Sendung: Mittwoch 30.12.2020 9.05 bis 9.20 Uhr
Der überzeugte DDR-Bürger Heiner Müller war der personifizierte Widerspruch. Ein intellektueller Genussmensch, Zigarrenraucher, Whiskytrinker und unerschrockener Kritiker des realen Sozialismus. Aber auch eine Rampensau, hofiert seit den 80er Jahren von den Feuilletons und Talkshows im Westen für seine abgründigen Kommentare: "Ich sage alles, nur nicht, was ich denke".
Heiner Müller, 1929 in Sachsen geboren, zählte zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dramatikern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Daneben arbeitete er als Dramaturg, Regisseur und zuletzt als Intendant des Berliner Ensembles. In seinen Stücken erzählte er von den Brüchen und Widersprüchen in der DDR und den Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. Als ihn das in Konflikt mit der Kulturbürokratie brachte, verlegte er sich auf die Bearbeitung antiker und historischer Stoffe. Er wollte keinen fröhlichen Applaus, sondern das Publikum verstören.
Heiner Müller, "der Wanderer zwischen den Welten", starb 1995 an Krebs. Für die einen "der rote Riese", für andere der "Oberlehrer und Visionär", gleichgültig ließ er niemanden. Die Totenfeier für ihn im vollbesetzen Berliner Ensemble war ein Ereignis.
Von Heide Soltau
"ZeitZeichen"
Montag bis Freitag um 9.05 Uhr auf SR 2 KulturRadio
Seit über 40 Jahren ist die Sendung "ZeitZeichen" eine feste Institution in der deutschen Radiolandschaft. Mit erzählerischer Kraft, analytischer Brillanz und publizistischer Kompetenz erinnert das "ZeitZeichen" an wichtige Daten und Ereignisse. Dabei geht nicht nur um Geschichte, Politik, Kunst und Kultur, sondern auch das Alltägliche, bis hin zum Skurrilen.
Neben dem aufwändig komponierten Beitrag sind im 15-minütigen "ZeitZeichen" alle Darstellungs- und Stilformen des Hörfunks zu erleben, von der reinen O-Ton-Collage über die Reportage bis hin zum Mini-Hörspiel.
Das ZeitZeichen ist eine Kooperation von SR 2 KulturRadio mit dem Westdeutschen Rundfunk.
Redaktion SR: Peter Weitzmann
Redaktion WDR: Michael Rüger
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