Wüstenstrom aus Afrika
Doku über die Chancen der Solarenergie
In Namibia und Marokko entstehen derzeit kilometerlange Solaranlagen, die Sonnenenergie in grünen Wasserstoff umwandeln sollen. Doch wer profitiert von diesen Großprojekten? Steckt dahinter eine neue Form von Wirtschaftskolonialismus? Das Thema im ARD Radiofeature am 1 April.
Sendung: Samstag 01.04.2023 9.05 bis 10.00 Uhr
Die Hoffnungen der Europäer, ihre Klima- und Energieprobleme zu lösen, richten sich auf die Wüstenstaaten Afrikas. Immer wieder gab es in den letzten Jahren Anläufe, den afrikanischen Wüstenstrom in großem Stil für die Gewinnung von grünem Wasserstoff nutzbar zu machen.
Preiswertester Rohstoff
Vor dem 24. Februar 2022 hieß es vielfach: „Zu teuer!“ Seitdem aber die Preise für Öl und Gas in Folge des Ukrainekrieges sprunghaft angestiegen sind, arbeiten internationale Akteure fieberhaft daran, den billigsten und preiswertesten Rohstoff auszubeuten, über den die afrikanischen Wüstenstaaten verfügen: Sonne und Wind.
Das Feature zum Hören:
Gigantisches Ausmaß
Das Ausmaß ist gigantisch: In Namibia sollen - als erster Schritt - Anlagen mit einer Kapazität von sieben Gigawatt entstehen, was der Energieproduktion von sieben Kernkraftwerken entsprechen würde. Und auch in Marokko, wo schon Solaranlagen in einer Länge von zehn Kilometern stehen, wird energiepolitisch nicht gekleckert.
Hoffnung auf Arbeitsplätze
In Namibia hofft man auf Arbeitsplätze und einen wirtschaftlichen Aufschwung. Doch wie sieht die Realität aus? Wandert das viele Geld aus Europa nur in die Taschen der Mächtigen? Und was ist mit den gefährdeten Oryx-Antilopen, dem namibischen Wappentier, deren Lebensraum bedroht ist.
Verantwortung Europas
Umwelt, Naturschutz und die Teilhabe der örtlichen Bevölkerung sollen auch in Marokko bei den gigantischen Solarprojekten gleich mitgedacht werden. Zumindest, wenn es nach den Interessen der marokkanischen Solarenergie-Behörde „Masen“ und des Nationalen Büro für Energie und Wasser geht. Wiederholt sich hier die Geschichte kolonialer Ausbeutung oder nehmen die Europäer diesmal ihre ethische Verantwortung wahr?
Die Autorin
Die Hörfunk- und Fernsehautorin Heidi Mühlenberg widmet sich vorrangig Umwelt- und Wissenschaftsthemen. Seit 1993 dreht sie Reportagen und Dokumentationen für MDR, NDR und arte. In der Feature- Redaktion des MDR entstanden unter anderem die Sendungen „Mülleimer Ostsee“, „Fracking, der zweifelhafte Weg zum Erdgas“, „Der verstummte Frühling“ und „Nach der Kohle“. Für das Feature „Desertec- Europas große Solarvision“ erhielt sie 2012 den Ernst Schneider-Preis in der Kategorie „Große Wirtschaftssendung“.
Das ARD radiofeature
In der FeatureZeit auf SR 2 KulturRadio von 09.05 bis 10.00 Uhr Immer am ersten Samstag eines Monats auf dem Sendeplatz der Sendung "FeatureZeit"
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"das ARD radiofeature“ greift Themen auf, die unsere Gesellschaft prägen, bedrohen oder verändern. Offensichtliches wird hinterfragt. Es geht um spannende Fälle, um überraschende Einsichten und um Gedankenflüge, die in unserer Lebenswirklichkeit andocken.
Die Autoren finden ihre Themen vor der Haustür, in der Provinz und in der Großstadt, in der Gegenwart und in der Zukunft. Ihre Recherche führt sie an versteckte Schauplätze, zu den Hauptfiguren der Features: hilflose Kommunalmanager, einflussreiche Investoren, frustrierte Polizei-Ermittler, raffgierige Finanzanalysten, Billigfliegertycoons und verzweifelte Widerstandskämpfer.