"Die Wiedergeburt der Diktatur"
Ein Gespräch mit dem Dirigenten Thomas Sanderling über seinen Rücktritt als Chefdirigent in Novosibirsk und über den Krieg in der Ukraine
Thomas Sanderling (79), deutscher Dirigent mit russischer Staatsbürgerschaft und Sohn von Kurt Sanderling, nennt den Angriff Russlands auf die Ukraine und die schärferen Gesetze in Russland als Grund seines Rücktritts vom Posten des Chefdirigenten und Künstlerischen Leiters des Akademischen Philharmonischen Orchesters Nowosibirsk Anfang der Woche.
Angst vor Kritik
Dies erinnere ihn stark an eine "Wiedergeburt der Diktatur", sagte Sanderling dem SR. Seine Entscheidung sei eine persönliche, die von Teilen seines Umfeldes in seiner Heimatstadt Nowosibirsk mit Respekt kommentiert worden sei. Er wisse aber auch, dass wie bei seinem Kollegen Valery Gergijew, der Druck auf die Familien in Russland sehr groß sei und sich deshalb viele mit Kritik zurückhielten.
Dass russische Musik und Kultur aber aus Konzertsälen und von Bühnen gestrichen werde, so Sanderling, halte er für den falschen Weg. Viele Menschen in Russland wüssten zudem nicht, was in der Ukraine geschehe. Auch dem wolle er mit seinem Schritt entgegentreten.
Wie Schostakowitsch reagiert hätte
Sanderling hat noch persönlich mit dem russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch zusammengearbeitet und zeigte sich sicher, dass dieser den russischen Angriff auf die Ukraine "musikalisch beantwortet hätte".
Weitere Informationen zum Konzert:
Auf dem Programm:
- Peteris Vasks: "Musica serena" für Streichorchester
- Dmitri Schostakowitsch: Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1
- Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 4
Das 5. Sinfoniekonzert des Saarländischen Staatsorchesters unter der Leitung von Thomas Sanderling wird vom Saarländischen Rundfunk für SR 2 KulturRadio aufgezeichnet und zu einem späeren Zeitpunkt ausgestrahlt.
Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 11.03.2022 auf SR 2 KulturRadio. Das Bild ganz oben zeigt den Dirigenten Thomas Sanderling (Foto: Honkphoto).