Streicher (Foto: DRP/Dirk Meyer)

Luigi Nono: "Prometeo"

Meilensteine der Neuen Musik (9)

  04.03.2015 | 06:00 Uhr

Sendung: Donnerstag 05.03.2015 20.04 - 22.30 Uhr

Archiv

(05.03.2015) Luigi Nonos "Prometeo" für Stimmen, Instrumente und Live-Elektronik ist ohne Frage eines der Hauptwerke am Ende des 20. Jahrhunderts. Der Prometeo ist zugleich das Opus summum im Spätwerk des italienischen Komponisten, ein Werk, das den Schönbergschen Kosmos in gewisser Weise abschließt und eine Tür in eine neue, unbekannte Welt öffnet. Man sprach schon bald von der epochalen Wirkung, die von dem Werk ausgehe, in dem die großen Fragen und Themen der Menschheit gestellt und in Musik gewandelt werden, ohne dass Nono Antworten zu bieten hätte. Seine Figur ist der Wanderer, dessen Ziel unbekannt ist, und der sich Erkenntnis aus dem „Auf-dem-Weg-Sein“ erwirbt. Nono selbst sagte über seinen "Prometeo", es sei "nicht ein Thema, nicht ein Mythos, aber es ist ein Denken, das immer weiter geht, eine Suche, die immer weiter sucht, eine Änderung, die immer weiter ändert".


In der SR-Mediathek können Sie den Beitrag auch online hören:

SR-Mediathek: Meilensteine der Neuen Musik: Luigi Nonos "Prometeo" [Friedrich Spangemacher für SR 2 KulturRadio, Mouvement, 5. März 2015, Länge ca. 6:09 Min.]


Nono nannte das 1984 uraufgeführte Werk eine „Hörtragödie“ und schloss sich mit dem Begriff der Tragödie an die antike Dramenwelt an. Auch der Text ist der Antike verbunden: So gibt es wie in der antiken Tragödie das „Stasimon“, ursprünglich das Chorlied zwischen den Auftritten der Schauspieler. Und ein Großteil der Texte stammt von antiken Autoren wie Äschylos, Euripides, Herodot, Hesiod, Sophokles und Pindar. Außerdem verwendete Nono Texte von Walter Benjamin, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Hölderlin und aus Schönbergs „Moses und Aaron“. Ausgesucht und zusammengestellt wurden sie von dem italienischen Philosophen und langjährigen Bürgermeister von Venedig, Massimo Cacciari.

So umfänglich das gesamte Stück mit ursprünglich 180 Minuten Dauer ist, der "Prometeo" ist eine Musik der kleinen Momente, die aus dem Mikrokosmos herauswachsen, im Raum in Bewegung gebracht werden und neue Bedeutung bekommen. Es sind Fragmente, die nebeneinander, übereinander gesetzt und miteinander verflochten werden, Momente, die zu sogenannten „Isole“ (Inseln) zusammenwachsen. Das Stück ist in gewisser Weise ein endloses Suchen und Weitertrieben, es lädt aber auch ein zum Innehalten.

Friedrich Spangemacher


Meilensteine der Neuen Musik

Reportage-Reihe auf SR 2 KulturRadio

Seit Mai 2014 stellen wir in jeder ersten „Mouvement“-Ausgabe des Monats ein Schlüsselwerk der Moderne vor – Meilensteine der Musikgeschichte wie Arnold Schönbergs Klaviersuite op. 25, György Ligetis „Atmosphères“ oder Karlheinz Stockhausens „Gesang der Jünglinge“. Die Beiträge können im Archiv nachgehört werden.

Mouvement - die aktuelle Sendung
Zweieinhalb Stunden lang bietet "Mouvement“ jeden Donnerstagabend Porträts, Interviews und Berichte rund um die Neue Musik.

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja