Stimmen SR 2, Michael Thieser (Foto: Pasquale D'Angiolillo)

Zeit für einen Neuanfang!

Die Meinung von SR-Landespolitikchef Michael Thieser

Michael Thieser   19.12.2017 | 12:35 Uhr

In der saarländischen Sportszene ist nicht erst seit Bekanntwerden der LSVS-Finanzprobleme einiges faul, vermutet SR-Landespolitikchef Michael Thieser. Die Ursachen sind vielfältig, eine wichtige Rolle spielt auf jeden Fall Landtagspräsident Klaus Meiser. Ein Kommentar.

Statt entspannt das Jahr ausklingen zu lassen, steht der saarländische Sport vor einem Desaster: Jahrelange Misswirtschaft, eine Finanzplanung, die mit der Realität offenbar nur wenig zu tun hatte. Es wurde vertuscht, möglicherwiese gab es eine doppelte Buchführung, selbst die zuständigen Wirtschaftsprüfer wollen nichts bemerkt haben und am Ende – wie so oft - wird dann ein Bauernopfer gesucht, das an allem schuld gewesen sein soll.

Das ist wenig plausibel und es bleiben viele offene Fragen. Dass der bisherige Hauptgeschäftsführer Paul Hans alleine das Millionen-Loch beim Landessportverband verursacht hat, ist jedenfalls kaum vorstellbar und er selbst bestreitet dies auf das Heftigste.

Es ist Zeit, dass der Deckel gehoben wird; im saarländischen Sport ist nach allem, was man vermuten kann und was bereits auf dem Tisch liegt, einiges faul. Dies betrifft weniger die Vereine vor Ort, sondern vielmehr die Verbandspitze und das dichte Netzwerk aus Politik, Funktionären und teilweise auch den Medien.

Klaus Meiser (Foto: Pasquale D'Angiolillo)
Präsident des Landesportverbandes, Klaus Meiser (Foto: Pasquale D'Angiolillo)

Wer es immer noch nicht weiß: Wichtige Personalentscheidungen und wichtige Vorhaben werden im Saarland nicht selten auf den sonntäglichen Sportplätzen vorbereitet und auf den Weg gebracht. Und jemand, der diese Spielart und diese Klaviatur perfekt beherrscht, ist der Präsident des Landesportverbandes Klaus Meiser. Seine Kumpelhaftigkeit und das "mit jedem per Du sein" sind sein Markenzeichen und zugleich seine Methode, mit der er seit Jahren in der vordersten  Reihe mitspielt.

Die jetzige Finanzaffäre konnte er nicht verhindern - ob er sie operativ mit versucht hat, ist noch nicht geklärt. Das gleiche gilt für seinen Vorgänger im Amt Gerd Meyer. Beide wollen von den Unregelmäßigkeiten nicht den Hauch einer Ahnung gehabt haben. Wenn das stimmt, waren sie zumindest zutiefst blauäugig!

Klaus Meiser ist Jurist, er war Bürgermeister, Fraktionsvorsitzender, Minister und ist Präsident des Saarländischen Landtags, er sitzt in fünf Aufsichtsräten zum Teil großer Deutscher Unternehmen; er kassiert dafür fünfstellige Aufwandsentschädigungen; er gehört vier Verwaltungsräten an und ist ansonsten Mitglied in zahlreichen weiteren Beiräten, Stiftungen und Vereinen.

Die Frage stellt sich somit: Wie viele Aufgaben kann ein Mensch unter einen Hut bringen? Ein Motto im Sport lautet "immer höher, immer schneller, immer weiter". Im aktuellen Fall ist es jedoch so, dass dieses "immer mehr" offenbar an seine Grenzen stößt.

Die Aufklärung des jetzigen Finanzskandals steht erst am Anfang. Wer hat wo unterschrieben? Gab es eine konzertierte Aktion, möglicherweise sogar gemeinsam mit den Wirtschaftsprüfern? Warum hat das Innenministerium als Rechtsaufsicht nicht genauer hingeschaut?

Kritiker sagen - und das sind nicht wenige, selbst in seiner eigenen Partei, der CDU - dass der Job des Landtagspräsidenten für Klaus Meiser nur die Hülle ist, um all die anderen Aufgaben wahrnehmen zu können. Dies ist schon einmal schief gegangen, als Meiser vor 17 Jahren wegen einer Sponsor-Affäre beim 1. FC Saarbrücken und einem Strafbefehl wegen Beihilfe zur Untreue als Innenminister zurücktreten musste.

Angesichts der Politikverdrossenheit, dem Vormarsch der Populisten und der darniederliegenden Debattenkultur im Saarland braucht der Landtag endlich einen Parlamentspräsidenten, der sich um die Wiederbelebung der Demokratie kümmert.

Und der saarländische Sport braucht jemanden - Ehrenamt hin oder her – der die Zeit hat, die die Vereine benötigen, um angesichts der demografischen Entwicklung auf Dauer erfolgreich sein zu können.

Beides zusammen funktioniert – wie man sieht – ganz offensichtlich nicht.

Es liegt deshalb jetzt an den Vereinen und den Fachverbänden, das entstandene Desaster für einen umfassenden Neuanfang zu nutzen.


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