Szene aus Hamlet am Saarländischen Staatstheater (Foto: Astrid Karger)

"Psychologisch überzeugende Figuren, mächtige Bilder"

Anke Schaefer   15.04.2023 | 13:18 Uhr

Der Satz Shakespeares Hamlet, „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“, ist Legende. Die Saarländische Schauspieldirektorin Bettina Bruinier musste ihre Version des Hamlet mehrfach verschieben. Nun war es soweit. Anke Schaefer mit einer Kritik.

Szenenbild: Alle Akteure zu Anfang auf der Bühne. Nebeneinander stehen sie, in ihren bunten Gewändern der ganze Hofstaat, nur in der Mitte der alte König, ganz in schwarz: Noch ist er lebendig, wenig später aber tot.

Nachrichtensprecher kommentiert

In ihrer Saarbrücker Neufassung des Hamlet lässt die Saarländische Schauspieldirektorin Bettina Bruinier immer wieder einen Nachrichtensprecher auftreten, der die Geschehnisse kommentiert. Sein Bild wird riesengroß auf die leichten Gaze-Vorhänge projiziert, die mal hier mal dort die Bühne verhängen.

Hamlet, sagt er etwa, sei, so habe der Hof entschieden, zu jung, um die Regierungsgeschäfte zu übernehmen, daher werde die Königin, Hamlets Mutter, den Bruder des verstorbenen Königs heiraten und fortan Dänemark regieren.


Audio

Hamlet: Psychologisch überzeugende Figuren, mächtige Bilder
Audio [SR 2, Anke Schaefer, 15.04.2023, Länge: 03:11 Min.]
Hamlet: Psychologisch überzeugende Figuren, mächtige Bilder


Hamlet soll den Vater rächen

Der Geist des verstorbenen Königs aber erscheint Hamlet. Er sagt, der Vater wäre von seinem Bruder, der nun König ist, ermordet worden. Er fordert Rache. Michael Wischniowski spielt diesen jungen Hamlet, der nun Rache nehmen soll. Der sich daher von seiner geliebten Ophelia entfernt, die schließlich ertrinkt, Hamlet sieht sich von seinem Freund Rosenkranz verraten. Er weiß überhaupt mehr, wem er trauen kann. Denn es ist was faul im Staate Dänemark.

Hamlet will sterben und hat doch Angst hat vor dem Tod. Michael Wischniowski spielt ihn als Irrwisch, der die großen Sätze wie den vom „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“ eher nebenbei spricht. Er spielt ihn als einen, der um sein Schicksal weiß, es aber mit Fassung trägt und aushält.

Farbige Protagonisten, Dunkle Bühne

Auch Hamlets Gesicht wird immer wieder riesengroß auf die Gazevorhänge projiziert, die Lippen blutrot, der Irrsinn sprüht ihm aus den Augen. So farbig die Protagonisten sind, so schwarz ist die Bühne. Volker Thiele, der Bühnenbildner, lässt sie so gut wie leer, nach hinten weit offen, man sieht in den ganzen schwarzen Bühnenraum, in den Regisseurin Bettina Bruinier immer mehr Nebelwolken einsinken lässt.

Am Ende hängt eine besonders schöne solche weiße Wolke hell beleuchtet über der schwarzen Bühne, die wüst und leer ist: Alle sind tot. Der Geist des Vaters, der all dieses Unglück, diesen Schrecken verursacht hat, zieht den Vorhang zu. Wie im Traum erklingen nochmal die Stimmen derer, die eben noch agiert haben.

"Sehenswert"

Eine Inszenierung, die das Stück ernst nimmt und es in eine zeitlose Gegenwart holt. Sie klingt nach. Psychologisch überzeugende Figuren, mächtige Bilder: Sehenswert.


Video

Video [aktueller bericht, 13.04.2023, Länge: 3:14 Min.]
Zeitgemäße Inszenierung von Shakespeares „Hamlet“


Ein Thema der Sendung "Der Lange Samstag" am 15.04.2023 auf SR 2 KulturRadio. Das Foto ganz oben zeigt eine Szene aus der Hamlet-Inszenierung. (Bildquelle: Astrid Karger)

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