"Broadway Danny Rose": Premiere im Saarländischen Staatstheater
Es waren die 1980iger Jahre, die große Zeit der Woody-Allen-Filme. Die melancholischen Komödien waren damals ein Riesenerfolg im Kino. Nun hat das Saarländische Staatstheater einen dieser Filme für die Bühne adaptiert. "Broadway Danny Rose" – die Geschichte eines ziemlich erfolglosen Künstler-Agenten, der trotzdem liebenswert ist.
Es ist die Welt der billigen Varietes, der verzweifelten Standup-Comedians und der Künstler, die es nicht, noch nicht oder nicht mehr auf den Broadway geschafft haben, in der sich Danny Rose herumtummelt.
Im Film spielt Woody Allen den überdreht-verzweifelten Künstleragenten, der in seiner gewohnt zappeligen Art versucht, den brotlosen Künstlern Engagements zu verschaffen – eine einzigartige Mischung aus trockenem, jüdischen Humor, Dauergefasel und melancholischer Poesie.
Inszenierung in Saarbrücken
In der Saarbrücker Inszenierung wird auch gezappelt – leider fehlt bisweilen die melancholische Poesie. Stattdessen setzt man auf Slapstick, lässt es permanent krachen und versetzt das Publikum mit diesen wunderbaren Italo-Schnulzen à la Frank Sinatra oder Dean Martin in zuckersüße Nostalgie. Das sind auch die wirklich schönen Momente des Abends, wenn Christiane Motter als Sängerin oder Jan Hutter als wirklich grandioser Schnulzen-Sänger Lou Canova so richtig schön kitschig auf die musikalische Tube drücken.
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Danny Rose jedenfalls will mit eben diesem Lou Canova das große Comeback feiern, doch seine Geliebte funkt mit Mafia-Kontakten dazwischen, worauf eine aberwitzige Verfolgungsjagd folgt. Das Comeback gelingt – irgendwie – aber Lou Canova ist weg. Er hat sich einen anderen, erfolgreicheren Künstleragenten gesucht. Danny Rose geht wieder einmal leer aus und feiert Thanksgiving mit all seinen gescheiterten Künstlern in seiner engen Bude in Brooklyn.
"Broadway Danny Rose" ist ein Plädoyer für die Gescheiterten. Ein liebevoller Abgesang auf das Varieté und eine Hommage an das Gute im Menschen. Das alles geht in der Krach-Juhe-Inszenierung von Michael Schachermaier leider etwas unter.
Nebendarsteller im Fokus
Und so ist dieser Abend auch nicht der Abend der krachledernen Hauptdarsteller, sondern besonders die Nebendarsteller brillieren. Ob Christiane Motter als wirklich sehr passable Sängerin oder – vor allem – Bernd Geiling in verschiedensten Rollen. Er trifft diesen melancholisch-zärtlichen Ton mit Witz, den die Filme von Woody Allen so auszeichnen, wirklich grandios. Zum Beispiel als ziemlich mieser Bauchredner, der sozusagen der Kollateral-Schaden in dieser Varieté-Mafia-Klamotte ist.
Fazit
Alles in allem? Ein Abend mit schönen musikalischen Elementen und einigen Highlights. Aber der große Wurf ist "Broadway Danny Rose" in der Inszenierung des saarländischen Staatstheaters nicht.
Ein Thema in der Sendung "Region am Sonntag" am 15.01.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.
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