Verschiedene Stempel (Symbolbild) (Foto: IMAGO / MiS)

Das erste moderne Erbschaftssteuergesetz in Preußen

ZeitZeichen: 30. Mai 1873

 

Sendung: Dienstag 30.05.2023 9.05 bis 9.20 Uhr

Sogar der Urvater des Kapitalismus Adam Smith forderte eine Erbschaftssteuer, um die krassen Vermögensunterschiede seiner Zeit zu bekämpfen. 1873 führte Preußen ein erstes modernes Gesetz dazu ein. Doch bis heute wird Wohlstand in Deutschland oft vererbt und viel seltener erarbeitet...

Geschätzt 400 Milliarden Euro werden in Deutschland jedes Jahr vererbt; aber nur 11 Milliarden Euro Erbschaftssteuer gezahlt – das sind 2,7 Prozent. Die Vermögensverteilung basiert hierzulande also auf "Erbadels"-Strukturen: Mehr als drei Viertel allen bundesdeutschen Vermögens ist ererbt und hat seine Wurzeln in der Zeit vor 1950. Wie kann es sein, dass in einer angeblichen "Leistungsgesellschaft" so viel leistungsloses Vermögen den Besitzer wechselt?

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Das Zeitzeichen blickt in die Geschichte der Erbschaftssteuer. Regelungen dazu gab es in vielen Kulturen seit tausenden Jahren. Auf deutschem Boden gab es in vielen Kleinstaaten so genannte "Stempelgelder", quasi Gebühren für die Beurkundung von Totenscheinen und anderem. Dass Nachkommen geerbtes Vermögen versteuern sollten – je höher das Erbe, desto größer die Abgabe – wurde hierzulande erstmals 1873 in Preußen mit dem Erbschaftssteuergesetz eingeführt. Zu einer realen Umverteilungswirkung von oben nach unten hat diese Gesetzgebung aber bis heute wenig bis nichts beigetragen. Dafür sind die Steuersätze viel zu niedrig und die Ausnahmen viel zu zahlreich.

Von Thomas Pfaff


Das Bild ganz oben zeigt Verschiedene Stempel auf einem Schreibtisch (Bildquelle: IMAGO / MiS).


"ZeitZeichen"

Montag bis Freitag um 9.05 Uhr auf SR 2 KulturRadio

Seit über 40 Jahren ist die Sendung "ZeitZeichen" eine feste Institution in der deutschen Radiolandschaft. Mit erzählerischer Kraft, analytischer Brillanz und publizistischer Kompetenz erinnert das "ZeitZeichen" an wichtige Daten und Ereignisse. Dabei geht nicht nur um Geschichte, Politik, Kunst und Kultur, sondern auch das Alltägliche, bis hin zum Skurrilen.

Neben dem aufwändig komponierten Beitrag sind im 15-minütigen "ZeitZeichen" alle Darstellungs- und Stilformen des Hörfunks zu erleben, von der reinen O-Ton-Collage über die Reportage bis hin zum Mini-Hörspiel.

Das ZeitZeichen ist eine Kooperation von SR 2 KulturRadio mit dem Westdeutschen Rundfunk.

Redaktion SR: Peter Weitzmann

Redaktion WDR: Gesa Rünker

E-Mail: sr2@sr.de

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