Samuel Beckett (Foto: IMAGO / UIG)

Die Uraufführung von Samuel Becketts Theaterstück "Warten auf Godot"

ZeitZeichen: 5. Januar 1953

 

Sendung: Donnerstag 05.01.2023 9.05 bis 9.20 Uhr

Schon kurz nach der Uraufführung von "Warten auf Godot" wurde das Rätsel um den abwesenden Godot zum Stadtgespräch, das Stück wurde weltweit aufgeführt, der Titel zum geflügelten Wort. Und Autor Samuel Beckett wurde gegen seinen Willen zum Erfinder des "Absurden Theaters" ernannt…

Am 5. Januar 1953, heute vor 70 Jahren, war Premiere in Paris: Das Stück eines bis dahin unbekannten irischen Autors, der Titel: "Warten auf Godot". Der Autor, Samuel Beckett, hatte das Stück zur Entspannung von Hirn und Hand aufgeschrieben, nachdem er in kurzer Zeit zwei Roman-Manuskripte vollendet hatte.

Die Erfahrung des qualvollen Warten-Müssens lag erst ein paar Jahre hinter ihm: Beckett war während des Zweiten Weltkriegs vor den deutschen Besatzern in den Süden Frankreichs geflüchtet. Er hatte dort in der Landwirtschaft gearbeitet und das Ende des Krieges herbeigesehnt. Zurück in Paris schrieb er wie besessen. Ein kleines Theater interessiere sich für "Warten auf Godot" vor allem deshalb, weil es mit wenig Aufwand zu realisieren war: Zwei Hauptfiguren, drei Nebenfiguren, ein Baum.


Audio

Die Uraufführung von Samuel Becketts Theaterstück "Warten auf Godot" (5.1.1953)
Podcast [SR 2, Monika Buschey , 22.12.2022, Länge: 13:35 Min.]
Die Uraufführung von Samuel Becketts Theaterstück "Warten auf Godot" (5.1.1953)


Das Publikum reagierte irritiert und fasziniert zugleich. Dieses Stück war mit nichts zu vergleichen, was man kannte. Das Rätsel um Godot wurde zum Stadtgespräch, der Titel zum geflügelten Wort. Im Herbst 1953 war bereits die deutsche Erstaufführung in Berlin.

Das Stück trat seine Reise um die Welt an. Unzählige Deutungen versuchen zu ergründen, wer denn wohl mit Godot - der im Stück nicht auftritt - gemeint ist. "Wenn ich wüsste, wer Godot ist, hätte ich es in mein Stück hinein geschrieben" sagt Beckett. Mit dem Warten auf einen, der nie kommt, nicht aufhören zu können, ist grotesk, tragisch, komisch. Es ist absurd. Gegen seinen Willen wurde Beckett zum Erfinder des absurden Theaters ernannt.

Von Monika Buschey


Das Bild ganz oben zeigt Samuel Beckett (IMAGO / UIG)


"ZeitZeichen"

Montag bis Freitag um 9.05 Uhr auf SR 2 KulturRadio

Seit über 40 Jahren ist die Sendung "ZeitZeichen" eine feste Institution in der deutschen Radiolandschaft. Mit erzählerischer Kraft, analytischer Brillanz und publizistischer Kompetenz erinnert das "ZeitZeichen" an wichtige Daten und Ereignisse. Dabei geht nicht nur um Geschichte, Politik, Kunst und Kultur, sondern auch das Alltägliche, bis hin zum Skurrilen.

Neben dem aufwändig komponierten Beitrag sind im 15-minütigen "ZeitZeichen" alle Darstellungs- und Stilformen des Hörfunks zu erleben, von der reinen O-Ton-Collage über die Reportage bis hin zum Mini-Hörspiel.

Das ZeitZeichen ist eine Kooperation von SR 2 KulturRadio mit dem Westdeutschen Rundfunk.

Redaktion SR: Peter Weitzmann

Redaktion WDR: Gesa Rünker

E-Mail: sr2@sr.de

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