. Und dazu müsste und sollte dann auch eine Neuordnung der Rechtsaufsicht gehören.

Das Innenministerium jedenfalls hat als oberste Kontrollbehörde angeblich über Jahre hinweg von der jetzigen Schieflage nichts mitbekommen. Man könnte auch sagen: eine wirkliche Aufsicht fand nicht statt.

Es bleibt somit dabei: die Politik hat die aktuelle Misere im Saarsport maßgeblich mit verursacht und deshalb sollte sie sich in Zukunft aus allen operativen Gremien zurückziehen und denen den Sport überlassen, denen es ausschließlich um die Sache geht. 

Ein Thema in der Sendung "Bilanz am Abend" vom 15.06.2018.

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