Pressekonferenz zu den Missbrauchsvorwürfen (Foto: SR.de)

Klinikleitung verteidigt Vorgehen

Janek Böffel   24.06.2019 | 19:02 Uhr

Nach den mutmaßlichen sexuellen Übergriffen auf junge Patienten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Homburg hat sich am Montagnachmittag die Klinikleitung zu Wort gemeldet. Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft hat sie ihr Vorgehen verteidigt, die Eltern damals nicht zu informieren.

Man hätte mit der Information an Eltern und Betroffene womöglich mehr geschadet als genutzt, so die Argumentation des Leiters der Uniklinik, Wolfgang Reith. Deshalb habe sich die Leitung seinerzeit sowohl nach den ersten anonymen Hinweisen, als auch nach der erstatteten Anzeige 2014 nicht an die Eltern gewandt. Er selbst hätte allerdings womöglich anders entschieden als die Kollegen damals.

Video [aktueller bericht, 24.06.2019, Länge: 3:10 Min.]
Möglicher Kindesmissbrauch: Die Uniklinik stellt sich den Vorwürfen

Auch die Staatsanwaltschaft sah nach dem Tod des Assistenzarztes 2016 keine Rechtsgrundlage, die Eltern zu informieren. Das passierte denn erst mit mehreren Jahren Verzögerung in der vergangenen Woche auf Betreiben des Wissenschaftsministeriums. Von den bisher 34 angeschriebenen Eltern konnte die Uniklinik allerdings erst 22 erreichen.

Hinweise aus der Belegschaft

Wieso das Wissenschaftsministerium als Rechtsaufsicht über die Uniklinik und damit die Kinder- und Jugendpsychiatrie nicht informiert wurden ist, ist ebenfalls unklar. Man wolle das noch prüfen, sagte die zuständige Abteilungsleiterin Groh.

Der damals Anfang 30-jährige Assistenzarzt soll von 2010 bis 2014 Anfangsuntersuchungen nicht ordnungsgemäß, sondern sexuell motiviert durchgeführt haben. Trotz Hinweisen aus der Belegschaft im Jahr 2011 wurde ihm erst 2014 gekündigt. 2016 vor Abschluss der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft verstarb er – laut Polizei eines natürlichen Todes.

Über dieses Thema hat auch die SR-Hörfunknachrichten vom 24.06.2019 berichtet.

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