"Die Entdeckung eines lang verhinderten Repertoires"
Interview mit Thomas Schmidt-Ott, Direktor des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin
In puncto Diversität in der klassischen Musik geht das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin neue Wege: In jedem Konzert soll in Zukunft ein Werk einer Komponistin gespielt werden. Orchesterdirektor Thomas Schmidt-Ott nennt das eine "feministische Musikpolitik".
Komponistinnen haben es in der klassischen Musik nach wie vor schwer. Auf den Spielplänen großer Orchester finden sich mittlerweile zwar auch Stücke von Komponistinnen, das ist aber noch lange nicht die Regel.
"Shitstorm" nach der Ankündigung
Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin hat nun angekündigt, in jedem seiner Konzerte ein Stück einer Komponistin zu spielen. Nachdem Orchesterdirektor Thomas Schmidt-Ott in einer Pressekonferenz von einer "feministischen Musikpolitik" sprach, hagelte es negative Kommentare.
Audio
Ein von Männern dominierter Betrieb
Für ihn ist es weniger eine kämpferische Ansage, sondern vielmehr der Versuch, mehr Komponistinnen im Konzertbetrieb zu spielen. "Selbst heute noch werden ca. 50 Prozent des Klassikrepertoires von 15 männlichen Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts bedient", erklärt der Orchesterdirektor.
Nur weniger als zwei Prozent aller Kompositionen im Klassikkonzertbetrieb würden von Frauen geliefert werden. Eine feministische Musikpolitik, so Thomas Schmidt-Ott, würde die "Entdeckung eines Repertoires zur Folge haben, das Jahrhunderte lang verhindert wurde".
Ein Thema der Sendung "Der Morgen" am 23.05.2023 auf SR 2 KulturRadio.