Sendung: Montag 28.03.2022 9.05 bis 9.20 Uhr
Als Josef "Sepp" Herberger vor 125 Jahren das Licht der Welt erblickte, wurde über den Fußball noch allenthalben die Nase gerümpft. Die deutsche Turnerschaft spottete verächtlich über die "englische Fußlümmelei". Doch dann wuchs der Fußball in Deutschland gleichzeitig mit seinem großen Trainer heran.
1897 ist an einen organisierten Fußball-Spielbetrieb in Deutschland noch nicht zu denken, schon gar nicht an eine Nationalmannschaft oder gar an eine Weltmeisterschaft. Die Deutsche Turnerschaft wähnt sich moralisch, historisch und sportlich auf der richtigen Seite. Sport bedeutete Ertüchtigung, bedeutete auch im Kaiserreich die Vorbereitung "auf den bewaffneten Kampf im Felde". Gegen einen Ball zu treten, war ein Sport für Außenseiter.
Sepp Herberger, in einem Elendsviertel des Mannheimer Waldhofs groß geworden, nutzte den Fußball als Sprungbrett in ein besseres Leben. Er erkannte Chancen früher als andere, und er ging Wagnisse ein, wenn andere noch überlegten. Er ließ sich in den 20er Jahren einen Vereinswechsel bezahlen, wofür man damals (Achtung, Fußball-Millionarios!) selbstverständlich gesperrt wurde. Anfang der 1930er Jahre entschied sich Sepp Herberger für eine Laufbahn als Trainer. Er trat in die NSDAP ein, um dem Reichstrainer assistieren zu können. Nach dem Krieg baute er die deutsche Nationalmannschaft als Trainer wieder auf: 1954, Wankdorfstadion, aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen… der Rest ist Legende.
Alle, die ihn kennenlernten, sprachen noch lange nach Herbergers Tod von einem Fußball-Besessenen. Er selbst tat das auch. Der Fußball war für ihn zweifellos das Spiel des Lebens.
Von Burkhard Hupe
"ZeitZeichen"
Montag bis Freitag um 9.05 Uhr auf SR 2 KulturRadio
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Redaktion SR: Peter Weitzmann
Redaktion WDR: Michael Rüger
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