Ein Plädoyer gegen den "pauschalen Kulturboykott"
Ein Gespräch mit Kathrin Röggla, Vizepräsidentin der Akademie der Künste in Berlin, zum Umgang mit russischen Künstlerinnen und Künstlern
Kathrin Röggla, die Vizepräsidentin der Akademie der Künste in Berlin, hat sich gegen die "irrwitzige Debatte" eines pauschalen Kulturboykotts Russlands ausgesprochen. Im SR-Interview warnte sie davor, von russischen Künstlerinnen und Künstlern ein "Sich-Distanzieren von Putin" zu verlangen.
Während angesichts des Ukraine-Kriegs die einen für einen pauschalen Ausschluss russischer Künstlerinnen und Künstler von der Weltbühne plädieren, würden andere lieber differenzieren: Was kann eigentlich der russische Künstler für Putins Krieg?
"Irrwitzige Debatte"
Das sieht auch die Berliner Schriftstellerin Kathrin Röggla so, die Vizepräsidentin der Akademie der Künste. Im Gespräch mit SR-Moderator Jochen Erdmenger sprach Röggla von einer "irrwitzigen Debatte". Ein "transnationales Gespräch" sei "in Gefahr", wenn die Menschen wieder Strömungen wie Xenophobie oder Nationalismus aufsäßen. Das "Abverlangen eines Sich-Distanzierens von Putin" habe mit Kunst nichts zu tun und sei "sehr gefährlich", gab Röggla zu bedenken.
Sie finde es erstaunlich, dass gerade der Bereich der klassischen Musik das "kritische Gespräch wenig zu ermöglichen" scheine. Der pauschale Kulturboykott Russlands sei jedenfalls "total unsinnig", so Röggla.
Die andere Perspektive:
Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" vom 10.03.2022 auf SR 2 KulturRadio. Das Bild ganz oben zeigt Kathrin Röggla (Foto: Dr. Ralph Schock).